Niko Kipouros, CEO von 4ARTechnologies, und Gijs de Viet von Artcels sprachen mit Antje Schiffler über den Einsatz der Blockchain bei Kunstinvestments.

Es muss ja nicht immer gleich ein ganzer Warhol sein. Aber so ein kleines Stück eines Porträts von Marilyn Monroe im eigenen Besitz zu wähnen, kann doch ein gutes Gefühl sein. Am Kunstmarkt bringt die Blockchain-Technologie neue Möglichkeiten, wie Besitzverhältnisse abgewickelt und nachverfolgt werden. So werden Kunstinvestments für institutionelle Investoren sicherer investierbar.

„Die Tokenisierung von Kunstwerken ermöglicht eine Alternative zu traditionellen Kunstinvestments“, betont Gijs de Viet. Der Rohstoffhändler initiierte gemeinsam mit dem Londoner Galeristen Elio D’Anna die Plattform Artcels. Mit Hilfe der Blockchain-Technologie „verflüssigt“ das Team die einst vollständig illiquide Asset-Klasse „Kunst“. Statt physischer Kunstwerke kann der Investor digitale Besitzanteile erwerben. So ist auch der Einsatz kleinerer Summen ab 500 US-Dollar möglich. Präsentiert wurde die Idee auf der Ausstellung „XXI“ vom 20. Februar bis 5. März in der HOFA Gallery in London.

Red Rabbit von Jeff Koons, Bildquelle: Artcels

Ein Token ist im wirtschaftlichen Sinne ein Anteil an einem Real Asset und damit vergleichbar mit einer Aktie oder einem derivaten Finanzinstrument. Jedes Pixel eines Bildes wird hierfür einem Token zugeordnet, der investierbar ist. Hinter der Tokenisierung der 60 Londoner Kunstwerke stehen die Schweizer Unternehmen Assetyze AG und 4ARTechnologies.

Mit der Blockchain gegen Kunstfälschungen

Messen, Ausstellungen, Gallerien – rund 266 Millionen Mal im Jahr werden Kunstwerke von einer Hand in die andere gegeben. Pro Jahr wechseln annähernd 40 Millionen Kunstwerke den Eigentümer. Das weltweite Handelsvolumen beträgt rund 67 Milliarden US-Dollar.

„Dies sind beeindruckende Zahlen, insbesondere wenn man bedenkt, dass laut Experten bis zu 50 Prozent aller weltweit existierenden Kunstwerke Fälschungen sein könnten. Hinzu kommt, dass die Lebensläufe vieler Werke lückenhaft, nicht verifizierbar und oft schlichtweg erfunden sind“, sagt Kipouros von 4ARTechnologies. Werke ohne ausreichende Historie, wissenschaftliche Analyse oder Echtheitszertifikate schädigen den Markt, so Kipouros.

„Digitale Fingerabdrücke“ sollen dem Betrug am Kunstmarkt Einhalt gebieten. Das Schweizer Unternehmen lancierte Mitte April eine App, über die Kernprozesse digitalisiert und Akteure weltweit miteinander vernetzt werden können. Eigentümerwechsel, Transporte und auch Zustandsveränderungen des Kunstwerkes werden digital festgehalten, physische und digitale Welt somit verknüpft. Die von dem Unternehmen entwickelte 4ARTapp greift dafür auf die Kamera des Smartphones zu, um die Nano-Struktur der Oberfläche eines Kunstwerkes auszulesen.

Kunstinvestments: Blockchain als Speichertechnologie

Wenn ein Kunstwerk einmal registriert wurde, kann es mittels dieser Technologie immer wiedererkannt werden – es entsteht eine „digitale Geburtsurkunde“. Alle Übertragungen von Besitzer- oder Eigentümerrechten können eindeutig nachverfolgt werden: Sie werden auf der Blockchain protokolliert. „Der große Vorteil ist, dass Einträge in der Blockchain nicht mehr geändert werden können“, betont Kipouros.

Bisher sind bereits mehrere 100 Kunstwerke erfasst. Das Unternehmen aus Zug arbeitet hierfür mit großen Galerien, Stiftungen sowie Digitalunternehmen in der Kunstwelt zusammen. Zunächst wurde die App für iOS-Geräte gelauncht. Eine App für Androidgeräte folgt zirka Mitte Mai

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