Nicht nur die Aktienmärkte haben 2023 eine fulminante Jahresendrally aufs Parkett gelegt. Auch der Goldpreis ist kräftig geklettert. Um 11,6 Prozent hat sich das gelbe Edelmetall im Schlussquartal verteuert, in der Spitze ging es in diesem Zeitraum sogar um 18,6 Prozent nach oben – bei 2.146,79 US-Dollar wurde Anfang Dezember ein neues Allzeithoch markiert. Mit Gold lässt sich also wieder Geld verdienen. Angesichts der Vielzahl an geopolitischen Krisen verwundert das nicht, wird das Edelmetall doch seinem Ruf als Krisenwährung gerecht.
Aber trägt es diesen Ruf zu Recht? Das Beratungshaus Mercer ist dieser Frage in der aktuellen Studie „Gold als Anlageklasse für institutionelle Anleger“ auf den Grund gegangen und hat in einer quantitativen Analyse den potenziellen Nutzen einer Beimischung von Gold zu einem Portfolio aus Aktien großer Marktkapitalisierung und Staatsanleihen der Eurozone unter verschiedenen Kapitalmarktszenarien untersucht. Die Untersuchung erfolgte mithilfe eines Regime-Switching-Modells, das auf der Annahme basiert, dass sich der Kapitalmarkt in verschiedenen Zuständen befinden kann, zum Beispiel in einem regulären oder einem Stress-Regime. Diesem Modell gelinge es den Studienautoren zufolge besser, die ökonomische Realität nachzubilden als dem klassischen Mean-Variance-Modell nach Markowitz. Dabei wurde angenommen, dass sich der Kapitalmarkt in 80 Prozent der Fälle in einem regulären Regime befinde und zu 20 Prozent in einem Stresszustand.
Gold mit signifikant niedrigerer Schwankung
Die Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass Aktien eine signifikant geringere Rendite und ein signifikant höheres Volatilitätsniveau im Stress- als im regulären Regime aufweisen. Staatsanleihen rentieren niedriger und haben ein höheres Volatilitätsniveau, während Gold im Stress-Regime eine niedrigere Rendite sowie ein signifikant niedrigeres Volatilitätsniveau aufweist als im regulären Zustand. „Bei der Analyse des potenziellen Nutzens einer Beimischung von Gold zu einem Portfolio von Aktien und Staatsanleihen der Eurozone in den beiden Regimen wird deutlich, dass Gold in Krisenzeiten eine sinnvolle Ergänzung des Portfolios ist“, so die Studienautoren. Unter angespannten Marktbedingungen helfe Gold dank seiner Stabilität, die Volatilität des Portfolios signifikant zu verringern. „Darüber hinaus nimmt der Korrelationskoeffizient zwischen Gold und Aktien in einem gestressten Marktregime ab, was die charakteristische Eigenschaft von Gold verstärkt, insbesondere in Krisenzeiten eine weitere Diversifikation zu bieten.“
Entwicklung der Rendite in den verschiedenen Regimen
Volatilität in den verschiedenen Regimen
Für den Portfolio-Optimierungsprozess haben die Mercer-Experten anschließend basierend auf den Ergebnissen des Regime-Switching-Modells ein Portfolio aus Large Caps und Euro-Staatsanleihen sowie ein Portfolio aus Large Caps, Euro-Staatsanleihen und Gold miteinander verglichen. Die Ergebnisse zeigen einen deutlichen Nutzen der Beimischung von Gold. Die Effizienzlinie des Portfolios mit einem Goldanteil dominiere die Effizienzlinie des Portfolios ohne Gold. „Das bedeutet, dass durch die Beimischung von Gold zum Investment-Portfolio jede Zielrendite mit einem geringeren Verlustrisiko erreicht werden kann“, schlussfolgern die Studienautoren. „Oder anders gesagt: dass die erwartete Rendite für jedes Ziel-Verlustrisiko höher ist.“ Demnach stelle eine Investition in Gold eine sinnvolle Diversifikation eines Portfolios aus Aktien mit großer Marktkapitalisierung und Staatsanleihen der Eurozone dar – besonders in Krisenzeiten.
Vergleich der Effizienzlinien
Regulatorische Hürden
Aber institutionelle Investoren unterliegen bei Gold-Investments regulatorischen Zwängen. Nach dem Versicherungsaufsichtsgesetz regulierte Anleger dürfen über Derivate oder ETPs indirekt in Rohstoffe investieren, wenn deren Wertentwicklung an breit diversifizierte Rohstoffindizes gekoppelt ist. Die aktuelle Fassung der Anlageverordnung ordnet Gold der Kategorie „sonstige AIF“ zu, unter der Rohstoff- und Hedgefonds Investments zusammengefasst werden. Sie ist auf maximal 7,5 Prozent beschränkt und es erfolgt eine Anrechnung auf die Risikokapitalanlagequote. Im Rahmen der Solvency-II-Regulierung wird Gold ähnlich behandelt wie Aktien. Direkte und indirekte Anlagen in das Edelmetall – und generell in Rohstoffe – müssen demnach zu 49 Prozent mit Eigenkapital unterlegt werden. Nach Basel III unterliegen nicht-allozierte Goldvermögenswerte derzeit dem erforderlichen stabilen Finanzierungssatz von 85 Prozent.
Quellen Grafiken: Mercer
Patrick Daum ist Chef vom Dienst bei dpn-online. Er berichtet über alle Themen rund um das institutionelle Asset Management.




