Es ist nicht alles Gold, was glänzt, doch in Krisenzeiten glänzt Gold. Eine Auffassung, die sich auch im wirtschaftlich turbulenten Jahr 2022 bewahrheiten sollte, in welchem der Preis für die Feinunze einen durchschnittlichen Rekordwert von 1.800 US-Dollar betrug.
Ein Trend, der im Jahr 2023 weiter anhält. Bis Anfang Februar kletterte der Goldpreis um knapp 7,5 Prozent auf rund 1.960 US-Dollar pro Feinunze – den höchsten Stand seit April 2022. Grund für den aktuellen Goldrausch sind insbesondere die nationalen Zentralbanken, die angesichts der angespannten weltpolitischen Lage und der hohen Inflation im vergangenen Jahr 1.136 Tonnen kauften – so viel wie seit 55 Jahren nicht mehr.
Damit stieg laut der Lobbygruppe des World Gold Council (WGC) das Gesamtvolumen an Gold, das sich in Händen der Zentralbanken befindet, auf 36.746 Tonnen an. Der höchste Wert seit der Abschaffung des Bretton-Woods-Abkommen 1974. Für Krishan Gopaul, Senior Analyst bei WGC, sind die riesigen Zukäufe der Zentralbanken „a huge positive for the gold market“. Für die Zentralbanken stellt Gold in Krisenzeiten wie diesen einen sicheren Hafen dar, dessen „Counterparty risk“ verglichen mit Währungen anderer Länder, die unter Kontrolle nationaler Zentralbanken stehen, verschwindend ist. Außerdem stellt es für die nationalen Zentralbanken in ihrem begrenzten Spielraum eine Diversifizierung des eigenen Portfolios dar. „Solange der kalte Krieg zwischen Russland (über Rohstoffe) und den USA (über den Dollar und die Zinsentwicklung) andauert, ist es unwahrscheinlich, dass das gelbe Metall seinen Glanz verliert“, so der WGC in seinem Ausblick für das Jahr 2023.
Doch auch bei institutionellen Anlegern sieht der WGC eine steigende Beliebtheit des gelben Metalls. Denn in Erwartung des Leitzins-Gipfels und einer weiterhin sinkenden Inflation, prophezeit die Lobbygruppe in erster Linie einen Rückgang der Nachfrage nach Goldbarren und Goldmünzen. Gold als Asset dürfte sich währenddessen weiterhin als beständig erweisen, auch, weil insbesondere im asiatischen Raum und im mittleren Osten – in Ermangelung inflationssicherer Alternativen – weiterhin massiv Gold nachgefragt werden wird.
Dies offenbart auch der Blick auf die größten Käufer unter den Zentralbanken im vergangenen Jahr:

Quelle: Eigendarstellung nach World Gold Council
Bezogen auf sämtliche Sektoren sprang die weltweite Nachfrage nach Gold mit 4.741 Tonnen auf den höchsten Wert seit 2011 und damit um 18 Prozent zum Vorjahr. Aufgrund des gestiegenen Preises fiel die Nachfrage nach Gold in der Schmuckverarbeitung zwar um 3 Prozent. Doch wuchs die Nachfrage nach Gold als Investitionsanlage um 10 Prozent auf 1.107 Tonnen. Auch die Menge an nachgefragten Goldbarren und Münzen kletterte um 2 Prozent. Einen Dämpfer bekam die Technologiebranche verpasst, deren elektronischen Geräte im Zuge der internationalen Wirtschaftskrise nicht mehr von den Konsumenten gefragt waren.