„Das wirtschaftspolitische Risiko heißt in diesem Jahr Donald Trump“

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Die Deka zeigt sich trotz der geopolitischen Zuspitzungen zuversichtlich für die zweite Jahreshälfte. Chefvolkswirt Ulrich Kater beschreibt die Weltwirtschaft als überraschend widerstandsfähig. Zwar belasten internationale Konflikte und protektionistische Maßnahmen der USA das Umfeld, dennoch prognostiziert die Deka für 2025 ein weltweites Wachstum von 2,8 Prozent. Das liegt etwas unter dem Vorjahreswert von 3,3 Prozent.

Besonders die US-Wirtschaft verliert an Dynamik. Die Deka rechnet dort nur noch mit einem Wachstum von 1,5 Prozent. Ursache dafür ist vor allem die neue Zollpolitik unter Präsident Trump. Kater erwartet, dass Einfuhrzölle von 10 Prozent allgemein und bis zu 40 Prozent für China dauerhaft Bestand haben. Diese Maßnahmen sollen auch dazu beitragen, das hohe Haushaltsdefizit zu finanzieren, da Steuererhöhungen politisch nicht durchsetzbar sind.

Deutschland profitiert von Konsum und Investitionen

In Deutschland zeichnet sich eine leichte Erholung ab. Zwar bleibt das Wachstum mit erwarteten 0,2 Prozent im Jahr 2025 moderat, doch mehrere Faktoren beleben die Binnenwirtschaft. Viele Menschen profitieren von steigenden Realeinkommen, die Zinsen sinken und der Staat plant umfangreiche Investitionen. Auch die Regierung will unter anderem in Infrastruktur, Verteidigung und Digitalisierung investieren. Die Deka schätzt, dass diese Ausgaben das Bruttoinlandsprodukt in den kommenden drei Jahren um rund zwei Prozent erhöhen könnten. Für 2026 erwarten die Deka-Volkswirte ein Wachstum von 1 Prozent in Deutschland.

Ulrich Kater fordert darüber hinaus, regulatorische Hürden abzubauen und Innovationen wie Künstliche Intelligenz gezielt zu nutzen, um die Produktivität zu steigern. Nur so lässt sich der demografische Wandel wirtschaftlich bewältigen. Damit das gelingt, müssen die angekündigten Investitionen auch tatsächlich in konkrete Projekte fließen.

Kapitalmärkte zeigen sich stabil

Trotz der Krisenherde im Nahen Osten und weltweit bleibt die Lage an den Kapitalmärkten bisher ruhig. Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der Deka, blickt auf ein starkes erstes Halbjahr zurück. Alle großen Aktienindizes verzeichneten Zugewinne, besonders stark entwickelten sich die europäischen Märkte. Der DAX stieg seit Jahresbeginn um rund 20 Prozent.

Schallmayer sieht gute Chancen, dass sich diese Entwicklung fortsetzt. Zwar erwartet er kurzfristige Rücksetzer aufgrund geopolitischer Risiken und Zolleffekte, doch er hält am positiven Ausblick fest. Er rechnet damit, dass der DAX das Jahr bei etwa 24.000 Punkten beendet und in den kommenden zwölf Monaten die Marke von 26.000 Punkten erreicht.

Europa gewinnt an Bedeutung für Anleger

Die Deka beobachtet zudem eine zunehmende Verlagerung von Kapitalströmen von den USA nach Europa. Zwar bleibt der US-Markt aufgrund seiner Größe weiterhin bedeutend, doch internationale Investoren setzen verstärkt auf europäische Aktien. Schallmayer hebt besonders mittelgroße Unternehmen aus dem MDAX hervor. Viele dieser Firmen konnten zuletzt ihre Sichtbarkeit erhöhen. Ihre Aktien sind aktuell vergleichsweise günstig bewertet. Das Verhältnis von Kurs zu Gewinn liegt mit dem 15,5-fachen unter dem langjährigen Durchschnitt. Daraus ergibt sich Potenzial für weitere Kurssteigerungen.

Zinsen, Anleihen und Rohstoffe im Blick

Der Anleihenmarkt reagiert sensibel auf die weltweit steigenden Staatsschulden. Besonders bei langlaufenden Papieren zeigen sich die Investoren nervös. Die Deka geht dennoch nicht von einem nachhaltigen Zinsanstieg aus. Sie rechnet damit, dass die Europäische Zentralbank den Einlagensatz im Herbst auf 1,75 Prozent senkt. Dadurch könnte sich vor allem der kurzfristige Zinsbereich noch etwas nach unten bewegen.

Auch bei Rohstoffen bleibt die Lage trotz des Iran-Konflikts entspannt. Die Deka sieht keine gravierenden Lieferengpässe auf dem Ölmarkt. Vielmehr ist der Markt aus ihrer Sicht aktuell überversorgt, was zu weiterem Preisdruck führen dürfte.

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