„Der Markt ist ehrlicher geworden“

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dpn: Herr Wibbeke, Sie sind einer von drei Geschäftsführern bei HANSINVEST. Wofür sind Sie zuständig?

Ludger Wibbeke: Ich verantworte die gesamte „Real Asset“-Welt. Das geht vom Asset-Manager-Vertrieb – also dem Anwerben von Asset Managern – bis hin zu verschiedensten Zwischenabteilungen in der Wertschöpfungskette. Das Ziel ist es, den korrekten Fondspreis zu errechnen und dem Kunden pünktlich zu präsentieren. Denn bei Spezialfonds – und das ist der Großteil in unserer Fondsstruktur auf der Real-Asset-Seite – muss dieser Preis einmal monatlich zusammen mit dem Asset Manager für den institutionellen Investor veröffentlicht werden. Für die Investoren ist es extrem wichtig, einen pünktlichen und rechnerisch mindestens einhundertprozentig korrekten Fondspreis zu erhalten. Und das liegt komplett in meiner Verantwortung.

Sie sind seit 2019 Geschäftsführer. Was haben Sie vorher gemacht?

Ich habe eine etwa 25-jährige Bankenhistorie hinter mir. Ich bin Jurist und habe zu Beginn als Rechtsanwalt gearbeitet. Vor dem Jurastudium habe ich eine Bankausbildung gemacht und bin dann irgendwann wieder in die Bankenbranche zurückgekommen. So war ich neun Jahre bei der NORD/LB – davon fünf Jahre in der Niederlassung in London –, sechs Jahre bei Sal. Oppenheim und sechs Jahre bei Hauck & Aufhäuser. Schon bei Sal. Oppenheim habe ich ein großes Interesse für Real-Asset-Fondsdienstleistungen entwickelt. Als Jurist ist man auf der Real-Asset-Seite immer gut aufgehoben. Aber auch Kundenthemen zu verantworten und im direkten Kontakt mit den Kunden zu stehen, Vertrieb zu machen, hat mich immer gereizt.

Welche Real Assets gibt es bei HANSAINVEST?

Unser Fokus liegt auf der Asset-Klasse Immobilien, daneben bieten wir aber auch erneuerbare Energien, Private Equity und Infrastructure an, jeweils als Equity- und Debt-Fonds. Und so volatil sich die Verkehrswerte an der Börse entwickeln, so wenig volatil sind sie bei den Real Assets. Aus Risikogesichtspunkten ist HANSAINVEST durch die breite Aufstellung mit Financial und Real Assets daher sehr attraktiv.

Wie hoch ist das verwaltete Vermögen?

Ende 2022 hatte HANSAINVEST insgesamt etwa 53 Milliarden Euro under Administration. Davon sind etwa die Hälfte Real Assets und die andere Hälfte Financial Assets.

Wie sieht die Kundenstruktur bei Ihnen aus?

Die Service-KVG hat eigentlich nur eine Kundengruppe: Das sind Asset Manager. Für uns beginnt dahinter eine Gardine. Der Kunde unseres Kunden, der institutionelle Investor, ist für uns ganz bewusst nicht sichtbar. Wir achten akribisch darauf, dass wir diese rote Linie nicht überschreiten. Der Kontakt zum institutionellen Investor liegt in der Verantwortung des Asset Managers. Wir wollen nicht in den Verdacht geraten, hinter dem Rücken unseres Kunden mit dem institutionellen Investor in Kontakt zu treten. Das ist unser Verständnis von Chinese Walls.

Was kann HANSAINVEST besonders gut?

Besonders gut können wir den Kundenfokus. Asset Manager kommen zu uns, um regulierte Fonds aller Art aufzulegen. Und das mit einem ganz klaren „Dienstleistungs-Wumms“. Qualität in der Dienstleistung ist unser klarer Anspruch. Wir haben 2020 die Vision „Alle Freiheit dem Asset Manager“ entwickelt. Anfangs mussten wir Überzeugungskraft aufbringen, um zu zeigen, dass es kein Widerspruch ist, auch als aufsichtsrechtlich lizenzierte KVG – wir sind wie Banken unter dem KAGB lizenziert – einen starken Kundenfokus zu haben.

Haben Sie Einblick in die Asset Allocation Ihrer Kunden?

Absolut. Insbesondere im Risikomanagement führen wir einen Soll-Ist-Abgleich durch. Wir prüfen, ob Assets gekauft werden dürfen, ob sie von der BaFin genehmigt worden sind. Das ist unser Teil der Asset Allocation auf der Real-Asset-Seite. Wir achten zudem darauf, dass die Anlagegrenzen eingehalten werden und haben zu dem einen oder anderen Asset in dem ein oder anderen Land eine Meinung. Wir heben auch mal die Hand und sagen, wenn uns Investments aus risikospezifischen Gründen nicht gefallen. Dann gehen wir ins Gespräch, um das Problem zu lösen.

Was wäre solch ein Risiko?

Wenn ein Kunde Wald in Uganda kaufen will. Wald und Uganda ist für uns ein Doppelsignal, das machen wir nicht. Mit unseren Mikrofinanzfonds unterhalten wir Geschäftsbeziehungen in Schwellen- und Entwicklungsländern und vergeben dort Kredite. Deswegen kann es zwar das Investment-Ziel Uganda geben, aber eben nicht für Wald. In solchen Fällen ist die Asset Allocation ein Thema für uns. Wenn es ein Doppelsignal gibt, legen wir auch aus Gründen der Reputation keinen solchen Fonds auf. Das ist für uns als Tochter einer Versicherung wichtig.

Ist Wald denn an sich ein Investment-Thema?

Ja, das ist ein Thema. In bestimmten Ländern ist es durchaus möglich, in Wald zu investieren. Kunden kommen auf uns zu und sehen zum Beispiel attraktive Chancen für Wald in Osteuropa. Wir versuchen dann zu verifizieren, ob es auf der Nachfrageseite institutionelle Investoren gibt, die dauerhaften Appetit auf solch ein Investment haben, oder ob es nur eine Eintagsfliege ist. Wir haben ganz klare Standards, wie groß Spezialfonds bei Auflage sein sollen. Und diesem Standard muss eine solche Fondsinitiative dann gerecht werden.

Lesen Sie das vollständige Interview in der aktuellen Ausgabe der dpn.

Patrick Daum ist Chef vom Dienst bei dpn-online. Er berichtet über alle Themen rund um das institutionelle Asset Management.

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