1. Was passiert, wenn die Preise weiter steigen?
In Branchen mit volatilen Preisen stellen wir die Frage, ob die Unternehmen „price taker“ oder „price setter“ sind. Die meisten sind „price taker“ und erhöhen die Preise als Reaktion auf gestiegene Input-Kosten. Wenn diese zurückgehen, müssen auch die Preise sinken. Für die wenigen preisbestimmenden Unternehmen trifft dies nicht zu. Preiserhöhungen machen ein Unternehmen nicht attraktiver für Investoren, Preissetzungsmacht hingegen schon. Unternehmen mit Preissetzungsmacht sind in den Portfolios von Baillie Gifford zahlreich vertreten. Nehmen wir Doximity, ein einzigartiges Online-Netzwerk für Mediziner, das Werbeflächen an Pharmaunternehmen verkauft. Dank des zunehmenden Engagements liegt die Kapitalrendite (ROI) für die Werbetreibenden im Durchschnitt bei 15:1. Selbst wenn sich der Service nicht mehr verbessern würde, könnte das Unternehmen die Preise ein Jahrzehnt lang um 20 Prozent pro Jahr erhöhen, bevor der ROI auf den Branchenstandard von 3:1 sinkt. Dieser Vorteil ist entscheidend, um in einem instabilen Umfeld erfolgreich zu sein. Preisnehmer hingegen würden wahrscheinlich der Deflation oder den den Gewinn auffressenden Input-Kosten zum Opfer fallen.2. Was ist, wenn die Kapitalkosten in die Höhe schnellen?
Selbst wenn ein Unternehmen die Preise erhöhen kann, kann es von Inflation und Zinserhöhungen betroffen sein. Die Aktienmärkte schwimmen seit mehr als zehn Jahren auf einem Meer von billigem Geld. Dies hat zu einem erbitterten Wettbewerb geführt. Doch was passiert, wenn sich das Blatt wendet? Für einige „durchschnittliche“ Unternehmen wird es eine Katastrophe sein. Für aktive Stock Picker stellt genau dies jedoch eine enorme Chance dar. Wenn die Zinsen steigen, werden nur die besten Geschäftsmodelle erfolgreich sein. Dies könnte bereits der Fall sein. Unser Portfoliounternehmen DoorDash verfügt über eines der besten Modelle im Food-Delivery-Sektor. Und dennoch hat es mit einem harten Wettbewerb zu kämpfen. Aber das Umfeld ändert sich. Die Unternehmen konzentrieren sich auf die Rentabilität, während diejenigen, die keinen Zugang zu Kapital haben, untergegangen sind. DoorDash hat deutlich positive Kernmargen in den USA, was eine Expansion ohne Kreditaufnahme wesentlich erleichtert. In einem turbulenten Umfeld ist dieser Finanzierungsvorteil wichtig. Verglichen mit anderen Unternehmen, die Verluste machen, erwirtschaftet das Unternehmen Hunderte von Millionen US-Dollar an freiem Cashflow. Die Verfügbarkeit von internem Kapital kann also auf unsere Checkliste gesetzt werden. Aber was wäre, wenn die gesamte Wirtschaft stagnieren würde?3. Was ist, wenn die Weltwirtschaft in einen langen Abschwung gerät?
Das BIP ist ein guter Indikator für die Gesamtnachfrage. Jedoch setzt es sich aus so vielen komplexen Variablen zusammen, dass man es als Analyst gerne einmal ignoriert. Einige Unternehmen bauen stattdessen auf eine spezifische Nachfrage, indem sie entweder bestehende Bedürfnisse auf neue Weise befriedigen oder ganz neue Bedürfnisse schaffen. Dadurch können sie ihre Cashflows unabhängig vom gesamtwirtschaftlichen Geschehen ausweiten. Für die meisten Unternehmen ist ein gewisses Maß an Abhängigkeit von der Gesamtnachfrage unvermeidlich. Wenn es jedoch gelingt, die strukturellen Faktoren auszugleichen, stellen Konjunktursorgen keine Bedrohung, sondern eine Chance dar. Advanced Drainage Systems, ein kürzlich von Baillie Gifford erworbenes Unternehmen, stellt Regenabflüsse aus Kunststoff her. Die Nachfrage ist an die Bautätigkeit und damit an die Wirtschaftstätigkeit gebunden. Allerdings verdrängen Kunststoffrohre allmählich Betonrohre – die spezifische Nachfrage steigt. Bedenken über die Gesamtnachfrage mögen den Aktienkurs gedrückt haben, aber es gibt einen Vorteil für langfristige Anleger, die bereit sind, abzuwarten, bis Kunststoffabflüsse den Markt dominieren.4. Was ist, wenn der technologische Wandel die traditionellen Geschäftsmodelle zerstört?
