Bittere Pille für Apotheker in Schleswig-Holstein

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Millionenschwere Abschreibungen belasteten auch in diesem Jahr die Kapitalanlage des Versorgungswerks der Apothekerkammer in Schleswig-Holstein (AVSH). Das geht aus einem Schreiben an die Kammermitglieder hervor, das unter anderem dem Branchenmagazin „Apotheke Adhoc“ sowie den „Kieler Nachrichten“ vorliegt. Darin informiert das AVSH, dass im vergangenen Jahr rund 33 Millionen Euro abgeschrieben werden mussten. Gegenüber DPN wollte sich das Versorgungswerk nicht zu der Berichterstattung äußern, um nicht der Kammerversammlung Mitte Juni vorzugreifen. Dort präsentiert das AVSH den Mitgliedern dann die offiziellen Zahlen.

Im Gegensatz zu vielen anderen Versorgungswerken verzichtete das AVSH bisher auf eine frei zugängliche Veröffentlichung der Geschäftsberichte auf der eigenen Website. Stattdessen kündigte es dort am heutigen Freitag Infoveranstaltungen für seinen Mitglieder an. Hierfür werden im Vorfeld zudem „ausführliche Information über Strukturen, Strategie und Risikokontrolle der Kapitalanlage“ verschickt. Dass auch im Geschäftsjahr 2024 Abschreibungen nicht vermeidbar seien, hatte das ASVH bereits Anfang des Jahres angekündigt.

Fast jeder fünfte Euro in riskanten Mezzanine-Darlehen

Mit 29 Millionen Euro stammt der überwiegende Teil der Wertverluste laut dem zitierten Schreiben aus dem Segment der Immobilienfinanzierung. Dieses macht, Stand Ende 2023, immerhin 25 Prozent der Kapitalanlage aus. Erst Anfang des Jahres sorgte das Versorgungswerk mit dem Büro-Großprojekt „Canyon“ im Frankfurter Bankenviertel für negative Schlagzeilen. Wie das „Handelsblatt“ berichtete, dürfte sich die Co-Beteiligung zusammen mit der Versorgungskammer der Zahnärzte in Schleswig-Holstein zu einem Millionengrab für die beiden Einrichtungen entwickelt haben. Anstatt von „40.000 Quadratmeter Bürofläche, 14 Stockwerken und begrünter Fassade“ entstand ein Canyon im Kapitalanlageergebnis. Wie tief dieser tatsächlich ist, ist nicht abschließend geklärt. Zwar könnten die beiden Kammern bei Fertigstellung des Projekts noch zu Geld kommen, doch „ein Großteil des investierten Geldes ist schon jetzt verloren“, so das Handelsblatt.

Als Ursache für die hohen Abschreibungen im vergangenen Jahr zieht das Versorgungswerk laut den Kieler Nachrichten vor allem die „sprunghaft gestiegenen Zinsen“ heran, die Immobilien- und Mezzanineinvestments „in Mitleidenschaft gezogen“ hätten. Bei letzteren kann im Falle des Falles ein Vollverlust drohen, weil diese Art der Darlehen nachrangig behandelt werden und für diese in der Regel auch keine anderweitigen Sicherheiten hinterlegt sind.

Gebundene Liquidität erschwert den Weg

Das Versorgungswerk gibt sich laut „Apotheke Adhoc“ und den „Kieler Nachrichten kämpferisch. „Unser Versorgungswerk steht wirtschaftlich stabil da, die Altersvorsorge ist vollumfänglich gewährleistet“, werden die Vorsitzende des Verwaltungsausschusses Roswitha Borchert-Bremer und Präsident Christiansen zitiert. So konnte im vergangenen Jahr immerhin eine Nettorendite von 2 Prozent erwirtschaftet werden. Außerdem sei die Einrichtung mit einer finanziellen Basis in Höhe von 850 Millionen Euro stabil aufgestellt. Außerdem verfüge die Einrichtung noch über Reserven von 100 Millionen Euro, heißt es weiter.

Für den Weg aus der Schieflage durch große Netto-Neuallokationen in andere Asset-Klassen ist unterdessen laut „Apotheke Adhoc“ nicht ausreichend Liquidität vorhanden. Stattdessen sollen „illiquidere Alternativprodukte“ die Ertragseinbrüche im Fixed-Income-Segment auffangen. „Höhere Kapitalmarktzinsen konnten daher kaum für die Neuanlage genutzt werden“, zitiert das Magazin die AVSH.

Arrian Correns ist seit 2024 Redakteur bei dpn – Deutsche Pensions- und Investmentnachrichten. Seine ersten Schritte im Journalismus machte der studierte Staatswissenschaftler im Lokaljournalismus. 2023 wechselte er mit dem Volontariat im Fachverlag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in den Finanzjournalismus. In dieser Zeit schrieb Arrian Correns auch für die dpn-Schwesterpublikationen „FINANCE Magazin“ und „Die Stiftung“. Arrian Correns befasst sich heute vor allem mit Themen der institutionellen Kapitalanlage und der Digitalisierung der Investmentbranche.

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