Schweiz: mehr Pensionsvermögen bei weniger Pensionskassen

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Laut den Daten der Schweizerischen Sozialversicherungsstatistik BSV ist die Zahl der aktiven Vorsorgeeinrichtungen von 6.151 im Jahr 1987 auf 1.320 im Jahr 2023 gesunken. Zugleich wuchs das verwaltete Kapital von 158 Milliarden Franken (168 Milliarden Euro) auf über 1.100 Milliarden Franken (1.169 Milliarden Euro) an. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Schweizer Bundesamtes für Sozialversicherungen (BSV). Neben dem Vermögen stieg auch die Zahl der Versicherten an, auch wenn dieses Wachstum nicht so schnell erfolgte das des verwalteten Vermögens. Im Jahr 1987 zählte die zweite Säule der Schweiz noch 3,2 Millionen aktive Versicherte, 2023 waren es bereits 4,7 Millionen. Gleichzeitig legte die Zahl der Rentenbeziehenden von 0,4 Millionen auf 1,3 Millionen zu. Im Detail zeigt sich, dass das Wachstum bei den aktiven Versicherten erst ab 2004 einsetzte, die Zahl der Rentenbeziehenden hingegen schon seit 1987 kontinuierlich zunahm.

Firmeneigene Pensionskassen lösen sich auf

Im Gegensatz zu Deutschland sind die meisten Arbeitnehmenden in der Schweiz seit 1985 in der zweiten Säule obligatorisch versichert. Damals trat das Bundesgesetz über die berufliche Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge (BVG) in Kraft. Seitdem ist der Anteil der Erwerbstätigen mit einer zweiten Säule gewachsen. In den 1990er-Jahren waren acht von zehn Erwerbstätigen in der Schweiz über die zweite Säule versichert, in den vergangenen Jahren stieg diese Relation auf neun von zehn Erwerbstätigen.

Der Blick auf den Rückgang der Vorsorgeeinrichtungen veranschaulicht, dass sich vor allem viele kleinere firmeneigene Pensionskassen aufgelöst haben. Im Zuge dieser Konzentration stieg allein der Anteil der Arbeitnehmenden, die bei Sammel- oder Gemeinschaftseinrichtungen versichert sind, während der der Pensionskassen fortlaufend zurückging. Ein weiterer Trend in der Schweizer Zusatzvorsorge ist die Zunahme des Kapitalbezugs. So wurden im Jahr 1987 insgesamt rund 1 Milliarde Franken (knapp 1,1 Milliarden Euro) als Kapitalleistung ausbezahlt, 2023 schon 16 Milliarden Franken (17 Milliarden Euro). Im Vergleichszeitraum wuchs die Summe der ausbezahlten Renten schwächer – von 5,5 Milliarden auf 32 Milliarden Franken (5,8 bzw. 34 Milliarden Franken). Im Jahr 2023 bezogen erstmals mehr Neupensionierte eine Kapitalleistung als eine Rente: 41 Prozent bezogen ausschließlich eine Kapitalleistung, 40 Prozent ausschließlich eine Rente und 19 Prozent eine Kombination aus Rente und Kapital.

Dr. Guido Birkner ist Chefredakteur von dpn – Deutsche Pensions- und Investmentnachrichten. Seit dem Jahr 2000 ist er für die F.A.Z.-Gruppe tätig. Zunächst schrieb er für das Magazin „FINANCE“, wechselte dann als Studienautor 2002 innerhalb des F.A.Z.-Instituts zu den Branchen- und Managementdiensten, später zu Studien und Marktforschung. Von 2014 bis 2020 verantwortete er redaktionell den Bereich Human Resources in der F.A.Z. BUSINESS MEDIA GmbH. Seit Juli 2019 gehört er der dpn-Redaktion an.

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