Die oben genannten Faktoren können Unternehmen erfolgreich durch stürmische Zeiten bringen. Aber können sie dem massiven technologischen Wandel standhalten? Unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen streben die Verbraucher nach niedrigeren Preisen oder zusätzlichen Funktionen. Für Wachstumsinvestoren gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder man ist selbst der Wandel, oder man stellt sicher, dass das Unternehmen, in das man investiert, von ihm profitiert. Die Portfolios von Baillie Gifford sind darauf ausgerichtet, die führenden etablierten Unternehmen sowie die „Challenger“ zu halten. Wir erwarten, dass aufstrebende Softwareunternehmen wie Snowflake die digitale Geschäftstätigkeit von Unternehmen revolutionieren werden. Aber wir sehen auch etablierte Technologieunternehmen wie Texas Instruments, deren Produkte jahrzehntelang in großen Stückzahlen hergestellt werden können. Es ist eine Frage der Einschätzung, aber eine zweiseitige Analyse bietet die besten Chancen für ein positives Ergebnis.Seltene, aber wertvolle Aussichten
Bei Skorbut erkannte die Navy schließlich ihren Fehler und verschrieb den Matrosen Obst, was zu einer Stärkung des Militärs führte. Auch Anleger können aus schwierigen Zeiten gestärkt hervorgehen und Widrigkeiten besser meistern. Jede der beschriebenen Eigenschaften mag für sich genommen alltäglich erscheinen. Aber Unternehmen, die all diese Eigenschaften aufweisen, sind selten – und enorm wertvoll. Was wäre, wenn ein Unternehmen in der Lage wäre, seine Preise in jedem Umfeld zu erhöhen, sich aus eigener Kraft zu finanzieren, unabhängig von den makroökonomischen Bedingungen zu wachsen und weltverändernde Technologien voranzutreiben oder von ihnen zu profitieren? Was wäre es dann wert? Wir würden sagen, eine Menge. Im Jahr 2022 waren die Aktienmärkte von einem schweren Umfeld gekennzeichnet. Doch aus den Scherben sind Unternehmen hervorgegangen, die auf verschiedenste Weisen erfolgreich sein können. Es ist spannend, sich das Renditepotenzial der besten Wachstumsunternehmen vorzustellen, die gerade ihre Reise antreten. Ein langfristiger Anleger, der seinen Kompass nach den vier zentralen Fragen ausrichtet, kann die Unternehmen auf dieser Reise mit Zuversicht begleiten.Risikohinweis
Nur für professionelle Anleger Dieser Artikel stellt kein unabhängiges Research dar und unterliegt daher auch nicht dem Schutz, der für ein solches vorgesehen ist. Baillie Gifford und seine Mitarbeiter haben möglicherweise mit den betreffenden Anlagen gehandelt. Bei den geäußerten Ansichten handelt es sich nicht um Tatsachenaussagen. Daher sollten diese auch nicht als Beratung oder Empfehlung zum Kauf, Verkauf oder Halten einer bestimmten Anlage betrachtet werden. Baillie Gifford Investment Management (Europe) Limited (BGE) bietet Anlageverwaltungs- und Beratungsdienstleistungen für europäische Kunden (ohne Vereinigtes Königreich) an. Sie wurde im Mai 2018 in Irland errichtet. BGE ist von der Zentralbank von Irland als AIFM gemäß den AIFM-Verordnungen und als OGAW-Verwaltungsgesellschaft gemäß der OGAW-Verordnung zugelassen. BGE ist außerdem gemäß der Verordnung 7 der AIFM-Verordnungen befugt, das Management von Anlageportfolios, einschließlich des individuellen Portfoliomanagements (Individual Portfolio Management, „IPM“) und Nicht-Core-Services, bereitzustellen. BGE wurde als OGAW-Verwaltungsgesellschaft für die folgende OGAW-Umbrella-Gesellschaft ernannt: Baillie Gifford Worldwide Funds plc. Über Passporting erfolgte die Gründung von BGE (Niederlassung Frankfurt), um in Deutschland Anlageverwaltungs- und Beratungsdienstleistungen zu vermarkten und Baillie Gifford Worldwide Funds plc zu vertreiben. BGE ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft von Baillie Gifford Overseas Limited, die sich vollständig im Besitz von Baillie Gifford & Co befindet. Baillie Gifford Overseas Limited und Baillie Gifford & Co sind von der Financial Conduct Authority in Großbritannien zugelassen und werden durch diese reguliert.Info
Dieser Artikel stammt von unserem Partner Baillie Gifford. Er ist Teil des Business Perspectives Projektes.
Patrick Daum ist Chef vom Dienst bei dpn-online. Er berichtet über alle Themen rund um das institutionelle Asset Management.

