„2022 werden wir eine negative Performance haben“

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Dieter Lehman, Leiter der Vermögensanlage bei der VolkswagenStiftung
Dieter Lehman, Leiter der Vermögensanlage bei der VolkswagenStiftung

Herr Lehmann, kann realer Kapitalerhalt bei fallenden Aktien- und Anleihemärkte sowie Inflationsraten um 10 Prozent überhaupt gelingen?

In diesem Jahr wird es uns mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gelingen, das Kapital real zu erhalten. Seit 1990 haben wir aber eine durchschnittliche jährliche Rendite von 6 Prozent erzielt und konnten entsprechende Puffer schaffen, von denen wir jetzt zehren. Diese langfristige Ausrichtung macht die Anlagestrategie einer Stiftung, die auf Ewigkeit errichtet ist, aus. Ich nehme schwache Ergebnisse einzelner Geschäftsjahre und vielleicht auch mal einzelner Monate zur Kenntnis, bewerte und analysiere sie, aber lasse mich dadurch nicht verunsichern. Dennoch sind natürlich 10 Prozent Inflation Gift für eine Einrichtung, die das Kapital real erhalten muss.

Sichern Sie das Vermögen denn gegen inflationsbedingte Selbstentwertung ab?

Nein. Wir arbeiten mit dem in der Vergangenheit erwirtschafteten Puffer. Der ist für schlechte Zeiten, wie wir sie aktuell haben, gedacht. 2022 werden wir aufgrund der Entwicklung an den Aktien- und Rentenmärkten eine negative Performance haben. Und durch die hohe Inflation sinkt der Wert des Vermögens zusätzlich. Dennoch mache ich mir persönlich keine Sorgen. Ich kann immer noch sehr gut schlafen. Wir hatten 2021 eine Performance von 12,9 Prozent. Selbst wenn wir in diesem Jahr sieben Prozent verlieren, liegen wir saldiert in beiden Jahren immer noch bei 5 Prozent im Gewinn. Darüber hinaus kosten klassische Absicherungen Geld und Diversifikationspotenzial. Wenn man ein so großes Vermögen verwaltet wie wir, muss man erstens die Emotionen vor den Zahlen verlieren und zweitens die Nerven behalten.

Ihre Aktienquote beträgt 47 Prozent, festverzinsliche Anlagen kommen auf 40 Prozent. Wie flexibel sind diese Quoten?

Sie sind natürlich Performance-Schwankungen unterworfen. Zum Jahreswechsel lag die Aktienquote bei etwas mehr als 50 Prozent. Durch die Marktentwicklung ist der Anteil rein mathematisch gesunken. Wir dürfen maximal 60 Prozent in Aktien investieren. In den vergangenen 20 Jahren haben wir die Quote schrittweise von 32 auf 60 Prozent erhöht. Denn aufgrund der Niedrigzinssituation mussten wir für die Kapitalerhaltung verstärkt auf Substanzwerte setzen. Daher ist unsere Quote nicht in Stein gemeißelt, aber wir betreiben eine Anlagepolitik der ruhigen Hand. Wir reagieren nicht hektisch, sondern lassen die Dinge in der Regel laufen.

Das vollständige Interview lesen Sie in der aktuellen dpn.

Patrick Daum ist Chef vom Dienst bei dpn-online. Er berichtet über alle Themen rund um das institutionelle Asset Management.

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