Private Equity

Private Equity: Was institutionelle Investoren wissen müssen

Private Equity ist bei institutionellen Investoren vor allem wegen der potenziell möglichen höheren Renditen beliebt. Allerdings sind auch die Kosten und das Risiko höher.

Private Equity (PE) ist eine Investmentstrategie, die zu den alternativen Anlagen zählt. Bei Private Equity wird außerbörsliches Eigenkapital oder privates Beteiligungskapital zur Verfügung gestellt, wobei die Kapitalgeber private oder institutionelle Investoren sein können.

Private Equity gewinnt als Anlageklasse zunehmend an Bedeutung. So war das Private-Equity-Volumen 2019 auf einem Höchstwert seit der Finanzkrise. In Deutschland tätigten Finanzinvestoren laut einer Analyse von Ernst & Young (EY) Private-Equity-Transaktionen im Wert von 30,2 Milliarden Euro –  ein Anstieg um 69 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Weltweit lag der Mittelzufluss bei 894 Milliarden US-Dollar, wie Bain im „Global Private Equity Report 2020“ berichtete. Laut einer Umfrage von Preqin planen zudem weltweit fast die Hälfte der institutionellen Investoren, ihr Engagement in PE langfristig auszubauen.

Ein Ziel von institutionellen Investoren, die auf Private Equity setzen, ist eine langfristige Outperformance gegenüber börsennotierten Aktien. PE soll möglichst eine niedrigere Volatilität aufweisen und eine geringe Korrelation zu den traditionellen Anlagen haben. Doch wie ist das möglich? Und welche Risiken bergen Private-Equity-Investitionen?

Was ist Private Equity?

Denn PE bietet Zugang zu Investitionsopportunitäten jenseits des Universums börsennotierter Unternehmen. Ins Deutsche als außerbörsliches Eigenkapital übersetzt, handelt es sich um eine Form von Beteiligungskapital. Private-Equity-Gesellschaften (General Partner, GP) sammeln hierfür Mittel bei institutionellen Anlegern (Limited Partner, LP) wie Banken, Pensionskassen oder Versicherungen ein.

Der Kapitalgeber, häufig eine Kapitalbeteiligungsgesellschaft, erwirbt Unternehmensanteile an einer Firma, die nicht börsennotiert ist. Diese hält er über einen begrenzten Zeitraum und verkauft sie möglichst gewinnbringend. Den Gewinnanstieg generieren die GP in der Regel, indem sie auch operatives Know-how zur Verfügung stellen. Um einen möglichst hohen Gewinn zu erzielen, investieren Private-Equity-Gesellschaften gezielt in Unternehmen, die ein vielversprechendes Verhältnis zwischen Risiko und Rendite haben. Diese Targets zeichnen sich in der Regel durch hohe und stabile Cashflows aus.

Buy-and-Build ist eine gängige Investitionsstrategie und steht der Restrukturierung beziehungsweise dem Turnaround gegenüber. Während bei der Buy-and-Build-Strategie gesunde Unternehmen gekauft und anschließend durch gezielte Zukäufe vergrößert werden, übernehmen Turnaround-Investoren Unternehmen in Schieflage und restrukturieren diese. Ihre Strategien legen die Private-Equity-Gesellschaften (PEG) in der Fundraising-Phase offen, wenn sie das Geld für den Fonds einsammeln. Hier können institutionelle Investoren entscheiden, welcher PEG sie Kapital anvertrauen wollen.

Private Equity: Anlagemöglichkeiten

Institutionelle Investoren haben zum einen die Möglichkeit, in Dachfonds zu investieren. Diese verwenden das Geld wiederum für Private-Equity-Fonds, die in Unternehmen investieren. Zum anderen gibt es sogenannte Buy-out-Fonds, die direkte Investments tätigen, indem sie Unternehmen kaufen. Das erfolgt häufig durch einen Leveraged Buyout beziehungsweise Management Buyout.

Leveraged Buyout und Management Buyout

Bei einem Leveraged Buyout (LBO) wird die Beteiligung mit einem hohen Anteil an Fremdkapital realisiert. Dadurch, dass weniger Eigenkapital eingesetzt wird, steigt die Rentabilität mithilfe des sogenannten Leverage Effektes. Dies funktioniert, solange die Gesamtkapitalrentabilität höher ist als die Zinsen, die auf das Fremdkapital anfallen.

Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der relevanten Leveraged Buyouts in Deutschland im ersten Halbjahr 2019 allerdings um gut ein Drittel. Dies zeigte der Mid-Cap-Monitor der Investmentbank GCA Altium, der Leveraged-Buyout-Finanzierungen in Deutschland zwischen 20 und 500 Millionen Euro erfasst. Während die Anzahl der Deals im gesamten Private-Equity-Bereich zurückging, gab es aber einige Megadeals, die das Transaktionsvolumen 2019 auf einen Rekordwert ansteigen ließen.

Beim Management Buyout (MBO) beteiligt sich neben der PEG auch noch das vorhandene Management am Unternehmen. Dies kann rentabel sein, da die Manager ein Eigeninteresse an der Verbesserung der Unternehmenswerte haben. Einige Finanzinvestoren wie das britische Private-Equity-Haus Montagu sind hierauf spezialisiert.

Co-Investments

Außerdem gibt es noch die Möglichkeit der Co-Investments. Diese direkten Investments erfolgen über Einzelfonds. Hiermit kann ein institutioneller Investor eine höhere Rendite erzielen. Allerdings: „Man muss sich als LP gut fragen, wie man das Thema angeht und was das mit der Portfolio-Konstruktion macht: Sind wir von einzelnen Unternehmen wirklich so überzeugt, dass wir sie ins Portfolio holen wollen”, gibt Investment Manager Kathrin Kalau-Reus von der Bayrischen Versorgungskammer zu bedenken.

