In diesem Jahr also Aktien! Der Telekom Pensionsfonds (TPF) hat in der Vergangenheit bereits mehrfach erfolgreich an den institutional assets Awards teilgenommen. „Wir haben zunächst an der übergreifenden Award-Kategorie teilgenommen“, berichtet Carsten Velten, Vorstand des Telekom Pensionsfonds a.G. „Die Einführung unserer neuen Aktienstrategie haben wir zum Anlass genommen, um uns auch in dieser Spezialkategorie bewerten beziehungsweise messen zu lassen.“
Motivation für die Teilnahme an Awards
Sportlicher Ehrgeiz ist sicher ein Ansporn der Verantwortlichen, um Bewerbungen für Awards einzureichen. „Aber unsere Motivation geht darüber hinaus“, betont Carsten Velten. „Wenn wir an einem solchen Wettbewerb mit einer hochkompetenten Jury teilnehmen, dann wollen wir natürlich möglichst gut abschneiden.“ Mit einer Auszeichnung nach Bonn in die Konzernzentrale zurückzukehren, ist für Velten und sein Team ein Beleg dafür, einiges richtig gemacht zu haben. „Für uns ist ein Kapitalanlage-Award fast wie eine vierte Prüfinstanz nach der BaFin, dem Wirtschaftsprüfer und der internen Revision.“
Und ein Thema für die interne Kommunikation. „Davon berichten wir unseren Plansponsoren und unseren Beschäftigten im Konzern der Deutschen Telekom.“ Eine Auszeichnung bestätigt zudem, dass die Anlagestrategie des TPF dem Urteil einer Fachjury standhält. Schließlich sieht sich auch der TPF angesichts des Niedrigzinses mehr denn je gezwungen, in stärker risikobehaftete Anlageklassen wie Aktien zu investieren und zugleich insbesondere Nachhaltigkeitsrisiken über ESG-Kriterien bei der Asset Allocation zu berücksichtigen.
Noch vor 20 Jahren reichte dem TPF eine Allocation, die vor allem durch Fixed-Income-Titel geprägt war. Doch der Niedrigzins hat die Verhältnisse längst verändert. „Deshalb mussten wir uns im Laufe der letzten Jahre immer stärker mit Aktien beschäftigen, um eine vernünftige Rendite zu erzielen“, sagt Carsten Velten. „Um eine ebenso breite wie tiefe Diversifikation zu erzielen, ergänzen wir unser Portfolio durch alternative Anlagen, so dass das Risiko für uns in fest definierten Größenordnungen bleibt.“
Das Portfolio des TPF setzt sich heute insgesamt zu 25 Prozent aus Aktien und zu einem guten Drittel aus Kreditstrategien zusammen. Die übrigen rund 40 Prozent machen alternative Anlageklassen aus – von Immobilien über Infrastruktur bis hin zu Private Equity und anderen Privatmärkten. Mit Aktien ist der TPF bereits bei seiner Gründung vor rund 20 Jahren gestartet, der Anteil im Portfolio lag damals noch unter 10 Prozent. Seitdem hat der Fonds seinen Aktienanteil kontinuierlich ausgebaut und das Portfolio stärker diversifiziert.
Neue Aktienstrategie, neues Risikomanagement
Einhergehend mit der höheren Gewichtung in Aktien, ist auch das Kapitalanlagerisiko stetig gestiegen. „Um diesem Umstand gerecht zu werden, wurde ein diszipliniertes und ausgeprägtes Risikomanagement eingeführt“, sagt Dr. Uwe Truetsch, Vorstandsmitglied des TPF und für das Risikomanagement verantwortlich. „Wir können natürlich nicht unser gesamtes Vermögen in illiquide Klassen und Titel investieren, weil wir stets die Auszahlung der Leistungen sicherstellen müssen.“ Deshalb sind die Verantwortlichen des TPF darauf angewiesen, stets eine ausgewogene Balance zwischen Rendite, Risiko und Liquidität zu finden, unter anderem mit Hilfe von sogenannten Asset-Liability-Studien, also einem Abgleich der Vermögenswerte mit den Pensionsverpflichtungen. Ist die Höhe des Aktienanteils unter Berücksichtigung strategischer Rendite- und Risikoziele erst mal bestimmt, geht es dann in die Umsetzung einer konkreten Aktienstrategie, sagt Uwe Truetsch.
