Asset Manager: mehr Profitabilität durch KI und Tokenisierung?

Es klingt paradox: Die Branche der Asset Manager und Vermögensverwalter wächst auf der Asset-Seite rasant, doch ihre Gewinne schrumpfen. Bis 2030 werden die weltweit verwalteten Assets under Management (AuM) voraussichtlich auf 200 Billionen US-Dollar anwachsen – 60 Billionen mehr als heute. Gleichzeitig ist der Gewinn pro verwaltetem Dollar seit 2018 um 19 Prozent gefallen und wird bis Ende des Jahrzehnts um weitere 9 Prozent sinken. Das zeigt die aktuelle Studie „Asset and Wealth Management Revolution 2025″ der Beratungsgesellschaft PwC, für die sie 300 Asset Manager, Vermögensverwalter und Investoren weltweit befragte. Kostendruck frisst Erträge „89 Prozent der Asset Manager berichten von erheblichem Profitabilitätsdruck“, heißt es in der Studie. Doch nur 25 Prozent haben eine tragfähige Strategie dagegen. Der Grund liegt im Kosten-Ertrags-Verhältnis, das bei 68 Prozent stagniert. Damit gehen mehr als zwei Drittel jedes Euros für Betriebsausgaben drauf. Gleichzeitig drückt ein harter Gebührenwettbewerb die Margen. Fast 60 Prozent der befragten institutionellen Investoren würden einen Manager allein aus Kostengründen austauschen. „Die Ära, in der Wachstum Ineffizienzen automatisch ausglich, ist vorbei“, konstatiert PwC. KI als Umsatzreiber Als Ausweg gilt Künstliche Intelligenz (KI): 80 Prozent der Asset Manager und Vermögensverwalter geben an, dass KI ihren Umsatz bereits jetzt antreibt. 69 Prozent der Investoren bevorzugen Manager mit fundierten Tech-Kompetenzen. Die KI-Investitionen der Branche werden sich in den kommenden Jahren vervielfachen, prognostiziert die Studie. Dabei geht es nicht um Einzelmaßnahmen wie Chatbots, sondern um eine Neuerfindung der Geschäftsmodelle. Digitale Portfoliopartner sollen künftig autonom Portfolios konstruieren und in natürlicher Sprache mit Kunden kommunizieren. Prozesse, die früher Wochen dauerten, vollziehen sich dann innerhalb von Sekunden. Vor allem ermöglicht KI erstmals eine Personalisierung für Massenmärkte. Services, die früher Millionären vorbehalten waren, werden damit demokratisiert. Tokenisierung öffnet Private Markets Ein zweiter Trend betrifft die Private Markets. Investments in Private Equity oder Infrastrukturfonds waren bislang institutionellen Anlegern vorbehalten. Das ändert sich gerade. Diese Anlageklassen sollen bis 2030 weltweit auf 26,6 Billionen Dollar wachsen und über die Hälfte der Brancheneinnahmen ausmachen. Der entscheidende Faktor für dieses Wachstum ist die Tokenisierung. Denn gerade durch die digitale Stückelung von Fondsanteilen öffnen sich die Private Markets erstmals für Privatanleger. Tokenisierte Fonds sollen um 41 Prozent jährlich von derzeit 90 Milliarden auf 715 Milliarden Dollar bis 2030 wachsen. Mehr als 40 Prozent der befragten Asset Manager sehen dies als die wichtigste Innovation. Die Studienautoren illustrieren die Demokratisierung und Tokenisierung der Private Markets anhand von Szenarien: Eine 68-jährige Rentnerin hätte etwa die Möglichkeit, auf ihrem Smartphone ein Dashboard mit Rente, Dividenden und Private-Credit-Fonds einzusehen. Ein einfacher Balken zeigt ihr an, ob sie für ihre Reisen und die Unterstützung der Enkelkinder auf Kurs ist. Eine 27-Jährige wiederum erhält auf ihrer Social-Finance-App eine personalisierte Fondsempfehlung, schaut ein kurzes Erklärvideo und investiert 200 Dollar. Der gesamte Vorgang dauert weniger als eine Minute. Vier Gewinnermodelle setzen sich durch Die Studie identifiziert vier Geschäftsmodelle, die künftig den Markt dominieren werden. Globale „Hypermarkets“ mit vollständigem Produktspektrum werden voraussichtlich 49,4 Prozent der neuen Einnahmen auf sich vereinen. Spezialisierte „Nischen-Champions“ kommen auf 18,2 Prozent, „Solutions-Plattformen“ auf 14 Prozent und „Low-Cost-Manufacturer“ wie ETF-Anbieter auf 12,2 Prozent. Für Anbieter außerhalb dieser vier Modelle soll der Wettbewerb entsprechend deutlich härter werden. Als kritischer Engpass gilt der Fachkräftemangel. Die Lohnprämien für KI-Spezialisten sind 2024 auf über 50 Prozent gestiegen und haben sich damit gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. „Die Herausforderung ist nicht Headcount, sondern Capability“, warnt PwC und betont damit, dass es weniger um die Anzahl der Mitarbeiter geht als um deren Kompetenzen. Konsolidierung mit Chancen für Anleger Für die Asset-Management-Branche prognostiziert die Studie eine Phase intensiver Konsolidierung. Mittelgroßen Anbietern ohne überzeugende Technologiestrategie droht eine Übernahme, während Nischenanbieter ohne klare Differenzierung vom Markt verschwinden werden. Für Investoren kann diese Entwicklung positiv sein. Sie profitieren von mehr Auswahl, niedrigeren Kosten und besserem Zugang zu bisher exklusiven Anlageklassen. Allerdings ist Wachsamkeit geboten, denn nicht jede KI-Plattform sei seriös. Zudem nehme die Flut an Angeboten weiter zu, was die Orientierung erschwere.

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