Private Equity: Raus aus dem Blindpool-Fondsmodell

Es ist ein Schritt, den man erst einmal gehen muss: Nach zehn Jahren bei Ardian, einem der größten Player im Segment der Private Markets, kündigt Artjom Jalosa – zuletzt als Investments Professional in Frankfurt tätig – und will fortan sein eigener Chef sein. Der zweifache Familienvater gründet OVE Capital in Rapperswil nahe Zürich. Was trieb ihn an, nach so langer Zeit einen im Markt sehr relevanten Arbeitgeber, bei dem er sich eine gehobene Position erarbeitet hatte und und ein regelmäßiges Gehalt erhielt, zu verlassen und im gleichen Marktsegment von vorne anzufangen? Intransparentes Blindpool-Fondsmodell „Ich beschäftige mich seit 15 Jahren mit den Private Markets“, erzählt Jalosa im Gespräch mit dpn. „Ich habe mir die Frage gestellt, wo ich mich und wo ich den Markt in zehn Jahren sehe.“ Schnell wird klar, dass ihm etwas an der Entwicklung der Privatmärkte nicht gefällt. Zwar seien sie enorm professionell geworden in den vergangenen Jahren, Private Equity sei längst keine Nischen-Asset-Klasse mehr. „Aber die geringe Kontrolle und Einflussnahme auf das dahinterliegende Portfolio durch institutionelle Investoren bereiten mir Bauchschmerzen.“ Konkret missfällt ihm das klassische Blindpool-Fondsmodell. Investoren könnten sich zwar auf eine Anlagestrategie festlegen, sie wüssten jedoch nicht, in welche Assets sie letztlich investieren. Für diese Abhängigkeit vom Fondsmanager würden aber um die 2 Prozent Management Fee und bis zu 20 Prozent an Carry fällig. „Ist das fair?“, fragt Jalosa. Besonders am transparenten Sekundärmarkt erwirtschafteten Fondsmanager keine operative Wertschöpfung im Unternehmen, sondern es gehe letztlich um die Asset-Selektion und darum, eine gut Einstiegsbewertung zu erzielen. Dabei geht es ihm gar nicht darum, das Fondsmodell als solches zu verteufeln. „Fonds, auch Secondary Fonds, haben eine absolute Daseinsberechtigung“, sagt er. „Aber erfahrene Privatmarktinvestoren wollen ihr Portfolio aktiver mitgestalten und sind auch nicht mehr bereit, hohe Gebühren für Buyout- und Secondary-Fonds zu bezahlen.“ Derzeit gebe es keine Strategie auf dem Markt, die diese Möglichkeit bietet, ohne dass Investoren selbst die Transaktionen managen müssten. Erfahrene Vorstandskollegen an Bord Und genau hier will OVE Capital ansetzen. Der Unternehmensname ist eine Schöpfung Künstlicher Intelligenz. Er wollte etwas Griffiges, das auch international funktioniert, sagt Jalosa mit einem Grinsen. Allein ist er nicht, er hat sich kompetente Verstärkung ins Boot geholt: Dr. Thomas Jetter und Dr. Claus Benkert komplettieren den Vorstand, dem Jalosa als CEO vorsteht. Beide verfügen über langjähre Erfahrung in den Private Markets, haben Firmen aufgebaut und Fonds gemanagt. Sie sind genau wie Jalosa in OVE Capital investiert. Anfang 2026 sollen zudem drei Investment Professionals eingestellt werden. USP: Transparenz, Kontrolle, niedrige Gebühren „Wir glauben daran, dass man im 21. Jahrhundert Investoren und gute Transaktionen auch ohne ein Fondskonstrukt zusammenbringen kann“, erläutert Jalosa die Idee hinter dem OVE-Ansatz. „Unser USP ist, dass Investoren die volle Kontrolle über ihre Investments haben. Sie wissen ganz genau, in welches Unternehmen sie investieren“, führt er aus. „Und dabei genießen sie sämtliche Vorteile eines Fondsmanagers: Wir übernehmen das Sourcing, die Due Diligence, verantworten das Management des Unternehmens bis zum Exit wir investieren ebenfalls in jede Transaktion eigenes Kapital.“ Aber die Investoren wüssten, um welches Unternehmen es sich handelt und sie könnten entscheiden, ob es in ihre gesamte Portfoliokonstruktion passt. Und das alles zu einem deutlich niedrigeren Preis. „Unser Versprechen ist: Wir ermöglichen ähnliche oder sogar identische Transaktionen wie ein Fondsmanager, allerdings mindestens 30 bis 40 Prozent günstiger.