Das gesamte Aktienportfolio besteht aus einer Reihe unterschiedlicher Aktienmandate. Dabei achtet das Risikomanagement darauf, dass jedes Mandat hinsichtlich des Risikobeitrags in verschiedenen Kategorien so gewichtet ist, dass das Gesamtportfolio risikoneutral im Vergleich zur Benchmark investiert ist. Dieser Ansatz stellt aus Risikosicht einen Gleichlauf mit der Benchmark sicher.
Überzeugt hat die Aktienstrategie des TPF das Evaluierungskomitee mit einem High-Conviction-Ansatz, gepaart mit der risikoneutralen Ausrichtung des Aktienportfolios im Vergleich zur Benchmark. Dem liegt die durch Studien gestützte Überzeugung zugrunde, dass Manager den Markt eher schlagen werden, wenn sie einen hohen aktiven Anteil an Titeln in ihrem Portfolio umsetzen, von deren Outperformance sie überzeugt sind. Die Manager selbst sollen darüber hinaus bewusst keine weiteren Titel aus der Benchmark beimischen. Letzteres ist zwar häufig zu beobachten, um zum Beispiel einen möglichst geringen Tracking Error zu erzielen, es verringert aber gleichzeitig die Chance auf Alpha deutlich. Konkret werden dann im TPF verschiedene dieser High-Conviction-Manager mit unterschiedlichen Strategien und Stilen derart eingesetzt, dass ein breit diversifiziertes Aktienportfolio entsteht, das die gleichen Risikocharakteristika wie die Benchmark aufweist.
Auswahl von Asset Managern
In der Kapitalanlage kooperiert der TPF mit Willis Towers Watson als Fiduciary Manager. „Die Auswahl der Asset Manager erfolgt über unser globales Manager-Research-Team“, erklärt Matthias Paetzel, Investment Director bei Willis Towers Watson. „Über 100 Manager-Researcher an allen relevanten Finanzplätzen weltweit schauen laufend nach den besten und innovativsten Anlagestrategien.“ Dabei durchläuft jeder Research-Auftrag einen strukturierten Prozess, der die historische Performance, aber auch qualitative Aspekte wie das Personal des Asset Managers, seinen Investment-Prozess und seine Investment-Philosophie berücksichtigt. Immer relevanter werden dabei die Einbindung von ESG- und Nachhaltigkeitsaspekten sowie die Strategie dahinter. „Unsere ESG-Strategie entwickeln wir aktuell weiter, um den TPF in Zukunft noch besser insbesondere mit Blick auf die aktuellen Klimarisiken aufzustellen“, berichtet Carsten Velten.
Das Monitoring und der Austausch von Asset Managern durch den Fiduciary Manager sind Prozesse, die fortlaufend erfolgen. Vor der Zusammenarbeit mit einem neuen Asset Manager werden zunächst Trigger-Punkte definiert. Verstößt der Asset Manager gegen einen Trigger-Punkt, indem er zum Beispiel relative Performance-Werte unterschreitet, dann zieht das einen Review-Prozess nach sich. Die gleiche Konsequenz hätte etwa das Ausscheiden einer entscheidenden Person, die bislang für den Asset Manager tätig war, ebenso ein Wechsel der Investment Philosophie. „In diesen Fällen würden wir überprüfen, inwieweit der zu Beginn der Kooperation abgestimmte Prozess tatsächlich noch eingehalten wird“, sagt Matthias Paetzel. TPF und Fiduciary Manager tauschen sich über die Performance der Manager regelmäßig aus. „Wir schauen uns sowohl den Performance-Beitrag der Aktienstrategie im Gesamtportfolio als auch das Alpha der Aktienstrategie bezihungsweise einzelner Aktienmanager an“, ergänzt Velten.
