Facebook will gemeinsam mit anderen Internet-Plattformen und Kreditkartenfirmen eine eigene Kryptowährung lancieren. Noch sind wichtige Fragen offen.

In der zweiten Hälfte des nächsten Jahres soll es so weit sein: Der Internet-Gigant Facebook mit rund 2,4 Milliarden Usern und rund 100 weiteren etablierten Unternehmen wie der Buchungsplattform booking.com, dem Taxidienst Uber sowie den Kreditkartenfirmen Visa und Mastercard bringt mit Libra eine neue Kryptowährung auf den Markt. Was sich dazu heute bereits sagen lässt, hat die „Neue Zürcher Zeitung“ übersichtlich zusammengefasst:

Aktuell gehören dem in Genf domizilierten Verein Libra knapp 30 Unternehmen an. Der Vereinsname ist gleichzeitig auch der Name der auf der Blockchain-Technologie basierenden Kryptowährung. Ihr Wert soll durch einen Währungskorb abgesichert sein, was den schnellen und günstigen Wertetransfer ermöglichen würde.

Der neue Token soll die Basis einer offenen Plattform bilden, auf der die beteiligten Firmen auch eigene Anwendungen entwickeln. Die Promotoren legen sich die Latte hoch und versprechen eine höhere Stabilität als die meisten Währungen. Trifft dies zu, hätte Libra im Gegensatz zu Bitcoin und anderen Kryptowährungen vor allem in Schwellenländern mit schwachen Währungen viel Potenzial.

Sicherheit, Transparenz und Datenschutz

Facebook will Libra in erster Linie unter seinen Usern als Zahlungsmittel etablieren, weiß aber um die Sicherheits- und Datenschutzbedenken nach den Skandalen der jüngsten Vergangenheit. Die Zahlungstransaktionen sollen denn auch von den anderen Social-Media-Anwendungen getrennt ablaufen. Offen ist noch, wie die staatlichen Währungshüter reagieren werden – Stichworte Geldwäschereibestimmungen und andere Regulierungen für Banken. Libra wird wie Bitcoin eine private elektronische Währung sein, die parallel zu Dollar, Euro und Co genutzt werden soll.

Zahlungen sollen mit Libra einfacher, schneller und günstiger werden. Das fordert auch die Kreditkartenanbieter heraus, die den Schwarzen Peter für die bisher hohen Gebühren den Banken zuweisen. Anbieter wie Visa und Mastercard sitzen mit im Libra-Boot und wollen sich nicht aus dem Markt drängen lassen.

Ist Libra eine stabile Kryptowährung?

Experten gehen davon aus, dass der Wert von Libra relativ stabil und weniger stark schwanken wird wie etwa Bitcoin. Trifft dies zu, dürfte Libra andere Kryptowährungen verdrängen. Setzt sich Libra durch, würde die neue Währung zu einem wichtigen Player im Devisen- und Kapitalmarkt. Der Verein verspricht, allfällige Einnahmen aus den Währungsreserven für den Aufbau der Infrastruktur einzusetzen.

Solange Libra fest an einen Währungskorb gebunden bleibt, schöpft sie kein Geld und betreibt auch keine eigene Geldpolitik. Allerdings könnte eine starke Nachfrage nach Libra die Gesamtnachfrage nach den traditionellen Landeswährungen tangieren. Betroffen wären auch die Banken, wenn sich das Geschäft von den Bankkonten in die neue Libra-Welt verlagert. Was dies für die Finanzmarktstabilität bedeutet, ist offen. Der Verein ist in Kontakt mit Behörden und Regulatoren, doch fix ist noch nichts.

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