Trotz Rekorddividenden geben weltweit Unternehmen weniger für Aktienrückkäufe aus. Verantwortlich dafür sind einzelne Sektoren – aber auch das allgemein hohe Zinsniveau.

Trotz globaler Dividendenrekorde geben Unternehmen weniger für Aktienrückkäufe aus als noch in der Vergangenheit. Zu diesem Schluss kommt die Investmentgesellschaft Janus Henderson. Laut den Londonern haben Unternehmen im vergangenen Jahr bei einem Wert von 1,11 Billionen US-Dollar rund 180 Milliarden US-Dollar weniger für den Rückkauf eigener Aktien ausgegeben als noch 2022 und sogar 2021. Für die Untersuchung hat Janus Henderson Daten der 1.200 größten Unternehmen nach Marktkapitalisierung untersucht. Ben Lofthouse, Head of Global Equity Income bei Janus Henderson, sieht vor allem die höheren Zinssätze für den Rückgang von Kaufprogrammen verantwortlich: „Einige Unternehmen zahlen in dieser Zyklusphase Schulden ab und verwenden Barmittel, die andernfalls in Aktienrückkäufe geflossen wären“.

Technologieunternehmen kürzen Rückkäufe enorm

Am schnellsten zurückgegangen sind die Rückkäufe in den USA. Zwar waren die Nordamerikaner mit 773 Milliarden US-Dollar weiterhin mit Abstand der größte Käufer eigener Wertpapiere. Doch insbesondere die wichtigen Technologieunternehmen kürzten ihre Ausgaben für eigene Aktien enorm – Microsoft beispielsweise um ein Drittel, Apple um ein Siebtel. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch im Gesundheitssektor und der Finanzbranche. Einzig bei den Banken übertrafen vereinzelte Steigerungen der Aktienrückkaufprogramme die Kürzungen anderer Marktteilnehmer.

Das Geldhaus Wells Fargo mit Sitz in San Francisco verkündete beispielsweise im Sommer 2023 ein Rückkaufprogramm in Höhe von 30 Milliarden US-Dollar. Insgesamt gaben in den USA 1,8-mal so viele Unternehmen weniger für Aktienrückkäufe aus als solche, die ihre Ausgaben dafür erhöhten. In den USA lagen die Ausgaben für Rückkäufe dennoch rund 20 Prozent höher als die Dividendenausschüttungen, die 602,1 Milliarden US-Dollar betrugen.

Rückkaufprogramme ersetzen keine Dividenden

In Europa gaben Unternehmen unterdessen rund 2,9 Prozent mehr für ihre eigenen Wertpapiere aus. Insgesamt waren es 2023 146 Milliarden US-Dollar. In Frankreich, der Schweiz und den Niederlanden wurden die meisten Aktien zurückgekauft. Der größte Einzeleinfluss hatte die Entscheidung des Lebensmittel-Riesen Nestlé, sein Rückkaufprogramm fast zu halbieren. Unterdessen wurden jedoch in Italien, Spanien, Norwegen und Belgien Rekordwerte für Rückkaufprogramme erreicht. Aufgrund des starken Anstiegs der Dividendenauszahlungen um 20 Prozent fiel der Anteil von Rückkaufprogrammen an der Aktionärsrendite in Europa von 55 Prozent auf 48 Prozent.

Bezogen auf die einzelnen Sektoren nimmt Janus Henderson die größten Kürzungen im Technologie-, Gesundheits- und Finanzsektor wahr. Weltweit verzeichneten Telekommunikationsunternehmen, Banken und Fahrzeughersteller die größten Zuwächse. Letztendlich sieht Lofthouse jedoch keine Anzeichen dafür, dass Rückkaufprogramme Dividenden ersetzen. Vielmehr seien Rückkäufe eine Art Ventil, um überschüssiges Kapital an Aktionäre zurückzugeben, ohne Erwartungen an Dividenden zu wecken.

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