Mehr Risiko wagen: Institutionelle Investoren richten sich neu aus

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Die globale Finanzlandschaft bleibt 2025 von Unsicherheit geprägt und doch zeigen sich institutionelle Investoren entschlossener als in den Jahren zuvor. Das ist ein zentrales Ergebnis der Equilibrium-Umfrage des Vermögensverwalters Nuveen, für die weltweit 800 institutionelle Investoren befragt wurden.

Das Nuveen Institutional Investor Uncertainty Barometer – ein Index, der den Grad der Verunsicherung institutioneller Anleger misst (0 steht für sehr geringe, 100 für sehr hohe Unsicherheit) – ist im Vergleich zum Vorjahr von 69 auf 63 Punkte gesunken. Trotz weiterhin erhöhten Niveaus signalisiert dieser Rückgang eine zunehmende Risikobereitschaft. So beabsichtigen 39 Prozent der befragten Investoren, ihre Barreserven im laufenden Jahr zu reduzieren – ein deutliches Indiz für die Abkehr vom zurückhaltenden Kurs der vergangenen Jahre.

Fokus auf Private Markets

Ein besonders ausgeprägter Trend zeigt sich bei der Allokation in Private Markets: Mehr als 90 Prozent der Befragten sind inzwischen sowohl in Private Equity als auch in Private Credit investiert. Im Jahr 2021 war dieser Wert noch halb so groß. Vor allem in den Bereichen Infrastruktur und Immobilien sind deutliche Zuwächse geplant. Rechenzentren, getrieben vom weltweit steigenden Bedarf an digitaler Infrastruktur, stehen dabei besonders im Fokus: 65 Prozent der Investoren wollen ihre Engagements in diesem Segment ausbauen.

Auch die Fixed-Income-Strategien spiegeln den steigenden Risikoappetit wider. Investoren wenden sich verstärkt höher verzinslichen, aber auch risikoreicheren Anlagen zu. Private Credit steht dabei im Zentrum, insbesondere in den Segmenten Infrastrukturfinanzierung und Real Estate Debt.

ESG: Zwischen Überzeugung und Pragmatismus

Trotz eines rückläufigen Anteils an Netto-Null-Verpflichtungen – von 79 Prozent im Jahr 2022 auf 61 Prozent im Jahr 2025 – bleibt das Interesse an nachhaltigen Investments hoch. 64 Prozent der Investoren ohne entsprechende Ziele engagieren sich dennoch in Strategien rund um saubere Energie oder CO₂-Reduktion.

73 Prozent der Befragten vertreten zudem die Ansicht, dass der kurzfristige globale Energiebedarf nur durch eine Kombination aus traditionellen und erneuerbaren Energieträgern gedeckt werden kann.

Interne Agilität als strategischer Vorteil

Ein weiterer Aspekt der diesjährigen Befragung betrifft die Organisationsstruktur: Viele Institutionen haben in den vergangenen Jahren operative Abläufe optimiert, Entscheidungswege gestrafft und ihre internen Prozesse auf mehr Reaktionsfähigkeit ausgerichtet. Diese strukturellen Veränderungen sollen es ihnen nun ermöglichen, selbst in einem von geopolitischen Risiken geprägten Umfeld entschlossener auf Marktbewegungen zu reagieren.

Auch wenn sich das allgemeine Vertrauen in die Märkte erholt hat, bleiben geopolitische Entwicklungen ein zentraler Unsicherheitsfaktor. Als „größte bekannte Unbekannte“ werden insbesondere Handelskonflikte, Lieferkettenrisiken und regulatorische Änderungen wahrgenommen. Die Reaktionen darauf reichen von angepassten Sektorallokationen über tiefere Risikoanalysen bis hin zur bewussten Diversifikation in neue Märkte und Strategien.

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