Venture Capital

Auch Venture Capital (VC) ist außerbörsliches Eigenkapital und wird somit zu Private Equity gezählt. Das sogenannte Wagnis- oder Risikokapital zeichnet sich durch die Beteiligung an Unternehmen aus, die als besonders riskant gelten. Das sind in der Regel junge, nicht börsennotierte Unternehmen, die häufig technologiebasiert sind. Venture Capital bietet hohe Renditechancen, da Start-Ups noch viel Entwicklungspotential haben, allerdings ist dies riskant.

Venture-Capital-Unternehmen sind laut PGIM-CEO David Hunt für institutionelle Investoren nicht geeignet. Zunächst entsprächen die Renditen im VC-Bereich nicht den Risiko-Rendite-Zielen eines langfristig orientierten Investors. Seit knapp 20 Jahren hätten VC-Unternehmen im Schnitt nur eine Rendite von rund 3 Prozent erzielt und zudem kein Netto-Alpha generiert. Zweitens sei es schwierig, genügend Kapital in VC-Unternehmen zu stecken: Institutionelle Investoren könnten lediglich vergleichsweise geringe Anteile erhalten, sodass diese – selbst bei profitablen Renditen – im Gesamtportfolio keine maßgeblichen Auswirkungen hätten.

Private Equity: Beliebt bei institutionellen Investoren

Durch die Ausrichtung auf Private Equity erwarten institutionelle Anleger Renditen von über fünf Prozent. Das ergab die Schroders Institutional Investor Study 2019. Vor allem politische Ereignisse wie der Brexit und Handelskonflikte sind demnach Gründe, illiquide Vermögenswerte, zu denen auch Private Equity gehört, in Portfolios zu allokieren.

Die meisten Transaktionen fanden 2019 in den Bereichen Informationstechnologie (49) und Industrie (42) statt. Das ergab eine Studie von Ernst & Young. Die Bewegung in den beiden Branchen erklärt EY dadurch, dass der deutsche Markt viele kleinere und mittelgroße Industrieunternehmen beherbergt. „Wir beobachten derzeit zusätzlich verstärkt den Trend, dass Private-Equity-Fonds ihr Portfolio um innovative Digitalunternehmen anreichern wollen“, so Wolfgang Taudte, Partner bei EY. Das meiste Geld floss hingegen mit 6,8 Milliarden Euro in den Bereich Chemie.

Asien bietet nach Ansicht der Investoren in den nächsten drei Jahren die mit Abstand attraktivsten Investitionsmöglichkeiten für Private Equity in Schwellenländern. Dies ergab das Global Private Equity-Barometer 2019 von Coller Capital. Zwei Drittel oder mehr sehen demnach attraktive Chancen in Südostasien, in China, Hong Kong und Taiwan sowie in Indien – verglichen mit etwa einem Drittel der Investoren, die die Chancen in Mittel- und Osteuropa und in Lateinamerika hoch einschätzen.

Private Equity: Risiken

Als größte Herausforderung bezeichnen Investoren die Kosten und die Komplexität von Anlagen in Private Equity. Neben einer fixen Management Fee von rund zwei Prozent des angelegten Kapitals gibt es auch noch einen variablen Carried-Interest. Dieser bewegt sich normalerweise um 20 Prozent des Kauferlöses, wenn der Fonds eine bestimmte Mindestrendite erwirtschaftet hat.

Das Kapital ist lange gebunden und steht in der Regel vor dem Ende der Fonds-Laufzeit, in der Regel mindestens zehn Jahre, nicht zur Verfügung. Es wird zwar sukzessiv zurückgezahlt, dabei ist der Turnus allerdings vorher nicht bekannt. Zudem ist der Leverage-Buyout riskant weil die Private-Equity-Gesellschaften die gekauften Unternehmen hoch verschulden. Dadurch haben diese ein höheres Insolvenzrisiko.

Nicht zuletzt sorgen hohe Bewertungen bei Investments in die Anlageklasse für Bedenken: Dadurch, dass immer mehr Geld in Private Equity fließt, steigen die Kosten der Unternehmen. Das schmälert im Endeffekt die Rendite für institutionelle Investoren.

Private Equity Erfolgsrezept

Bain leitet vier Erfolgsrezepte ab, die einen gemeinsamen Nenner haben: Fokus. So fallen laut dem Report die erfolgreichen Unternehmen in eine der folgenden vier Kategorien:

  1. Sektor-Spezialisten: Diese Firmen erarbeiten einen Wissensvorsprung in einer Branche, so dass sie Risiken und Chancen besser einschätzen können als der Wettbewerb.
  2. Fokus auf bestimmte Regionen oder Asset-Klassen: Diese Unternehmen investieren sektorübergreifend, erarbeiten sich aber Wissensvorsprünge in anderen Bereichen.
  3. Konzentration auf Unternehmen mit bestimmten Charakteristika: Diese Fonds setzten branchenübergreifend auf bestimmte Muster und identifizieren so Unternehmen, deren Wert sie vergleichsweise einfach gemäß einem festgelegten „Drehbuch“ steigern können.
  4. Großinvestoren: Kapitalstarke Fonds verfügen über die nötigen Ressourcen, um auch große, komplexe Deals erfolgreich abzuschließen.

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