Im Jahr 2024 kamen 55 neue ELTIFs auf den Markt. Das ist ein neuer Rekordwert und laut der vierten Scope-ELTIF-Studie vor allem auf die Regelungen des überarbeiteten ELTIF-Regimes 2.0 zurückzuführen. Die neuen Regeln wurden zwar schon seit Januar 2024 angewendet, doch die Ausgestaltung der technischen Regulierungsstandards (RTS) durch die europäische Finanzmarktaufsicht ESMA und die EU-Kommission dauerte länger. Seit Oktober stehen die RTS nun fest, und dank der liberaleren Ansätze darin griff die Branche den Ball mit Neuauflagen sofort auf. So wurden allein im vierten Quartal 19 neue ELTIFs emittiert.
Zugleich ist das ELTIF-Volumen 2024 weniger stark gewachsen. Die Gründe dafür sind zum einen das höhere Zinsniveau im Euro-Raum, die es neuen Anlageformen generell erschwert, sich am Markt zu behaupten, selbst wenn sie höhere Renditen in Aussicht stellen. Umso mehr sind Anlageformen betroffen, die vom Anleger eine langfristige Bindungen erfordern, gerade bei Investitionen in die Privatmärkte. Zum anderen haben sich manche Anbieter mit Emissionen bis zur Finalisierung und zum Inkrafttreten der RTS am 26. Oktober 2024 zurückgehalten.
Für die Scope-Studie haben knapp 50 Marktteilnehmer in persönlichen Interviews ihre Sicht auf den ELTIF-Markt geschildert. 38 Asset Manager haben Daten zu ihren Produkten geliefert. 41 Asset Manager mit gesamten 23,9 Billionen Euro Assets under Management nahmen an der Befragung teil. 32 von ihnen haben bislang mindestens einen ELTIF aufgelegt. Diese verfügten Ende 2024 über ein ELTIF-Vermögen von 13,0 Milliarden Euro, verteilt auf 92 ELTIFs.
Laut der Scope-Studie beträgt die Größe des ELTIF-Marktes in Europa geschätzt circa 20,5 Milliarden Euro per Ende 2024. Damit ist das Marktvolumen gegenüber 2023 um rund 5,7 Milliarden Euro gestiegen – ein Wachstum von 38 Prozent. Die Studienautoren sind skeptisch, dass das 2024 gewachsene Marktangebot kurzfristig auf eine ebenso wachsende Nachfrage der Anleger stoßen wird. Langfristig werde sich eine starke Nachfrage dann einstellen, wenn sich zeige, dass ELTIFs in der Breite eine hohe Rendite erzielen könnten oder ein sehr vorteilhaftes Rendite-Risiko-Profil hätten. In den kommenden Jahren wird der ELTIF zunächst im Private-Banking- und im semi-institutionellen Bereich Volumen gewinnen. Erst dann wird er bei gehobenen Privatkunden (Mass-affluent-Segment) oder gar im Retail-Segment erfolgreich sein. Zugleich stellen die Scope-Autoren ein deutlich gestiegenes Interesse am ELTIF auf der Vertriebsseite im Vergleich zum Vorjahr fest.
Die Wachstumsprognosen der befragten Anbieter für das eigene ELTIF-Vermögen im laufenden Jahr fallen unterschiedlich aus. 40 Prozent der Häuser, die Scope befragt hat, erwarten bis Ende 2027 einen Zuwachs ihres ELTIF-Vermögens um bis zu 500 Millionen Euro. Weitere 40 Prozent rechnen mit einem Plus von 500 Millionen bis 1 Milliarde Euro. Jeder fünfter Asset Manager erwartet gar einen Anstieg des Volumens um 1 bis fünf Milliarden Euro.
Im Durchschnitt rechnen die Anbieter für das laufende Jahr mit einem Wachstum des insgesamt – also im gesamten Markt – in ELTIFs verwalteten Vermögens von rund 25 Prozent. Dabei haben drei der befragten Häuser extrem zuversichtlich geantwortet, indem sie Zuwachsraten des Gesamtmarkts von mindestens 50 Prozent erwarten. Jeder zweite Befragte prognostiziert ein Plus von bis zu 20 Prozent, während die andere Hälfte ein höheres Wachstum für wahrscheinlich erachtet.
Dr. Guido Birkner ist Chefredakteur von dpn – Deutsche Pensions- und Investmentnachrichten. Seit dem Jahr 2000 ist er für die F.A.Z.-Gruppe tätig. Zunächst schrieb er für das Magazin „FINANCE“, wechselte dann als Studienautor 2002 innerhalb des F.A.Z.-Instituts zu den Branchen- und Managementdiensten, später zu Studien und Marktforschung. Von 2014 bis 2020 verantwortete er redaktionell den Bereich Human Resources in der F.A.Z. BUSINESS MEDIA GmbH. Seit Juli 2019 gehört er der dpn-Redaktion an.

