ESG-Datenanbieter unter der Lupe

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Nachhaltigkeit stützt sich auf Transparenz. Über Ratings und Daten bewerten Provider Unternehmen in ihren Nachhaltigkeitsaktivitäten. Cofinpro, eine auf Finanzdienstleister spezialisierte Unternehmensberatung , nimmt in einer Studie ESG-Datenanbieter unter die Lupe. Yves Wüppenhorst, Senior Consultant bei Cofinpro, erklärt: „Eine einheitliche Datenbasis bei den Ratings zu schaffen ist schwierig, da Unterschiede schon beim Aufstellen einer Rohdatenbasis aufkommen können.“ Diese Datenbasis sei immer der Anfang eines jeden Ratings und unterschiedlich je nachdem, woher ein Anbieter seine Daten nehme. Aus den Rohdaten werde dann nach E, S und G aggregiert und schließlich zu einem Score zusammengefasst.

In dem Prozess spielt auch die Kommunikation mit dem geprüften Unternehmen eine Rolle – ein manueller und kostspieliger Prozess. Deshalb führt Cofinpro solche Interviews mit einem Unternehmen meist nur einmal jährlich durch. Generell sind die Methoden der Daten-Provider wenig transparent und verschieden, da sie individuell unterschiedliche Gewichtungen und Methoden im Rating-Prozess haben. „Es gibt eine Schnittmenge aus Faktoren, die alle in ihren Bewertungsmethoden haben, trotzdem sind sie schwer zu vergleichen“, so Wüppenhorst. „Auf den Webseiten hausieren die Provider eher nicht mit Erläuterungen, wie sich ein Score zusammensetzt.“ Oft erhält ein Unternehmen bei zwei Providern völlig unterschiedliche Bewertungen in Bezug auf Nachhaltigkeit. „Die Rating-Anbieter haben meist eine eigene Sprache des Ratings, aber das gleicht sich langsam an“, erwähnt Wüppenhorst. Auch im ESG-Kontext wäre es gut, wenn sich Standards herausbilden würden. Manche Datenanbieter kooperieren bereits, um gemeinsame Standards zu schaffen, und kommen so der Regulatorik zuvor.

Die Abbildung von E, S und G im Rating liefern die Provider oft separat. Auch hier ist es wichtig, die einzelnen Rohdaten einzusehen. Kann ein Unternehmen nachweisen, dass es in vorher bemängelten Feldern aufgeholt hat und einen Plan zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen vorlegt, ist das ein guter Indikator für eine positivere Bewertung beim nächsten Check. Wie lange eine solche Transformation dauert, hängt oft ganz vom Umfang der Maßnahmen ab, die umzusetzen sind. Der Index- und Datenanbieter MSCI bietet Kunden auch Nachhaltigkeitsdaten an. Diese Daten sollen Asset Managern und Investoren bei Investitionsentscheidungen und im Risikomanagement helfen. Stefan Huettermann, Executive Director bei MSCI, erklärt: „Wir verfolgen die Frage, welchen Einfluss das Thema Nachhaltigkeit für die Unternehmen hat. Wie könnten Gewinne und Umsätze negativ oder positiv beeinflusst werden? Es geht um Risiken und Opportunitäten.“ MSCI bewertet Unternehmen konsistent durch einen standardisierten Prozess zur Datenerfassung und Überprüfung im Bereich ESG. Sobald die Überprüfung des ESG-Ratings abgeschlossen ist, werden Unternehmen über ihre Ergebnisse benachrichtigt und können ihre Daten einsehen.

Die MSCI ESG Ratings zielen darauf ab, die Widerstandsfähigkeit eines Unternehmens gegenüber ESG-Risiken zu messen. Dabei geht es jeweils um zwei Schlüsselfaktoren. Erstens um die Frage, wie das Unternehmen gegenüber den ausgewählten branchenspezifischen ESG-Risiken und Chancen exponiert ist. Und zweitens darum, wie gut das Unternehmen diese Risiken und Chancen managt. Auch wird geschaut, wie ein Unternehmen im Vergleich zu seinen Mitbewerbern in der eigenen Branche mithalten kann. Das MSCI ESG-Rating-Modell berücksichtigt nur die Einflussfaktoren, die für eine bestimmte Branche als relevant eingestuft werden. Unternehmen werden hier immer im Vergleich zu anderen Unternehmen innerhalb ihrer Peergroup bewertet. „Insgesamt gibt es 35 Key Risk Issues, die sich auf die ESG-Felder aufteilen. Der Faktor ‚Governance‘ wird bei uns immer angeschaut“, beschreibt Guido Giese, Executive Director Applied Equity Research bei MSCI.

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