Asiens Kapital fließt aus den USA zurück

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Nach Jahren starker Kapitalzuflüsse in die USA deutet sich laut einer Auswertung von William Blair eine Umkehr in den globalen Finanzströmen an. Asiatische Volkswirtschaften wie Taiwan, Südkorea und Malaysia, die über lange Zeit erhebliche Leistungsbilanzüberschüsse erwirtschaftet haben, führen ihr Kapital zurück in die eigene Region. Hinweise darauf geben die wiedererstarkten lokalen Währungen, angeführt vom taiwanesischen Dollar mit einem Anstieg von 6,7 Prozent im Mai 2025 gegenüber dem US-Dollar.

Diese Währungsentwicklung ist nicht nur Ausdruck der allgemeinen Erholung der Schwellenländer, sondern auch ein Indikator für die wachsende Attraktivität Asiens als Investitionsziel.

Kapitalrückflüsse durch strategische Neuorientierung

In den vergangenen Jahren überstiegen die asiatischen Bestände an US-Aktien 4 Billionen US-Dollar. Insgesamt wurden über 7,5 Billionen US-Dollar in US-Wertpapiere investiert. Angesichts wachsender geopolitischer Unsicherheiten nimmt jedoch die Bereitschaft zu, diese Mittel zurückzuführen.

Viele dieser Auslandsanlagen sind nicht gegen Wechselkursschwankungen abgesichert. Das erhöht den Anreiz zur Rückführung, insbesondere in einem Umfeld, in dem der US-Dollar an Wert verliert. Die Rückführung dieser Mittel durch institutionelle Investoren und Exporteure verstärkt den Aufwertungsdruck auf asiatische Währungen zusätzlich. Parallel dazu senken niedrige Inflationsraten in vielen asiatischen Ländern die Währungsrisikoprämien, was Investitionen in lokale Anleihen attraktiver macht.

Asiens Rolle im globalen Handel wächst

Auch die reale Wirtschaft unterstützt diesen Trend. Der Anteil Asiens an den weltweiten Warenexporten ist in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen – von unter 40 Prozent im Jahr 2015 auf etwa 60 Prozent im Jahr 2024. Südostasien hat dabei besonders profitiert: Die Region zieht zunehmend ausländische Direktinvestitionen an, vor allem weil Unternehmen ihre Lieferketten diversifizieren und auf FDI-freundliche Anreize wie Sonderwirtschaftszonen setzen. Der Anteil Südostasiens an den globalen ADI-Zuflüssen ist zwischen 2015 und 2023 von weniger als 6 auf 17 Prozent gestiegen.

Die Ursachen liegen nicht nur in wirtschaftlichen Faktoren wie niedrigeren Lohnkosten, sondern auch in politisch motivierten Standortentscheidungen internationaler Unternehmen.

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