Institutionelle Investoren setzen vermehrt auf Sachwerte, doch der Fokus unterscheidet sich je nach Investorengruppe. In den Megatrends Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Demografie wittern sie die besten Anlagechancen. Bei ihren Investments favorisieren sie dabei Fonds gegenüber Direktinvestments, wie die Studie „Future Asset Allocation – Resilienz in der institutionellen Anlage“ der Unicredit-Tochter Wealthcap zeigt.
Die Studie basiert auf Ergebnissen von quantitativen Portfolio-Allokations-Auswertungen der Gesellschaft für Analyse und Consulting mbH (GAC) mit Aufschlüsselung institutioneller Sub-Gruppen. Außerdem fließt eine Umfrage unter 500 Entscheidern bei institutionellen Investoren von Civey ein sowie vertiefende Interviews mit ausgewählten institutionellen Anlegern.
Versorgungswerke senken Rentenquote drastisch…
Vor allem Versorgungswerke haben ihre Rentendirektquote in den vergangenen elf Jahren abgebaut, zeigt die Analyse von GAC. Sie haben die Quote von 58 auf nun 23,7 Prozent deutlich gesenkt. Bei Depot A-Anlegern war der Rückgang ebenfalls signifikant, aber weniger sprunghaft von 78 auf 69,3 Prozent.
…und stocken Immobilien und Private Equity auf
Der Abbau erfolgte unter anderem zugunsten von Immobilien. Auch hier zeigten sich deutliche Unterschiede innerhalb der Investorengruppen. Während Versorgungswerke Anfang 2021 mit 20,5 Prozent ihrer Assets in Immobilien investiert waren, betrug derselbe Wert bei Corporates lediglich 5 Prozent.
Insgesamt waren zum Jahresanfang 2021 rund 208 Milliarden Euro des deutschen institutionellen Vermögens in Immobilien allokiert. Den größte Anteil machten Lebensversicherer mit 61,6 Milliarden Euro aus. Es folgten Versorgungswerke mit 49 Milliarden Euro.
Der Trend dürfte anhalten, wie die Civey-Umfrage zeigt. Während 38,1 Prozent der Befragten ihre Immobilienquote in den nächsten drei bis fünf Jahren erhöhen wollen, planen nur 16,9 Prozent, sie zu reduzieren.
Auch bei Private Equity ist das Ergebnis eindeutig. Rund 35 Prozent planen eine Ausweitung ihrer Investments. Nicht einmal 10 Prozent der Anleger wollen ihre Allokation abbauen.
Alternatives: Resilienz durch Diversifizierung und stabile Cashflows
„Es ist unverzichtbar, Trends und Marktentwicklungen aufmerksam zu beobachten und die richtigen Schlüsse für eine resiliente langfristige Anlagestrategie daraus zu ziehen. Unsere aktuelle Studie zeigt, dass Real Assets dabei eine entscheidende Rolle spielen“, sagt Achim von der Lahr, Geschäftsführer von Wealthcap. „Fast ein Viertel der befragten Investoren geben an, mit ihrer aktuellen Portfolioallokation die eigenen Renditeziele nicht mehr erreichen zu können, vor allem wegen der anhaltenden Negativzinsen. Das ist ein Alarmsignal.“
Diversifizierung (25,9 Prozent) und Stabilität der Cashflows (25,6 Prozent) stehen bei den institutionellen Investoren oben auf der Liste für Sachwertinvestitionen. Es folgen die strategische Berücksichtigung von Trends (18,2 Prozent), Flexibilität von Investmententscheidungen (16,4 Prozent) und Volatilität (12,0 Prozent). Am wenigsten wichtig ist den befragten Investoren indes offenbar die geringe Korrelation mit liquiden Asset-Klassen (5,9 Prozent).
„Ein größeres Exposure in alternativen Anlagen ist für institutionelle Investoren mit höherem Managementaufwand, aktiveren Investmentprozessen und einem spezifischeren Risikomanagement verbunden“, gibt Sebastian Zehrer, Leiter Research bei Wealthcap, zu Bedenken. „Wir sehen daher einen starken Trend hin zu Fondsstrukturen erfahrener Asset-Manager, die eine größere Diversifizierung ermöglichen.“
Fonds sind gefragt
Die Veränderung in institutionellen Portfolios lässt sich auch an der Fondsquote ablesen. Sowohl absolut als auch relativ betrachtet steigt die Bedeutung von Fonds an. Zwischen 2009 und Ende 2020 wuchsen allein die Fondsanlagen deutscher Lebensversicherer, Versorgungswerke und Pensionskassen um rund 410 Milliarden Euro auf knapp 600 Milliarden Euro.
Auch in diesem Bereich gilt: Die Fondsquote schwankt je nach Investorengruppe deutlich. Am höchsten ist sie bei Versorgungswerken mit 68,1 Prozent, am niedrigsten bei Lebensversicherern mit 40,4 Prozent.