“ Weitere institutionelle Investoren beteiligen sich parallel, sodass ein Investor nie allein investiert ist. Dieser institutionelle „Deal by Deal“-Ansatz sei ein Alleinstellungsmerkmal am Markt. Faire Gebühren und mehr Kontrolle über die einzelnen Investments – das ist die Mission, auf die sich Jalosa begeben hat. Mit reiner Nächstenliebe hat das aber nur am Rande zu tun. Jalosa kennt den Markt und hat dessen Entwicklung genau analysiert: „In den nächsten zehn bis 20 Jahren wird es deutlich mehr Konkurrenz geben, der Druck auf die Gebühren wird zunehmen.“ Sich frühzeitig am Markt zu platzieren, kann da nicht schaden. Und OVE Capital ist früh. Über seine Ziele sagt Jalosa: „Wir wollen Europas größter Deal-by-Deal-Investment-Manager werden.“ Und schiebt hinterher: „Da es noch keinen echten Wettbewerb gibt, sind wir das schon.“ Aber auch die Investoren seien inzwischen anspruchsvoller und hätten ein immer größeres Wissen über die Privatmärkte – und auch Zugang zu den großen Private-Equity-Häusern. „Es geht ihnen heute viel stärker um die Alpha Creation, Returns, niedrigere Gebühren und auch darum, die Kontrolle zu erhalten“, weiß Jalosa. Fokus auf Private Equity und Infrastruktur Um die richtigen Investoren zu finden, verfügt OVE Capital über ein großes Netzwerk von etwa 1.000 institutionellen Investoren. Doch sein Business-Modell werde lediglich auf 5 bis 10 Prozent davon passen, vermutet Jalosa. Dabei handelt es sich vor allem um institutionelle Investoren und Family Offices aus Europa und den Emiraten. „Das sind die anspruchsvollsten Kunden im Privatmarkt, weil sie häufig ihr eigenes Geld investieren. Sie wollen Transaktionen sehen und bewerten, ob sie ein Unternehmen gut oder schlecht finden.“ Der Fokus des jungen Unternehmens liegt auf den Asset-Klassen Private Equity und Infrastruktur. Dabei kann es sich um Secondary- oder auch Direkttransaktionen handeln, die gemeinsam mit einem Independent Sponsor vollzogen werden. Für solche Investments ruft Jalosa Management Fees zwischen 0,8 du 1,5 Prozent auf. Der Carry bei Seconadary-Tansaktionen liegt unter 10 Prozent. Bei Direkttransaktionen kann der Carry gestaffelt bis zu 20 Prozent betragen, wird jedoch erst nach Erreichen einer Mindestrendite von 2,0x auf das investierte Kapital des Investors fällig. „Das ist ein deutlich besseres Alignment für institutionelle Investoren als ein Blindpool-Fonds“, ist Jalosa überzeugt. Nicht für alle Investoren geeignet Doch er weiß natürlich auch, dass längst nicht alle Investoren die Entscheidung über einzelne Transaktionen treffen können und für viele ein Blindpool-Fonds das praktischere Vehikel ist. „Ich würde unser Modell nur institutionellen Investoren empfehlen, wenn sie groß genug sind und an den Private Markets bereits fünf bis zehn Jahre Erfahrung gesammelt haben“, schränkt der OVE-CEO daher ein. Dann seien sie für ihre eigene Diversifikation und ihre eigenes Portfoliomanagement gewappnet. „Unsere Strategie soll den Investoren als Beimischung dienen und ihnen die Möglichkeit geben, Alpha zu generieren.“ Und das bei einem kürzeren Anlagehorizont als im Fondsbereich – fünf bis sechs Jahren seien realistisch. Jalosa weiß, dass er am Anfang einer langen Reise steht. Und er weiß, dass die kommenden Jahre sehr hart werden dürften. „Aber es ist ein riesiger Markt, der auf uns wartet, eine Billionen-Industrie. Jetzt geht es darum, gute erste Transaktionen zu realisieren, den Investoren unseren Ansatz zu erklären und den Nachweis zu erbringen, dass wir es können.“ Dann möchte er in einem nächsten Schritt ganz gerne einen langfristigen Partner mit ins Boot holen, denn kostspielig sei die Unternehmung OVE für ihn allemal.

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