Angesichts wirtschaftlicher Unsicherheiten und der protektionistischen US-Zollpolitik denken viele Private-Equity-Investoren über eine strategische Neuausrichtung nach. Besonders Europa rückt laut HQ Trust in den Fokus. „Gemäß aktuellen Markteinschätzungen und Umfragen geht rund ein Drittel der LPs davon aus, dass sich ihr Fokus künftig sektoral oder geografisch verschieben wird“, sagen Benedikt Pfeuffer und Kay Gallus, Co-Heads Private Equity bei HQ Trust. Während Nordamerika weiterhin eine zentrale Rolle spielt, wächst das Interesse an alternativen Märkten deutlich.
Europa gewinnt an Bedeutung
Vor allem Europa wird als attraktive Ergänzung im globalen Portfolio betrachtet. Gründe dafür sind regulatorische Stabilität, ein wachsendes Ökosystem innovativer Unternehmen und das Potenzial für risikoadjustierte Renditen. „Während Asien-Pazifik zwar als Option wahrgenommen wird, richtet sich das Augenmerk vieler Investoren vorrangig auf Europa“, so Gallus und Pfeuffer.
Die Entwicklung der Renditen
Daten aus den Jahren 2005 bis 2021 zeigen signifikante Unterschiede in der Performance von Buyout-Fonds in Europa und den USA. Bis 2016 erzielten US-Fonds strukturell höhere Medianrenditen als europäische Fonds aus denselben Jahrgängen. Diese Überrendite verschwand jedoch ab dem Jahr 2017. Seitdem bewegen sich die Median-IRRs in beiden Regionen näher aneinander, mit temporären Vorteilen für Europa in jüngeren Jahrgängen.
Auffällig ist auch die höhere Dispersion der Renditen innerhalb Europas. Während in den USA Fonds einer Vintage-Klasse vergleichsweise homogen performen, variiert die Performance in Europa deutlich stärker. Pfeuffer und Gallus betonen: „Die höhere Renditedispersion in Europa deutet darauf hin, dass die Managerselektion umso wichtiger ist, da der Unterschied zwischen einem guten Manager und einem durchschnittlichen Manager höher ist.“
Regionale Unterschiede innerhalb Europas
Ein differenzierter Blick auf Europa zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Subregionen. Die Buyout-Performance variiert stark: So erzielten Fonds mit Fokus auf UK & Irland sowie Frankreich & Benelux historisch bessere Ergebnisse als solche in Südeuropa oder Osteuropa.
Die Ursachen dafür sind vielfältig: Neben der wirtschaftlichen Stärke einzelner Länder spielen auch kulturelle Faktoren und die institutionelle Akzeptanz von Private Equity eine Rolle. Besonders regulatorische, ökonomische und kulturelle Eigenheiten erfordern ein lokales Netzwerk und tiefes Marktverständnis.
