Wie Sisyphos rollt die öffentliche Hand den schweren Stein der Pensionsverpflichtungen vor sich her. Nun hinkt der Vergleich zugegebenermaßen: Bund, Länder und Kommunen erleiden damit keine gottgegebene Strafe, sondern sorgen für die Altersvorsorge jener, die ihr Berufsleben in den öffentlichen Dienst stellten. Doch im Gegensatz zur griechischen Sage wird die steinerne Last der Altersvorsorge unter dem Druck des demografischen Wandels immer schwerer.
Das zeigt auch die vorläufige Version des achten – und damit aktuellen – Versorgungsberichts der Bundesregierung. Das Papier des Bundesministeriums des Innern (BMI), das auf der Seite des Deutschen Bundestages veröffentlicht wurde, prognostiziert einen weiteren Kostenanstieg. Demnach könnten sich die Pensionsausgaben für Beamte, Richter, Berufssoldaten sowie Versorgungsempfänger der Bundesbehörden und der Bundesgerichte in den kommenden Jahrzehnten mehr als verdreifachen. Konkret rechnet das Ministerium mit einem Anstieg der Ausgaben von derzeit knapp 7 Milliarden Euro auf über 25,4 Milliarden Euro im Jahr 2060. Gleichzeitig steigt auch die Versorgungssteuerquote – also das Verhältnis von Steuereinnahmen des Bundes zu den Versorgungsausgaben für Bundesbeamte – um rund 0,5 Prozentpunkte auf 2,41 Prozent. Die Diskrepanz zwischen dem steilen Anstieg der Ausgaben und der überschaubaren Mehrbelastung im Verhältnis zu den Steuereinnahmen basiert auf mehreren Einflussfaktoren und Annahmen.
BIP-Wachstum like it’s 2014
Zum einen unterstellt das BMI – basierend auf der Frühjahresprognose der Bundesregierung aus dem vergangenen Jahr – ein durchschnittliches nominales Wirtschaftswachstum von 2,9 Prozent zwischen 2025 und 2060. Zum Vergleich: Das entspricht über einen Zeitraum von 35 Jahren in etwa dem durchschnittlichen nominalen BIP-Wachstum des Jahres 2014.
Aufbauend auf der Fortschreibung des durchschnittlichen BIP-Wachstums von 2,9 Prozent bis ins Jahr 2060 rechnet das BMI mit Bezugssteigerungen der Pensionäre in ähnlicher Höhe. Hintergrund ist, dass Rentenerhöhungen in Deutschland an die Lohnentwicklung gekoppelt sind; meist folgen die Pensionsanpassungen daher einem ähnlichen Weg. Für die durchschnittliche Bundesbeamtenpension im Jahr 2023 in Höhe von 3340 Euro würde dies einen Anstieg auf 4445 Euro innerhalb von zehn Jahren bedeuten.
Doch nicht nur die Entwicklung der einzelnen Ausgaben lässt den Brocken namens Pensionslast immer schwerer werden – vor allem der demografische Wandel setzt dem Fiskus zu. Seit Mitte der 2010er-Jahre stellte der Bund immer mehr Beamte ein. „So ist der Personalkörper des unmittelbaren Bundesbereichs zwischen 2018 und 2023 um rund 17 Prozent gewachsen“, heißt es im Bericht des BMI. Insgesamt arbeiten rund 5,2 Millionen Personen und damit knapp 12 Prozent aller Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Rund 525.000 von ihnen sind unmittelbar beim Bund angestellt. Laut Zahlen des Deutschen Beamtenbundes (dbb) werden 42 Prozent der derzeit beim Bund angestellten Personen in den kommenden 20 Jahren in Pension gehen, davon mehr als die Hälfte bereits in den kommenden zehn Jahren.
Anzahl der VBL-Pflichtversicherten wächst
Der demografische Wandel hat auch Auswirkungen auf die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL). Denn auch mit Blick auf die zweite Säule kennen die Zahlen nur eine Richtung: nach oben. So steigt laut BMI die Anzahl der Pflichtversicherten bei der VBL, die Beschäftigte in der Bundesverwaltung sind, um 3,6 Prozent auf rund 720.000. Das durchschnittliche Renteneintrittsalter bei der VBL erhöhte sich zuletzt ebenfalls auf durchschnittlich 62,4 Jahre. Insgesamt verantwortet die VBL die Renten von rund 306.000 Personen.
Arrian Correns ist seit 2024 Redakteur bei dpn – Deutsche Pensions- und Investmentnachrichten. Seine ersten Schritte im Journalismus machte der studierte Staatswissenschaftler im Lokaljournalismus. 2023 wechselte er mit dem Volontariat im Fachverlag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in den Finanzjournalismus. In dieser Zeit schrieb Arrian Correns auch für die dpn-Schwesterpublikationen „FINANCE Magazin“ und „Die Stiftung“. Arrian Correns befasst sich heute vor allem mit Themen der institutionellen Kapitalanlage und der Digitalisierung der Investmentbranche.

