Einheitliche Vision oder Meinungsdiversität? Die Empfehlungen der Fokusgruppe sorgen für Diskussionen innerhalb der Branche – außer Frage steht dabei, dass eine Stärkung der privaten Altersvorsorge notwendig ist.

Der Bericht der Fokusgruppe private Altersvorsorge wurde vor rund einer Woche veröffentlicht und hat seitdem in der Branche einiges an Aufmerksamkeit erregt. Die Empfehlungen zur Reform der privaten Altersvorsorge wurden von zahlreichen Marktteilnehmern kommentiert. Stellungnahmen, die dpn vorliegen, kommen unter anderem vom Deutschen Aktieninstitut, der DWS, den deutschen Fondsverband BVI, den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) und der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV).

Sie sehen einhellig die Notwendigkeit, die private Altersvorsorge zu stärken und Anreize für das Altersvorgesparen zu schaffen. Dabei wird der Fokus vor allem auf renditestarke Aktienanlagen gesetzt, um langfristig attraktive Renditen zu erzielen. Das Deutsche Aktieninstitut fordert eine zügige Umsetzung der Vorschläge, um die Rente für die Zukunft zu stabilisieren. Die DWS sieht den Vorschlag eines staatlich geförderten und zertifizierten Altersvorsorgedepots als einen richtigen Schritt hin zu einer modernen, kostengünstigen und einfachen Altersvorsorge mittels Investmentfonds.

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Die Fokusgruppe hat ein förderfähiges Altersvorsorgedepot ohne Garantievorgaben vorgeschlagen, das Investitionen in renditestarke Anlagen ermöglicht. Mit Blick auf diejenigen, die einen hohen Wert auf Sicherheit legen, empfiehlt die Fokusgruppe mehrheitlich, dass auch weiterhin Produkte mit Garantien angeboten werden können.

Während das Deutsche Aktieninstitut und der Fondsverband BVI dabei den Verzicht auf Garantien befürworten, um die Aktienanlage zu erweitern und höhere Renditen zu erzielen, sieht der GDV die Bedeutung von lebenslangen Renten und Mindestgarantien unterschätzt. Wenig überraschend betont der GDV die Notwendigkeit der Garantien als Sicherheitsnetz, vor allem für Gruppen, die Lebensstandardsicherung und Altersarmut vermeiden wollen. Auch die DAV sieht eine komplette Abkehr von der Garantie als nicht notwendig und zielführend an. Die Fokusgruppe sei in diesem Punkt „über das Ziel hinausgeschossen“, indem ein vollständiger Verzicht auf Garantien für einzelne Produkte vorgeschlagen wurde.

Flexibilität und Wechselmöglichkeiten als Diskussionspunkte

Die Flexibilität und Wechselmöglichkeiten bei der Altersvorsorge sind ein weiterer zentraler Diskussionspunkt in den Stellungnahmen der Branchenvertreter. Das Deutsche Aktieninstitut und die DWS betonen die Bedeutung von Flexibilität in der Rentenphase. Sie unterstützen die Idee, dass Sparerinnen und Sparer auch in der Rentenphase weiterhin in rentable Anlagen wie Aktien investieren können, um zusätzliche Rendite zu erzielen und ihre Altersvorsorge zu optimieren.

Hingegen sieht der GDV die Flexibilität in der Rentenphase kritischer. Der GDV betont die Wichtigkeit lebenslanger Renten und Mindestgarantien als Planungssicherheit für die Sparerinnen und Sparer. Eine vollständige Abkehr von Garantien und die uneingeschränkte Flexibilität beim Anbieterwechsel seien nicht die beste Lösung. Stattdessen spricht er sich für ein einheitliches Garantieniveau von 80 Prozent aus, um ein angemessenes Gleichgewicht zwischen Sicherheit und Rendite zu gewährleisten. Die DAV vertritt eine ähnliche Position wie der GDV und betont die Bedeutung von lebenslangen Renten als Kerngedanke der Altersvorsorge. Beide halten eine zeitlich befristete Auszahlung für problematisch und setzen sich dafür ein, dass die Renten bis zum Lebensende garantiert laufen, um Altersarmut zu vermeiden.

Die politische Herausforderung besteht nun darin, die vielfältigen Perspektiven und Meinungen der Unternehmen in eine zukunftsfähige Gesetzgebung zu überführen. Die Reform der privaten Altersvorsorge ist längst überfällig, und es bedarf einer ausgewogenen Abwägung zwischen Renditechancen und Risiken.  Die Politik wird nun gefordert sein, die verschiedenen Vorschläge der Branchenvertreter sorgfältig zu prüfen und eine gesetzliche Regelung zu schaffen, die eine nachhaltige und zuverlässige private Altersvorsorge für die Bevölkerung gewährleistet.

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