Als Green Metals werden jene Metalle bezeichnet, die als Grundstoffe für die grüne Transformation der Welt benötigt werden. Zu ihnen zählen unter anderem Kupfer, Kobalt, Grafit und auch Lithium. Seit Jahren ist ihre Nachfrage steigend. 2023 floss laut Bloomberg mit 1,8 Billionen US-Dollar zum allerersten Mal mehr Geld in saubere Energie als in fossile Projekte.
Größter Auslöser hierfür ist die voranschreitende Elektrifizierung aller Prozesse, die einer emissionslosen Zukunft zugrunde liegt. Die International Energy Agency rechnet bis 2050 mit einem Anstieg der Stromnachfrage um 76 Prozent. Denn möglichst alle Prozesse – vom Heizen mit Wärmepumpen über E-Autos bis hin zur Herstellung von grünem Stahl in elektrischen Hochöfen – sollen in absehbarer Zukunft nicht mehr mit Gas, Öl und Kohle betrieben werden, sondern mit Strom aus regenerativen Energien.
E-Autos treiben die Nachfrage
Im fossilen Zeitalter war der Bedarf an besonderen Metallen überschaubar. Es waren vor allem Öl und Gas, die als Verbrauchsstoffe massiv nachgefragt wurden. Mit der Umstellung auf Strom wandelt sich dieses Verhältnis, was sich gut am Beispiel des E-Autos darstellen lässt. Abseits von Stahl und Aluminium benötigt ein Verbrenner nur etwa 20 Kilogramm Kupfer und 10 Kilogramm Mangan – verbraucht im Betrieb aber schmutzigen Kraftstoff. Ein Elektroauto ist im Betrieb emissionslos, benötigt in der Herstellung jedoch etwa 170 Kilogramm mehr Metalle. Neben rund 50 Kilogramm Kupfer sind hier auch rund 80 Kilogramm Grafit sowie Nickel und Zink verbaut. Die Elektromobilität wird so zu einem der größten Treiber der Nachfrage nach Green Metals.
Allen grünen Metallen voran bleibt Kupfer das Rückgrat beim Versuch, Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Das liegt daran, dass das rote Metall aufgrund seiner effizienten Leitfähigkeit und guten Verarbeitungseigenschaften sowohl bei der Stromerzeugung und dem Netzausbau als auch bei den Stromverbrauchern wie E-Autos von zentraler Bedeutung ist.
Kupfer ist das „neue Öl“
Wind- und Solarenergie als die am stärksten wachsenden regenerativen Stromquellen benötigen jeweils große Anteile des Rohstoffs. Eine Studie von Goldman Sachs aus dem Jahr 2021 geht davon aus, dass allein die Kupfernachfrage für Windparkprojekte rund 20 Prozent der grünen Investitionen ausmachen wird. Und der Thinktank Energy Minute rechnet damit, dass sich die Menge des insgesamt geförderten Kupfers bis 2050 auf 1,4 Milliarden Tonnen verdoppeln muss. Goldman Sachs spricht bereits vom „neuen Öl“ und projiziert für Ende 2025 einen Tonnenpreis von 15.000 US-Dollar. 2023 lag das Metall bei durchschnittlich 8.500 Dollar.
Investoren, die von der absehbaren Rallye der grünen Metalle profitieren möchten, sollten sich jedoch auch der Probleme der Asset-Klasse bewusst sein. Da ist zum einen die sich weiter verschärfende Angebotslücke. Weil der Ertrag der bestehenden Minen kontinuierlich sinkt, wird die Förderung immer teurer und aufwendiger. Gleichzeitig ist die Planung neuer Minen mit mehr als zehn Jahren Umsetzungszeit sehr zeitaufwendig.
Im laufenden Jahr rechnet Bloomberg beispielsweise damit, dass rund 3,6 Millionen Tonnen nachgefragtes Kupfer nicht direkt bedient werden können. Diese Lücke führt zwar zu steigenden Preisen, hat aber auch zur Folge, dass wichtige Strukturprojekte wie Windparks oder der Netzausbau stocken, weil Rohstoffe fehlen.
Grüne Metalle bleiben zyklisch
Gleichzeitig sind auch die grünen Metalle, wenngleich ihre langfristige Performance verlockend ist, mittelfristig stark zyklisch geprägt. Gerade im Verbrauchersegment wie bei den E-Autos machen sich Wirtschaftsauf- und -abschwünge schnell bemerkbar.
Das ist insbesondere für Metalle wie Kobalt der Fall, die vor allem für die Akkuproduktion in E-Autos oder digitalen Endgeräten Verwendung finden. Dadurch bleibt das Restrisiko an Volatilität trotz des langfristigen Trends erhalten. Ein weiterer Knackpunkt ist die sehr schwierige bis fragwürdige Implementierung von ESG-Standards im Rohstoffsektor. Während einige wenige Länder wie Kanada oder Australien durchaus für die Umsetzung sozialer und menschenwürdiger Standards in der Förderung grüner Metalle garantieren können, ergibt sich für einige seltene Rohstoffe ein anderes Bild.
ESG-Probleme in der Lieferkette
Die Demokratische Republik Kongo zum Beispiel ist für 70 Prozent der weltweiten Kobaltproduktion verantwortlich. Die Marktmacht liegt jedoch bei ausländischen, vor allem chinesischen Investoren vor Ort. In deren Minen arbeiten Hunderttausende Kongolesen – darunter etwa 25.000 Kinder – unter teilweise lebensgefährlichen Verhältnissen. Parallel schadet der Einsatz von Säuren der Gesundheit der Minenarbeiter und belastet das Grundwasser massiv. Investoren, die in Green Metals investieren wollen, stellen diese Verletzungen von Arbeits- und Gesundheitsschutz entlang der Lieferkette vor große Probleme. Denn während über quasi alle Asset-Klassen die Implementierung nachhaltiger Standards Usus geworden ist, ist es fraglich, ob sich mittelfristig, abseits von Industriestaaten wie Kanada oder Australien, ESG-Faktoren seriös abbilden lassen.
Auch das geopolitische Risiko müssen Investoren im Blickfeld haben. Insbesondere der wirtschaftliche Konflikt zwischen den USA und China kann zukünftig zu größeren Turbulenzen auf den internationalen Rohstoffmärkten führen. Der beflügelte US-Techmarkt bezieht seine Rohstoffe für die Halbleiterindustrie weiterhin zu großen Teilen aus der Volksrepublik. Ende November gab Peking nun neue Exportbeschränkungen für Grafit, einen weiteren wichtigen Bestandteil von Akkus und Halbleitern, bekannt.
China reagierte damit direkt auf amerikanische Einfuhrbeschränkungen von Computerchips. Derartige Marktkämpfe könnten in Zukunft mit Blick auf den Konkurrenzkampf um grüne Metalle heftiger ausfallen und so zum Risiko für Investoren werden.
Arrian Correns ist seit 2024 Redakteur bei dpn – Deutsche Pensions- und Investmentnachrichten. Seine ersten Schritte im Journalismus machte der studierte Staatswissenschaftler im Lokaljournalismus. 2023 wechselte er mit dem Volontariat im Fachverlag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in den Finanzjournalismus. In dieser Zeit schrieb Arrian Correns auch für die dpn-Schwesterpublikationen „FINANCE Magazin“ und „Die Stiftung“. Arrian Correns befasst sich heute vor allem mit Themen der institutionellen Kapitalanlage und der Digitalisierung der Investmentbranche.

