Idealerweise bietet sich dafür ein vollständiger Finanzplan an. Gedanken dazu macht sich Markus Richert von der Vermögensverwaltung Portfolio Concept.

Wie viel Geld braucht ein Rentner zum Leben? Diese Frage stellt sich jeder früher oder später einmal. Eine Faustregel der Stiftung Warentest beziffert das benötigte monatliche Einkommen im Ruhestand auf rund 80 Prozent des vorherigen Nettolohns. Die gesetzliche Rente ist dabei nur noch eine Grundsicherung. Denn das Rentenniveau in Deutschland sinkt. Wie viel Geld ist ausreichend, um sorgenfrei in den Ruhestand zu gehen? „Die häufig genannte Summe von 500.000 Euro ist ein realistischer Betrag, den viele Gutverdiener im Laufe ihres Arbeitslebens zur Seite legen können“, unterstreicht Markus Richert von Portfolio Concept. Allerdings wachsen die Bäume damit nicht in den Himmel. Vielmehr sei es notwendig, dass man einen Plan für den Verzehr hat und man weiß, welche Rendite für den Kapitalerhalt notwendig ist, betont der Anlageexperte.

Markus Richert

Der Kölner Vermögensverwalter erarbeiten mit Stiftungen, Family-Offices und Institutionellen Lösungen für Vermögen ab einer Anlagesumme von fünf Millionen Euro. Bei Stiftungen oder Family Offices geht es meistens nicht um eine klassische Altersvorsorge. Bei diesen Kunden steht der Kapitalerhalt mit einer marktüblichen Rendite im Vordergrund. Portfolio Concept managt dort in der Regel die Aktienseite und betreut im Mandat eine Auswahl von Qualitätsaktien.

Am Beginn der 500.000 Euro-Ruhestandsfrage steht ein Kassensturz. Wie viel Geld benötige ich, um meine laufenden Kosten zu decken und wie hoch sind meine monatlichen Einnahmen durch die gesetzliche Rente und eventueller Zusatzrenten? Auch zukünftige einmalige Aufwendungen sollte man berücksichtigen. Idealerweise bietet sich dafür ein vollständiger Finanzplan an. Im Alter sollte das Kapital dann für monatliche Entnahmen zur Verfügung stehen. Wie viel Geld entnommen wird, ist von weiteren Fragen abhängig:

• Soll das Kapital komplett verzehrt werden oder in der Substanz erhalten bleiben?

• Wie lange soll das Kapital reichen?

• Welche Rendite wollen Sie nach Steuern mit Ihrem Kapital erzielen und wie ist ihre Risikoeinstellung?

Die wohl populärste Entnahmestrategie ist die 4-Prozent-Regel. Sie besagt, dass man einem diversifizierten Aktien-Portfolio über einen Zeitraum von 30 Jahren in jedem Jahr vier Prozent des Anfangswertes entnehmen kann, ohne das Vermögen vorzeitig zu verbrauchen. Bei einem Startkapital von 500.000 Euro könnte man also mit einer Entnahme von 20.000 Euro pro Jahr rechnen. Wie alle Faustformeln bietet diese Regel nur einen ersten Anhaltspunkt.

Vor allem muss man bereit sein, das Kapital in ein diversifiziertes Aktien Portfolio zu investieren. Nach wie vor hält sich der Irrglaube, so Richert, im Alter sollte man die Aktienquote senken, weil sich Verluste nicht mehr so einfach aussitzen lassen. Für die Festlegung der richtigen Aktienquote wird dann gerne auf die Regel „100 minus Lebensalter“ verwiesen. Diese erscheint logisch. Die Quote schwankungsintensiver Anlageformen wie Aktien am Gesamtvermögen sinkt demnach mit zunehmendem Alter. Für einen angehenden Rentner von 65 Jahren würde dies eine maximale Aktienquote von 35 Prozent bedeuten, im hohen Alter von 85 Jahren dann nur noch von 15 Prozent. „Ob diese auf den ersten Blick eingängige Regel in der derzeitigen Marktphase gültig ist, sollte man kritisch hinterfragen. Die Vier-Prozent-Regel würde dann nicht mehr greifen“, betont Richert. Entweder wird dann der Entnahmebetrag reduziert oder ein Kapitalverzehr akzeptiert.

Im derzeitigen Kapitalmarkt- und Zinsumfeld rät Richert zu einer Selektion von Qualitätsaktien und empfiehlt folgende Strategie: „Wir investieren in Aktien nach Möglichkeit langfristig und suchen Unternehmen, die in jeder Marktsituation einen soliden Ertrag erwirtschaften können.“ Kurzfristige Trends spielen dabei eine untergeordnete Rolle. Analog gilt das für Anleihen. Dabei entscheidet das individuelle Risikoprofil über die Gewichtung der einzelnen Anlageklassen. Wer seine persönliche Risikotragfähigkeit falsch einschätzt, wird mit seiner Anlageentscheidung nicht glücklich werden, heißt es aus Köln. Das Risiko, falsche emotionsgetriebene Entscheidungen zu treffen, steigt. Ein vollständiger Finanzplan bietet dann das ideale Rüstzeug, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Zur Wahrheit gehört auch: Faustformeln ersetzen keine individuelle Beratung.

 

 

 

 

Aktuelle Beiträge