Neben dem Verkehrssektor ist der Bau- und Gebäudesektor einer der größten Emittenten von Treibhausgasen und gehört damit zu den Bereichen, in denen die größten Anstrengungen zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen benötigt werden. Zuletzt war das Investitionsvolumen in sogenannte “Green Buildings” mit 11,2 Milliarden Euro jedoch leicht rückläufig, wie ein Marktbericht der BNP Paribas Real Estate zeigt.
Institutionelle Anleger setzen verstärkt auf Green Buildings
Dabei lassen sich bei Betrachtung des Marktes klare Trends bezüglich Akteuren, Lage und Nutzungsart der Immobilie sowie Art der Zertifizierung erkennen. Institutionelle Anleger verwendeten 2022 60 Prozent ihres Anlagevolumens auf Green Buildings, wobei unter ihnen Versicherungen und Pensionskassen mit etwa 70 Prozent am stärksten “grün” investierten, während Asset Manager lediglich 29 Prozent ihres Gesamtinvestmentvolumens in derartig zertifizierte Immobilien steckten.
Grüne Bürogebäude besonders gefragt, Logistik-Markt dynamisch
Auch 2022 blieb der A-Markt mit einem Anteil von 80 Prozent der Hauptschauplatz für Green Buildings. Spitzenreiter war Berlin mit einem Investmentvolumen von 3,2 Milliarden Euro. Es folgten Frankfurt mit 1,7 Milliarden Euro und München mit 1,6 Milliarden Euro. Dabei bleiben insbesondere grüne Bürogebäude besonders gefragt. Sie machten 65 Prozent aller Green Buildings aus und sind inzwischen in fast jedem zweiten Büro-Investment als grün zertifiziert. Der größte Treiber für diese Entwicklung bleiben international agierende Unternehmen. Besonders dynamisch zeigt sich auch der Logistikmarkt. 27 Prozent aller Investments dieser Immobilienklasse waren 2022 grün lizenziert. Ein Jahr zuvor waren es 10 Prozent weniger. Infolgedessen stieg auch ihr relativer Anteil an allen Green Building-Investments auf 13,2 Prozent.
Dass nach BREEAM-, DGNB- oder LEED-Kriterien zertifizierte Immobilien so stark nachgefragt werden, obwohl diese per se nicht mit der ESG-Taxonomie deckungsgleich sind, erklärt Hermann Horster mit der regulatorischen Ungewissheit, mit der sich viele Investoren derzeit noch konfrontiert sehen. Horster ist Head of Sustainability bei BNP Paribas Real Estate und weist darauf hin, dass die regulatorischen ESG-Ansprüche immer noch nicht klar genug ausformuliert sind. “Das gute alte Green Building-Zertifikat reift zum Hidden Champion” und lanciert so zum Must-Have.
Angemessen, denn mit der sich derzeit in der Überarbeitung befindlichen EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) und der im Rahmen des europäischen Grünen Deals angestrebten Ausweitung des Emissionshandels auf gewerbliche Gebäude ist sicher, dass ESG-Konformität und Nachhaltigkeit weiter treibende Faktoren im Immobilienmarkt sein werden.