Chancen im Private Equity

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dpn: Herr Gross, warum sollten Investoren für eine strategische Vermögensallokation Aktien und Private Equity betrachten?

Jared Gross: Beide Anlageklassen ermöglichen es, sich am Produktivkapital der Unternehmen zu beteiligen und von ihren Cashflows und Gewinnen zu profitieren. So ließen sich mit beiden Anlageklassen historisch über Marktzyklen hinweg attraktive Renditen erzielen. Innerhalb eines Portfolios können sie jedoch komplementär wirken. Eine Kombination aus beidem kann also dazu beitragen, die Volatilität eines Portfolios zu reduzieren und die Gesamtrendite zu verbessern.

Warum wird Private Equity immer wichtiger?

Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt einen fundamentalen Wandel in der Kapitalmarktstruktur. Immer mehr Unternehmen entscheiden sich dafür, gar nicht oder erst in fortgeschrittenen Entwicklungsstadien an die Börse zu gehen, und sind damit an den traditionellen Kapitalmärkten nicht investierbar. Dieser Trend zu einer längeren Kapitalbeschaffung an den privaten Märkten bedeutet auch, dass die Renditen aus frühen Entwicklungsphasen, an denen sich typischerweise über Aktien im Small-Cap-Segment partizipieren ließ, für Aktieninvestoren kaum noch verfügbar sind.

Private Equity bedeutet auch Illiquidität.

Das ist richtig, die Balance zwischen Liquidität und Illiquidität ist entscheidend für die Stabilität und Kapitalrendite des Portfolios. Investoren sollten also sicherstellen, dass sie stets ausreichend liquide Mittel haben, um kurzfristige Verpflichtungen zu erfüllen, damit sie gleichzeitig von den potentiell höheren Renditen illiquider Anlagen profitieren können. Es gilt, über den Anlagezeitraum hinweg vollständig investiert zu bleiben, was herausfordernd sein kann.

Info

CV

JARED GROSS
ist Managing Director und Head of Institutional Portfolio Strategy bei J.P. Morgan Asset Management. Seit 2020 stellt er institutionellen Kunden Insights und Solutions zur Verfügung. Er verfügt über 30 Jahre Erfahrung im Investmentbereich, unter anderem als Head of Institutional Business Development bei PIMCO. Er studierte am Williams College.

Gibt es Sektoren innerhalb von Private Equity, die sich besonders anbieten?

Ein großer Vorteil ist, dass man sich mit Private Equity Investments auf Sektoren fokussieren kann, die über die gelisteten Aktienmärkte nicht zugänglich sind. Dies trägt dazu bei, das Portfolio besser zu diversifizieren und das Risiko zu streuen. Sektoren wie Venture Capital oder Small-/Mid-Market-Buy-outs bieten ein besonderes Chancenprofil, das über Aktien am öffentlichen Kapitalmarkt nicht verfügbar ist.

Welche Branchen stehen bei Private Equity Investments im Fokus?

Global dominierte 2024 bei Venture-Capital-Investments der Bereich KI IT-Infrastruktur und Hosting, gefolgt von Unternehmens- und Unterstützungsdiensten, an dritter Position lag der Sektor Gesundheitswesen mit dem Segment Biotechnologie.* Dies zeigt: Die Beteiligung an zukunftsgerichteten Innovationen, etwa in Bereichen wie künstlicher Intelligenz und Healthcare, erfolgt häufig über private Märkte. Innerhalb der Private Equity Investments ist gleichwohl auch eine gezielte Sektorallokation sinnvoll. So lässt sich die Korrelation innerhalb des Portfolios verbessern, das Risiko reduzieren und die Stabilität des Portfolios erhöhen.

Wie herausfordernd ist die Integration von Private Equity in ein Portfolio?

Die Illiquidität an den Private Markets erschwert es naturgemäß, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren. Zudem erfordert die Auswahl der richtigen Fondsmanager und Sektoren eine sorgfältige Analyse und Due Diligence. Investoren müssen bereit sein, langfristig zu denken und die Volatilität zu akzeptieren, die mit Investments in Private Equity einhergeht.

Welche Rolle spielt Risikomanagement?

Um die potentiellen Vorteile von Private Equity voll ausschöpfen zu können, ist ein striktes Risikomanagement entscheidend. Dafür sollten Investoren ein robustes System implementieren, das sowohl die spezifischen Risiken der privaten Märkte als auch die allgemeinen Marktbedingungen berücksichtigt. Im Fokus steht dabei, unerwartete Verluste zu minimieren und die langfristige Stabilität des Portfolios zu gewährleisten.

Wie sehen Sie die Zukunft von Private Equity in den nächsten Jahren?

Private Equity macht heute mit 9,6 Billionen US-Dollar* fast die Hälfte aller alternativen Investments aus. Der Anteil hat sich in den letzten beiden Dekaden fast verzehnfacht. Die Aussichten sind vielversprechend, da immer mehr Investoren die Vorteile von Private Equity Investments erkennen und sich in innovativen Marktsegmenten engagieren wollen. Es bleibt aber eine Anlageklasse, die spezialisiertes Know-how erfordert. Zuletzt waren unerfreuliche Trends zu beobachten: eine aggressivere Kapitalbeschaffung, eine langsamere Kapitalbereitstellung, höhere Finanzierungskosten, reduzierte Kreditvergabe, ein schwierigeres Ausstiegsumfeld und reduzierte Ausschüttungen.

Was raten Sie institutionellen Investoren für ihre Allokation in private Aktien?

Sie sollten sich auf eine gründliche Due Diligence konzentrieren und sicherstellen, dass sie bzw. die von ihnen beauftragten Manager über Ressourcen und das Fachwissen verfügen, um Private Equity effektiv zu verwalten. Es besteht ein hohes Maß an Dis-persion auf Ertragsebene, was die Auswahl qualifizierter Manager entscheidend macht, um den Vorteil der Anlageklasse zu nutzen. Das idealisierte Modell der Private Equity Investments basiert auf einer kontinuierlichen Reinvestition von Kapital im engen Austausch von Investoren und Fondsmanagern. Eine Strategie, die Chancen wie auch Risiken berücksichtigt, ist entscheidend. Sie sollten bereit sein, langfristig zu investieren und die Volatilität zu akzeptieren, die mit der Anlageklasse einhergeht.

*Quelle: Guide to Alternatives, Stand 31.12.20204

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KONTAKT

CLARA FIEDRICH
Leiterin Institutional Clients Deutschland und Österreich J.P. Morgan Asset Management

E-Mail: clara.fiedrich@jpmorgan.com

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