Deutschlands große Infrastrukturwende

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Deutschland steht laut einem Bericht von Allianz Global Investors vor einer tiefgreifenden Transformation: Die bestehenden Energie- und Verkehrsnetze sind vielerorts veraltet, rund 40 Prozent der Verteilernetze in Europa sind über 40 Jahre alt. Die Bundesregierung hat deshalb ein Sondervermögen in Höhe von 500 Milliarden Euro verabschiedet, um zentrale Zukunftsinvestitionen auf den Weg zu bringen. Ziel ist es, nicht nur bestehende Netze zu modernisieren, sondern vorausschauend in die Infrastruktur von morgen zu investieren.

Gleichzeitig zeigt sich: Nur 35 Prozent der Bevölkerung sind mit der aktuellen Infrastruktur zufrieden. Der Bedarf an Investitionen ist also nicht nur technisch, sondern auch gesellschaftlich offensichtlich.

Der Bedarf: Billioneninvestitionen bis 2050

Die Energiewende ist ein globales Mammutprojekt und auch in Europa mit immensen Kosten verbunden. Laut Schätzungen der Allianz und der Internationalen Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA) sind bis 2050 allein für den Umbau der europäischen Stromnetze Investitionen von rund 2,3 Billionen Euro erforderlich. Der weltweite Bedarf an Übergangstechnologien und Infrastruktur summiert sich im gleichen Zeitraum sogar auf etwa 150 Billionen US-Dollar, also etwa 5,3 Billionen US-Dollar jährlich.

Ein zentraler Fokus liegt auf dem Ausbau der Verteilernetze, dem Bau neuer Hochspannungsleitungen sowie Speichern und interkontinentalen Stromverbindungen. Projekte wie der Neu-Connect-Interkonnektor, eine Untersee-Stromverbindung zwischen Deutschland und Großbritannien, zeigen, wie auch private Investoren frühzeitig eingebunden werden können.

Warum institutionelle Anleger entscheidend sind

Allein mit öffentlichen Mitteln wird dieser Kraftakt nicht zu stemmen sein. Insbesondere vor dem Hintergrund steigender Ausgaben für Verteidigung und begrenzter staatlicher Spielräume. Daher ist privates Kapital von institutionellen Anlegern wie Versicherungen, Pensions- und Staatsfonds entscheidend. In Europa sind aktuell rund 15 Billionen Euro an institutionellem Kapital verfügbar, von dem bislang aber nur etwa 3 bis 5 Prozent in Infrastrukturprojekte fließen.

Zum Vergleich: In Kanada liegt der Anteil bei etwa 10 Prozent. Eine stärkere Mobilisierung dieser Mittel könnte nicht nur die Energiewende beschleunigen, sondern auch stabile Renditen für Investoren schaffen. Institutionelle Anleger können dabei sowohl auf Eigenkapital als auch Fremdkapital und einem direkten oder indirekten Investitionsansatz setzen.

Infrastruktur als Anlageklasse der Zukunft?

Die Investitionsmöglichkeiten sind vielfältig: vom Bau grüner Wasserstoffanlagen über Speichertechnologien und Ladeinfrastruktur bis hin zur digitalen Modernisierung bestehender Netze. Viele dieser Geschäftsmodelle gelten als kapitalintensiv, bieten aber langfristige Wachstumschancen.

Das jüngste Infrastrukturpaket der schwarz-roten Regierung kann daher als Initialzündung gesehen werden. Doch damit der Investitionsbedarf tatsächlich gedeckt wird, braucht es gezielte staatliche Anreize, etwa durch Blended Finance-Modelle, die öffentliches und privates Kapital kombinieren, um Projekte in frühen Phasen abzusichern.

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