Private Debt
Private Debt - Kreditfinanzierung außerhalb des Bankensektors
Wenn Fremdkapital von institutionellen Investoren außerhalb des Kapitalmarktes bereitgestellt wird, dann lockt Private Debt mit attraktiven Renditen.
Bei Private Debt handelt es sich um eine Finanzierungsmöglichkeit, bei der Fremdkapital in der Regel von institutionellen Investoren und außerhalb des Kapitalmarktes bereitgestellt wird.
Private Debt: Definition
Bei Private Debt handelt es sich um eine Kreditfinanzierung, bei der vor allem institutionelle Investoren Unternehmen außerbörslich Fremdkapital bereitstellen. Das Kapital wird also privat und nicht über Banken platziert. Ein Handel am Sekundärmarkt findet in der Regel nicht statt, so dass die Titel nicht liquide handelbar sind.
Zumeist verfügen die Unternehmen über kein Investment-Grade-Rating. Traditionelle Bankkredite sind für diese Unternehmen daher oft schwierig zu beziehen. Als Form der Kreditfinanzierung gehört Private Debt als Asset-Klasse zum Universum der illiquiden Alternativen Investments.
Wenn wie bei einem Private-Debt-Fonds regelmäßige Zinszahlungen anfallen, gehören die Anlagen zum Bereich Fixed Income. Versicherungen, Pensionskassen, Versorgungswerke oder Family Offices nutzen diese Vehikel oft als Ergänzung zu traditionellen Anleihen oder Krediten, die sie am Sekundärmarkt erwerben.
Allerdings: Eine wirklich einheitliche Definition gibt es nicht, wie der Bundesverband Alternative Investments e.V. (BAI) bemerkt. Vielmehr werden oft Begriffe wie Private Debt, Corporate Private Debt, Alternative Lending oder Non-Bank Lending synonym verwendet. Der BAI nutzt daher folgende Definition: „Private Debt ist die Bereitstellung von Darlehen durch Nicht-Banken, die ohne Einschaltung des Kapitalmarktes vergeben werden.“ In Deutschland sind die Kreditnehmer oft Unternehmen aus dem Mittelstand.
Unterschieden wird nach vorrangigen Tranchen (Senior Tranchen) sowie nachrangig besicherten Tranchen (Subordinated oder Junior Tranchen). Zudem gibt es eine Mischung aus beidem, die so genannten Unitranchen.
Private Debt versus Private Equity
Während Private Debt die Bereitstellung von Fremdkapital für Unternehmen darstellt, wird über Private Equity außerbörslich Eigenkapital zur Verfügung gestellt.
Private Debt: Risiken
Zu den größten Risiken dieser Anlageklasse gehören:
- Illiquiditätsrisiko: Private-Debt-Fonds sind in der Regel für langfristige Investitionen – im Schnitt zwischen 8 und 10 Jahren oder sogar mehr – aufgelegt. Einen liquiden Sekundärmarkt gibt es nicht, so dass eine Rückgabe / Verkauf im Ermessen des Fondsmanagers liegt. Investoren, die Geld in Private-Debt-Fonds anlegen, verfolgen daher zumeist eine Buy-and-Hold-Strategie über viele Jahre.
- Kreditausfallrisiko: Ein Unternehmen, für das der Kredit bereitgestellt wird, kann das Fremdkapital möglicherweise nicht oder nicht vollständig zurückzahlen. Die Private-Debt-Strategien verfügen zumeist über kein Rating, sie haben nicht den Stempel „Investment Grade“.
- Zinsrisiko: Je nach Private-Debt-Strategie variieren die Zinsrisiken. Für einige Kredite werden variable Zinssätze vereinbart, so dass der Investor das Risiko der Zinsänderung tragen muss.
Die Risiken müssen sich für den institutionellen Investor natürlich lohnen. Entsprechend liegen die Renditen deutlich höher als bei den börslich gehandelten Unternehmensanleihen.
Private Debt: Wachsende Nachfrage
Im Niedrigzinsumfeld ist die Nachfrage nach renditestarken Private-Debt-Strategien gewachsen. Denn immer mehr winken Renditechancen oft nicht an den öffentlichen Märkten, sondern an den Private Markets. Entsprechend ziehen Private Equity und Private Debt Fonds immer mehr Gelder der institutionellen Anleger an. Aber Investoren haben nicht nur über Fonds die Möglichkeit, Gelder anzulegen, sondern können Investments auch direkt tätigen.
Auch die Corona-Krise konnte dem Trend keinen Dämpfer verleihen. Bereits im zweiten Quartal 2020 sammelten Fonds wieder deutlich mehr Gelder ein als im 1. Quartal, geht aus Daten von Preqin hervor.
Private Debt: Strategien
Zu den wichtigsten Instrumenten im Segment der nichtbörslichen Fremdfinanzierung gehören:
- Direct Lending:
Hier vergibt ein Investor direkt ohne die Einschaltung von Finanzintermediären einen Kredit an ein Unternehmen, oft ein Unternehmen aus dem Mittelstand. - Distressed Debt
Bei den notleidenden Krediten handelt es sich um eine Sonderform des Private Debt, denn oftmals werden diese Papiere am Sekundärmarkt gekauft. Unterstützt werden Unternehmen mit – kurzfristigen – Liquiditätsproblemen beziehungsweise mit schlechter Bonität. Private Debt Funds kaufen diese Kredite häufig unterhalb des Nennwertes von Banken auf. - Special Situation:
In Sondersituationen – beispielsweise in Folge schnellen Wachstums oder nach einer Ausgründung – sehen sich Unternehmen manchmal mit Liquiditätsengpässen konfrontiert. Es handelt sich also nicht um Liquiditätsprobleme in Folge einer klassischen Überschuldung. Dennoch zögern Banken oft bei der Vergabe von Krediten an Unternehmen in diesen Sondersituationen. - Venture Debt
Bei Venture Debt oder Wagnis-Fremdkapital unterstützen Investoren zumeist junge Unternehmen. Beteiligt sich ein Investor indes mit Eigenkapital, spricht man von Venture Capital oder Venture Equity. - Mezzanine-Finanzierung:
Bei Mezzanine-Finanzierungen handelt es sich um nachrangiges Fremdkapital, in der Regel in Kombination mit Merkmalen von bevorzugtes Eigenkapital wie beispielsweise Optionsscheinen, die den Wert des Fremdkapitals erhöhen. Sie werden daher auch als Hybridkapital bezeichnet. Mezzanine-Finanzierungen werden häufig bei fremdfinanzierten Übernahmen (LBOs) eingesetzt. - Infrastruktur und Immobilien
Auch in die Finanzierung von Infrastruktur oder Immobilien investieren Anleger Fremdkapital.