Die Auswirkungen des Klimawandels stellen zunehmend eine ernsthafte Bedrohung für die Finanzwirtschaft dar. Das zeigt eine aktuelle, jedoch nicht repräsentative Untersuchung der BaFin unter sogenannten Less Significant Institutions – in diesem Fall von Kreditinstituten und Versicherern, deren Geschäftsmodell besonders durch die Folgen des Klimawandels bedroht ist. Das Ergebnis: Unternehmen im Finanzsektor haben noch immer mit erheblichen Herausforderungen bei der Integration physischer Klimarisiken in ihre Risikomodelle zu kämpfen. Doch auch wenn die zerstörerischen Auswüchse des Klimawandels inzwischen auch in den hiesigen Breitengraden angekommen sind, erkennen viele Institute die Risiken nicht in ausreichendem Maße an.
So haben laut der BaFin-Studie nur 10 Prozent der befragten Banken die physischen Risiken des Klimawandels als materiell in ihren Risikoanalysen berücksichtigt. Im Gegensatz dazu nehmen Versicherungen diese Risiken weitaus ernster: Die Hälfte der befragten Versicherer bezeichnet den Einfluss des Klimawandels auf ihre Geschäftsmodelle als signifikant. Doch wenngleich Einsicht der erste Schritt zur Besserung ist, bleibt es nur der erste Schritt. Konkrete Anpassungsmaßnahmen nehmen nur die wenigsten vor.
Unzureichende Datenlage erschwert die Risikoanalyse
Dabei sind die mittelfristigen Schäden, die der Klimawandel zur Folge haben könnte, gewaltig. Eine Studie der Bundesregierung beziffert die möglichen Schäden – je nach Klimapfad – auf 280 bis 900 Milliarden Euro bis 2025. Die zunehmende Häufigkeit extremer Wetterereignisse, insbesondere Überschwemmungen und Stürme, ist gerade für kleinere und lokal verankerte Versicherungsunternehmen eine Bedrohung.
Das musste beispielsweise die in Baden-Württemberg verankerte W&W-Gruppe schmerzlich feststellen. Der Nettogewinn der Kornwestheimer brach 2024 um drei Viertel ein, nachdem große Überschwemmungen an Pfingsten im vergangenen Jahr Süddeutschland heimsuchten.
Die Klimakrise ist also schon längst in den Bilanzen der Finanzszene angekommen – ebenso wie das allgemeine Risikobewusstsein dafür. Doch berichten 70 Prozent der Banken und 60 Prozent der Versicherer von Problemen bei der Beschaffung präziser Daten. So fehlten beispielsweise standortspezifische Daten zu Wetterlagen oder Naturgefahren.
Die BaFin fordert deshalb eine verstärkte Auseinandersetzung mit den physischen Risiken des Klimawandels. Unternehmen sollten diese Risiken nicht nur als Teil der ESG-Kriterien betrachten, sondern als integralen Bestandteil ihres gesamten Risiko-Managements.
Arrian Correns ist seit 2024 Redakteur bei dpn – Deutsche Pensions- und Investmentnachrichten. Seine ersten Schritte im Journalismus machte der studierte Staatswissenschaftler im Lokaljournalismus. 2023 wechselte er mit dem Volontariat im Fachverlag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in den Finanzjournalismus. In dieser Zeit schrieb Arrian Correns auch für die dpn-Schwesterpublikationen „FINANCE Magazin“ und „Die Stiftung“. Arrian Correns befasst sich heute vor allem mit Themen der institutionellen Kapitalanlage und der Digitalisierung der Investmentbranche.