Sicherungsvermögen des TPF
Das gesamte Anlagevolumen des TPF beläuft sich auf rund 1 Milliarde Euro. Ein Großteil des Anlagevolumens beruht auf der Entgeltumwandlung der Mitarbeiter der Deutschen Telekom. Darüber hinaus gibt es noch einzelne arbeitgeberfinanzierte Sicherungsvermögen, die der TPF durch Übertragungen in den Pensionsfonds ebenfalls verwaltet. „Bei den Sicherungsvermögen, die nicht versicherungsförmigen Pensionsplänen als Grundlage dienen, schauen wir uns zusammen mit den Plansponsoren jeweils die Ergebnisse der ALM-Studien an“, erklärt Carsten Velten. „Hier orientieren wir uns insbesondere an eventuellen Nachschussverpflichtungen oder beispielsweise an möglichen Auswirkungen auf die Bilanzkennzahlen des Trägerunternehmens.“
Das größte Sicherungsvermögen im TPF bilden die Gelder, die über die Entgeltumwandlung zusammenkommen. „Bei der Verwaltung dieses Vermögens unserer Kolleginnen und Kollegen orientieren wir uns an der deutschen Versicherungswirtschaft, denn wir wollen unseren Beschäftigten gerade auch im Vergleich mit Anlagealternativen in der privaten Vorsorge ein attraktives und möglichst sogar ein attraktiveres Produkt bieten“, so Velten.
Dynamische Steuerung der Aktienquote
Der TPF steuert seine rund 25-prozentige Aktienquote dynamisch. „Wir prüfen laufend, ob dieser Aktienanteil angemessen ist“, sagt Matthias Paetzel. So war der Aktienanteil im Portfolio in den Monaten März und April 2020 zunächst untergewichtet, als der TPF Barreserven angesichts heißlaufender Märkte parkte. Damals setzten sich die Verantwortlichen des TPF und der Fiduciary Manager in Ad-hoc-Meetings zusammen und diskutierten darüber, ob sie stärker in Aktien investieren sollten. „Wir waren davon überzeugt, die Pandemie werde regional unterschiedlich eingedämmt, und vor allem in Asien konnten die Verantwortlichen auf Erfahrungen aus den vergangenen Jahren aufbauen“, erklärt Paetzel. „Deshalb haben wir das Aktien-Exposure in dieser Region im März und April 2020 verstärkt und konnten so die einsetzende Erholung am Aktienmarkt mitnehmen.“
Die neue Aktienstrategie macht es für den TPF und den Fiduciary Manager erforderlich, noch intensiver als bislang auf die Allokation zu schauen. „Das Portfolio ist viel diversifizierter aufgestellt und stärker in alternative Anlageklassen investiert“, sagt Matthias Paetzel. „Diese alternativen Anlagen müssen wir aufgrund der damit einhergehenden Komplexität anders begleiten als einen passiven Aktienindex.“ Neben der dynamischen Steuerung der Aktienquote und der relativen Attraktivität verschiedener Anlageklassen kann der TPF Risiken aus Aktieninvestitionen über ein Downside-Hedging absichern. „Das steuern wir nicht über ein permanentes Overlay-Segment“, erklärt Paetzel. „Stattdessen können wir bei Bedarf zum Beispiel Put-Optionen oder andere Strategien hinzunehmen.“ Diese Vorgehensweise half in den vergangenen Krisen, negative Kursentwicklungen abzusichern.
Das Anlageportfolio des TPF hat sich also weiterentwickelt „Trotzdem werden Aktien auch in Zukunft ein maßgeblicher Bestandteil unseres Asset-Mixes bleiben“, sagt Uwe Truetsch. „Deshalb freut es uns natürlich, dass wir mit unserer Aktienstrategie derzeit offensichtlich so gut aufgestellt sind, dass wir den Award gewinnen konnten.“
Dr. Guido Birkner ist Chefredakteur von dpn – Deutsche Pensions- und Investmentnachrichten. Seit dem Jahr 2000 ist er für die F.A.Z.-Gruppe tätig. Zunächst schrieb er für das Magazin „FINANCE“, wechselte dann als Studienautor 2002 innerhalb des F.A.Z.-Instituts zu den Branchen- und Managementdiensten, später zu Studien und Marktforschung. Von 2014 bis 2020 verantwortete er redaktionell den Bereich Human Resources in der F.A.Z. BUSINESS MEDIA GmbH. Seit Juli 2019 gehört er der dpn-Redaktion an.