Um gut ausgebildete Fachkräfte zu gewinnen, setzen Arbeitgeber im Mittelstand auf Modelle der bAV mit Zusatzleistungen. Sie zählen zu den wichtigsten und erfolgreichsten Mitteln zur Mitarbeiterbindung. Das ist eines der wesentlichen Ergebnisse der neuen Studie „Betriebliche Altersversorgung im Mittelstand“, die Generali Deutschland und F.A.Z. BUSINESS MEDIA, der Fachverlag der F.A.Z.-Gruppe, gemeinsam herausgeben. Die Studie basiert auf einer forsa-Umfrage unter 200 Personalverantwortlichen in deutschen mittelständischen Unternehmen. Dabei handelt es sich um mittelständische Unternehmen mit 50 bis 500 Mitarbeitern mit Sitz in Deutschland. Die Befragung setzt sich weiter mit aktuellen Entwicklungen, dem bAV-Angebot der Betriebe, ihrem Bedarf an bAV-Produkten und -Leistungen sowie ihrem HR-Management auseinander.
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Die Studienbroschüre kostet 75 Euro und ist hier zu bestellen: guido.birkner@faz-bm.de
Mehrheit befürwortet Garantieleistungen
Die Mehrheit der im Rahmen der bAV-Studie befragten Betriebe äußert sich skeptisch über das Sozialpartnermodell mit der reinen Beitragszusage. Mehr Zustimmung bekommen die Beitragszusage mit Mindestleistung (BZML) und die beitragsorientierte Leistungszusage (BOLZ). Vor dem Hintergrund der aktuellen Gesetzesinitiative der Bundesregierung zum Betriebsrentenstärkungsgesetz II stimmen nur 38 Prozent zu, dass eine regulatorische Öffnung des Sozialpartnermodells die Nachfrage nach der reinen Beitragszusage in mittelständischen Unternehmen deutlich steigen lassen würde. Die Mehrheit der Befragten befürwortet dagegen Garantieleistungen für bAV-Modelle, mit denen vor allem Beschäftigte mit einem besonders großen Vorsorgebedarf – zum Beispiel Geringverdiener, Teilzeitkräfte oder Berufseinsteiger – gefördert werden sollen.
Im deutschen Mittelstand ist jeder zweite Arbeitgeber davon überzeugt, dass sich mit einem attraktiven bAV-Angebot einschließlich einer Hinterbliebenenversorgung deutlich leichter Nachwuchskräfte überzeugen und Fachkräfte an das Unternehmen binden lassen. Insgesamt zählen jeweils drei Viertel der Befragten eine Hinterbliebenenabsicherung und eine Berufsunfähigkeits- bzw. Invaliditätsabsicherung zu den Zusatzleistungen, die ein bAV-Modell als Bindungsinstrument enthalten sollte. „Wenn es darum geht, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten, setzen acht von zehn Betrieben im Mittelstand auf die Betriebsrente mit einer finanziellen Arbeitgeberkomponente. Fast ebenso viele Arbeitgeber zeigen sich mit der Wirkung der bAV auf die Bindung der Beschäftigten zufrieden“, sagt Dr. Thorsten Fischer, Head of bAV der Generali Deutschland. „Unsere Studienergebnisse verdeutlichen, dass die bAV zu den wirksamsten HR-Instrumenten zählt, die der deutsche Mittelstand einsetzt.“
Entgeltumwandlungen immer unbeliebter
Vor allem für Beschäftigte mit einem hohen Vorsorgebedarf sehen mittelständische Betriebe Nachholbedarf. Jedes vierte befragte Unternehmen der Studie stellt ein entsprechendes bAV-Angebot bereit. 72 Prozent von diesen Befragten sind mit der Wirkung des bAV-Angebots sehr zufrieden bzw. zufrieden. Dabei sehen sie eine besondere Eignung bei einer hohen steuerlichen Förderung der Vorsorgeaktivitäten sowie bei höheren Arbeitgeberzuschüssen in der Entgeltumwandlung. Zwei Drittel der befragten Unternehmen sind höhere Garantieleistungen in bAV-Plänen wichtig.
Seit wenigen Jahren zeigt sich eine zunehmende Zurückhaltung der Beschäftigten bei der Entgeltumwandlung zugunsten einer bAV. Vor allem kleinere und mittlere Betriebe mit 50 bis 250 Beschäftigten verzeichnen einen Rückgang der Teilnahme an der Entgeltumwandlung. Tatsächlich berichten die Befragten bereits seit dem Vorjahr, dass die Marktdurchdringung der Entgeltumwandlung ohne Arbeitgeberzuschuss sinkt. Offensichtlich halten sich die Beschäftigten in Zeiten steigender Preise bei der kapitalgedeckten Altersvorsorge über Entgeltumwandlung zurück, wenn der Arbeitgeber keinen finanziellen Beitrag leistet. Die befragten bAV-Experten beziffern den Anteil des Topmanagements, der mindestens ein bAV-Angebot nutzt, im Schnitt mit 53 Prozent – im Vorjahr waren es noch 56 Prozent.
Dienstleister haben vor der Industrie die Nase vorn
Der aktuelle Durchschnittswert für die Marktdurchdringung im mittleren Management beträgt nahezu unverändert 45,1 Prozent nach 44,7 Prozent im Vorjahr. Die Ebene der Mitarbeiter weist hingegen mit 42,4 Prozent einen Wert auf, der um 2,6 Prozentpunkte deutlich über dem Vergleichswert des Vorjahres liegt. Wie schon bei der Entgeltumwandlung schlagen sich die verhaltenen wirtschaftlichen Aussichten, gemessen an der Marktdurchdringung der bAV, in der Industrie deutlich stärker nieder als in Dienstleistungsbetrieben. Auf allen Hierarchieebenen weisen Dienstleister eine höhere Marktdurchdringung auf als Betriebe in der Industrie.
Eine langjährige, traditionelle Kooperation mit etablierten Versicherern ist den meisten Unternehmen wichtig. Acht von zehn in der Studie befragten Betrieben kooperieren mit Versicherungen. 82 Prozent der Betriebe kooperieren in der bAV mit Versicherungsunternehmen. Die Hälfte der Betriebe arbeitet mit Versicherungsmaklern zusammen. An dritter Stelle folgen Pensionskassen als Kooperationspartner mit 37 Prozent. Bei der Wahl ihrer bAV-Anbieter bzw. -Dienstleister sind für die meisten Unternehmen eine langjährige traditionelle Kooperation, überzeugende Produkte und Services die ausschlaggebenden Kriterien. Ein hohes Maß an Sicherheit in der Kapitalanlage sowie transparente Leistungen eines Anbieters als Produkteigenschaften haben Priorität für die befragten Unternehmen. Die Direktversicherung bleibt auch weiterhin der dominierende Durchführungsweg der bAV im Mittelstand. Im Durchschnitt bieten Dienstleistungsbetriebe mehr Durchführungswege als Industriebetriebe an.
Dr. Guido Birkner ist Chefredakteur von dpn – Deutsche Pensions- und Investmentnachrichten. Seit dem Jahr 2000 ist er für die F.A.Z.-Gruppe tätig. Zunächst schrieb er für das Magazin „FINANCE“, wechselte dann als Studienautor 2002 innerhalb des F.A.Z.-Instituts zu den Branchen- und Managementdiensten, später zu Studien und Marktforschung. Von 2014 bis 2020 verantwortete er redaktionell den Bereich Human Resources in der F.A.Z. BUSINESS MEDIA GmbH. Seit Juli 2019 gehört er der dpn-Redaktion an.