Die Verunsicherung an den Kapitalmärkten und die teilweise unschönen Einschnitte bei den festverzinslichen Papieren, aber auch den Aktienmärkten, beeinflussen auch die Anlagepolitik der institutionellen Anleger. Ein Beispiel ist die Entwicklung bei den illiquiden Assets. Denn institutionelle Verantwortungsträger, sei es der Vorstand einer Versicherungsgesellschaft oder Pensionskasse, oder die Geschäftsführung eines Versorgungswerkes oder einer kirchlichen Zusatzversorgungskasse, müssen im Sinne ihres treuhänderischen Auftrages eine Balance zwischen der Verpflichtungs- (Pensionen, Rentenzahlungen) und der Einnahmeseite im Auge behalten.
Zu diesem Zweck benötigen sie entsprechende Unterstützung im Rahmen der Administration ihrer Institutionen und hier insbesondere bei der Kapitalanlage. Da ist es nur konsequent, wenn institutionelle Investoren sich immer häufiger einer Master – oder Service-KVG bedienen. Erstmals in einer der Telos Master-KVG-Studien sagten 93 Prozent der befragten Entscheidungsträger institutioneller Institutionen aus, dass sie bereits über eine KVG verfügen. Dies ist nochmals eine Steigerung gegenüber den Vorjahren. So bauen die Master-KVGen ihre Zusatzservices kontinuierlich aus und bieten Investoren neben der reinen Administration immer mehr Dienstleistungen an. Das Mantra, dass irgendwann doch einmal eine annähernde Ausschöpfung des KVG-Marktes erreicht sein sollte, rückt danach zumindest näher.
Dennoch spielt im Markt noch jede Menge Musik, wie die Telos-Untersuchung zeigt – und das von zwei Seiten: zum einen beteiligen sich traditionell an der Studie eher größere Institutionen. Anhand der von Telos in letzter Zeit begleiteten KVG-Ausschreibungen war erkennbar, dass sich aktuell noch eine ganze Reihe kleinerer Anbieter mit bis zu 500 Millionen Euro Assets under Management (AuM) mit dem Thema der Beauftragung einer KVG beschäftigen. Zum anderen weisen Auswertungen auch darauf hin, dass zunehmend Investoren mit zum Teil schon längerjährigen KVG-Mandaten dabei sind, diese auf den Prüfstand zu stellen. Exemplarisch und typisch treten etwa Berufsgenossenschaften verstärkt im Markt mit neuen Search-Prozessen in Erscheinung, da sie alle fünf bis sieben Jahre dazu angehalten sind.
Der Anteil an „Alternative Investments“ wie Infrastruktur, Private Debt oder Private Equity in den Portfolien institutioneller Investoren hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. Dies stellt auch die Master-KVGen vor neue Herausforderungen, da die Investoren eine Integration dieser Anlagen wünschen. Hier wird es interessant sein zu beobachten, ob die Master-KVGen entsprechende Kapazitäten auf- bzw. ausbauen oder ob sich am Ende doch auf Alternative Investments spezialisierte Administrationsanbieter durchsetzen.

Über die genannten, ganz aktuellen Entwicklungen wie das Thema Inflation sowie dem Ukraine-Konflikt, hinaus hat auch die Pandemie dazu beigetragen, dass das Master-KVG-Geschäft als sicherer Hafen Dynamik in dem Markt erzeugt hat. Denn die Corona-Pandemie hat die Kapitalmärkte auf verschiedene Art und Weise beeinflusst. Seit nunmehr fast drei Jahren muss sich die gesamte Finanzindustrie dieser neuen Herausforderung stellen. In Bezug auf das Master-KVG-Geschäft steht der Gedanke der Sicherheit im Vordergrund. Jedoch haben sich die Risikoparameter über die Zeit verschoben, die institutionlle Anleger dazu animieren, sich einer Master-KVG anzuvertrauen.
Seit fast zwei Jahrzehnten befasst sich TELOS mit dem Thema Master-KVG und befragt hierzu regelmäßig die Marktteilnehmer – sowohl deutsche institutionelle Investoren als auch die Anbieter zum Thema „Master-KVG“. Die Befragung untergliedert sich in drei große Teilbereiche:
– Definition des Begriffs Master-KVG – Allgemeines
– Markt für Master-KVGen
– Status quo und Strategie der Master-KVGen
Die vollständige Studie finden Sie hier.
Goran Culjak ist Redakteur bei dpn – Deutsche Pensions- & Investmentnachrichten. Davor arbeitete er bei PLATOW als Fachredakteur für Versicherung und Altersvorsorge und etablierte die Risikomanagementkonferenz. Der Diplom-Betriebswirt (FH) startete 2004 als Pressereferent bei Union Investment seine berufliche Laufbahn.

