Die fünftgrößte deutsche Fondsgesellschaft, die Universal-Investment, soll zum Verkauf stehen.

Dies berichtet die Börsen-Zeitung. Nach Informationen des Hamburger Finanzmagazins DAS INVESTMENT soll die Hamburger Privatbank Berenberg, die neben dem Bankhaus Lampe Eigentümerin der Universal-Investment ist, ihre Anteile an dem Unternehmen bereits abgegeben haben.

Als Favoriten für den Erwerb der Universal-Investment bezeichnet die Börsen-Zeitung zum einen die BNP Paribas Securities Services und zum anderen den amerikanischen Fondsgiganten BlackRock, der aber Kaufabsichten dementiert. Von dpn befragte Brancheninsider schließen nicht aus, dass ein anderer Interessent zum Zuge kommen könnte.

Die Universal-Investment hat im deutschen Markt eine starke Stellung bei der reinen Fondsadministration ohne Portfolio-Management-Verantwortung. In der „Master-KVG-Umfrage 2016“ von dpn (Juni / Juli 2016) wies die Gesellschaft ein Volumen von 240 Milliarden Euro aus (Stichtag: 31. März 2016). Dies war der zweitgrößte Wert unter den 13 Teilnehmern der Umfrage.

Allerdings gilt der Markt für Fondsadministration als schwierig. Der Druck auf die Preise ist stark, wie der dpn-Roundtable “Administration/Custody 2016“ in der dpn-August/September-Ausgabe zeigt. Zugleich verursachen die schärfere Regulierung, die Integration neuer Asset-Klassen und höhere Ansprüche der Kunden erhebliche Kosten. So gab die Universal-Investment in der dpn-Umfrage an, in diesem Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag in die Informationstechnologie investieren zu wollen.

Die Refinanzierung solcher Aufwendungen ist nicht einfach. Sie kann durch weiteres Wachstum, Kosteneinsparungen oder hochwertige Zusatzdienstleistungen erfolgen, für die Kunden bereit sind, separate Gebühren zu zahlen. Ein Käufer der Universal-Investment, die der Börsen-Zeitung zufolge ungefähr 200 Millionen Euro kosten soll, braucht deshalb ein gutes Geschäftsmodell, damit sich die Akquisition rechnet.

Für die BNP Paribas Securities Services könnte ein Erwerb der Gesellschaft mehrere Vorteile mit sich bringen. Die Franzosen sind der dpn-Umfrage „Custody 2016“ (dpn Aug/Sep 2016) zufolge zwar in Deutschland Marktführer bei den Verwahrdienstleistungen – sowohl als Verwahrstelle für Fonds als auch beim Custody. Bei der Administration sind sie aber vergleichsweise schwach aufgestellt. Das betreute Volumen von ungefähr 40 Milliarden Euro resultiert aus dem Insourcing-Geschäft, bei der die BNP Paribas Securities Services Aufgaben von deutschen Kapitalverwaltungsgesellschaften (KVGen) übernimmt. Eine eigene Lizenz als KVG besitzt BNP in Deutschland allerdings nicht – abgesehen von der Lizenz der BNP Paribas REIM Germany als Immobilien-KVG.

Durch eine Übernahme der Universal-Investment könnte BNP Paribas Securities Services deren KVG-Lizenz nutzen. Dies würde das Insourcing-Geschäft erleichtern, das in Deutschland weiter wachsen dürfte, weil die schärferen Anforderungen der Regulierung und der Preisdruck im Markt etliche kleinere und mittlere KVGen zu einem Outsourcing weiterer Aufgaben bewegen könnte. Einige Zusatzdienstleistungen beim Insourcing dürfen jedoch nur mit einer KVG-Lizenz angeboten werden. Außerdem würde die BNP Paribas Securities Services durch einen Kauf der Universal-Investment den Zugang zu weiteren institutionellen Anlegern erhalten, denen sie Zusatzdienstleistungen wie Collateral Management oder Wertpapierleihe anbieten könnte.

Auch kann die Mehrwertsteuer von 19 Prozent auf die Vergütung der Verwahrstelle für ihre Kontrollaufgaben unter bestimmten Umständen entfallen, wenn Administration und Verwahrung durch konzernverbundene Gesellschaft erfolgen und weitere Bedingungen erfüllt sind. Eine solche Kosteneinsparung für die Kunden ist ein handfester Vorteil in Zeiten niedriger Kapitalerträge.

Eine interne Kosteneinsparung ergibt sich, wenn nicht mehr Administrator und Verwahrstelle beide parallel für einen Fonds buchen (das so genannte Modell 2 im Verwahrstellenrundschreiben), sondern die Verwahrstelle die Fondsbuchhaltung der KVG kontrolliert (Modell 1). Außerdem könnte die BNP Paribas Securities Services die Fondsbuchhaltung der Universal-Investment auf ihr eigenes System migrieren und auch dadurch intern Kosten einsparen.

Diesen Vorteilen eines Erwerbs der Universal-Investment stehen allerdings auch Risiken und Nachteile gegenüber, geben Brancheninsidern zu bedenken. Besonders größere institutionelle Anleger legen häufig Wert darauf, dass der Administrator und die Verwahrstelle aus verschiedenen Häusern stammen, um eine gegenseitige Kontrolle sicherzustellen. Der BNP Paribas Securities Services als führender Verwahrstellen Deutschland könnten dadurch Mandatsverluste drohen. Außerdem hatte die Europäische Union (EU) in der Vergangenheit versucht, konzernverbundene Administratoren und Verwahrstellen stärker voneinander zu trennen. Zwar hat sie mittlerweile davon abgesehen. Dies muss jedoch nicht für die Zukunft gelten.

Als Herausforderung wird die Integration der Universal-Investment mit ihren rund 600 Mitarbeitern in Deutschland und Luxemburg angesehen. BNP Paribas Securities Services beschäftigt in Deutschland nur etwa 350 Mitarbeiter. Zudem verfolgen die großen globalen Dienstleister häufig eine andere Philosophie als ein lokales Haus wie die Universal-Investment. So lassen sie zum Beispiel oft Teile der Fondsbuchhaltung in Ländern mit einem niedrigeren Lohnniveau erledigen, um den Preisdruck Kosteneinsparung entgegenzusetzen. Dazu passt eine Gesellschaft mit einer starken Konzentration auf Frankfurt/Main und Luxemburg nicht unbedingt.

Der Verkauf der Universal-Investment muss deshalb nicht auf die BNP Paribas Securities Services hinauslaufen. Brancheninsidern zufolge könnte zum Beispiel auch ein globales Haus, das in Deutschland noch nicht vertreten ist, die Chance für einen Markteinstieg nutzen. Oder ein Dienstleister mit einer bisher eher überschaubaren Position in Deutschland setzt durch den Erwerb der Universal-Investment zum einem großen Sprung nach vorne an.

Aktuelle Beiträge