Die Stabilität, die in vergangenen Dekaden nicht nur an den Kapitalmärkten, sondern auch ganz generell in Welt vorherrschte, geht zu Ende. Volatilitäten nehmen spürbar zu. Immer häufiger ist vom „Regime-Change“ die Rede. „Wir verlassen die Great Moderation und treten in die Great Transformation ein“, bringt es Sandra Ebner, Volkwirtin bei Union Investment, auf der Risikomanagement-Konferenz der Fondsgesellschaft der DZ Bank in der Mainzer Rheingoldhalle auf den Punkt. Für institutionelle Investoren stellt sich die Frage: Was bedeutet dieser Wechsel für mein Portfolio?
Zumindest hätten die Marktverwerfungen im laufenden Jahr nicht zu einer generellen Anpassung der Strategischen Asset Allocation geführt, da diese langfristiger Natur sei, ist von einigen Institutionellen zu hören. Doch der Blick nach vorn macht auch deutlich: So wie bisher, wird es nicht weitergehen. Die hohe Inflation hat das Kapitalmarktumfeld durcheinandergewirbelt. Die Zinsen sind gestiegen, Rentenanlagen feiern plötzlich eine Renaissance. Stefan Nellshen, Vorstandschef der Bayer-Pensionskasse, bestätigt während eine Podiumsdiskussion, dass Fixed Income für die Neu- und Wiederanlage attraktiv wird und die Aktienquote eher sinken dürfte.
Die Alternativen sind zurück
Die Ära fehlender Anlagealternativen, die am Markt kurz mit „Tina“ – There is no alternative – bezeichnet wurde, endet. „Goodbye Tina!“, verdeutlichte Michael Herzum, Leiter Macro & Strategie bei Union Investment, den Regimewechsel auch für die Kapitalmarktteilnehmer. Nachdem in den vergangenen Jahren in den Portfolios immer mehr Risiko eingegangen worden sei, gingen Investoren die Risikoleiter nun wieder etwas herunter.
Die Inflation wird künftig auf einem erhöhten Niveau bleiben, daran ließ die Konferenz keinen Zweifel aufkommen. Herzum rechnet mit einem regelmäßigen Überschießen der Inflation. In solch einem Umfeld könnten inflationsgesicherte Anleihen das Inflationsrisiko des Portfolios senken. Aber auch Infrastrukturaktien sollten besser als der breite Markt performen, da das Zeitalter der Great Transformation einen Boom an physischen Investitionen mit sich bringen werde. Rohstoffe könnten als kleine Beimischung ebenfalls helfen, seien sie doch Teil der Inflation und gäben dadurch Halt.
Qualität ist entscheidend
Investoren sollten künftig mehr denn je auf Qualität in ihren Portfolios setzen. Auf der Rentenseite seien gute Bonitäten wichtig, so Frank Engels, Vorstand bei Union Investment. Das mindere das Ausfallrisiko im konjunkturellen Gegenwind. Denn die Rezession werde bis Mitte nächsten Jahres anhalten. Bei Aktien mahnt er insgesamt noch etwas zur Vorsicht, da sich die Gewinnerwartungen der Analysten korrigierten. Da die Bewertungskorrektur durch die Zinserhöhung aber beendet sei, könnte die Asset-Klasse 2023 immerhin prozentual einstellige Renditen abwerfen. Zudem dürften Alternatives fester Bestandteil von Portfolio bleiben, böten sie doch eine gewisse Stabilität.
Patrick Daum ist Chef vom Dienst bei dpn-online. Er berichtet über alle Themen rund um das institutionelle Asset Management.

