dpn: Welche Opportunitäten gibt es für institutionelle Investoren, die in Infrastruktur in „Growth“-Märkten investieren?
Nicolas Escallon: Wachstumsmärkte bieten institutionellen Investoren eine strategische Chance, Infrastrukturportfolios gezielt zu diversifizieren und Zugang zu unterversorgten, renditestarken Regionen zu gewinnen. Während der Großteil der globalen Infrastrukturinvestitionen weiterhin in entwickelte Märkte fließt, entsteht in über 80 sogenannten „Growth“-Ländern ein erheblicher Infrastrukturbedarf – insbesondere im Bereich nachhaltige Energieversorgung. Diese Märkte, in denen 85 Prozent der Weltbevölkerung leben und zu denen auch entwickelte Volkswirtschaften wie Japan zählen, werden Prognosen zufolge einen großen Teil des künftigen globalen Wirtschaftswachstums generieren. Sie bieten Investoren nicht nur langfristiges Wachstumspotential, sondern auch stabile Cashflows – häufig abgesichert durch langfristige Verträge oder regulierte Einnahmestrukturen. Für Investoren, die bereits in europäischer oder nordamerikanischer Infrastruktur engagiert sind, schaffen „Growth“-Märkte eine wertvolle geographische und wirtschaftliche Dekorrelation. Das kann das Risiko- Rendite-Profil eines Portfolios verbessern,obwohl diese Investments vom Risikoprofil her als Core- oder Core-Plus-Infrastruktur einzustufen sind – ein Aspekt, der in einem unsicheren Marktumfeld zunehmend an Bedeutung gewinnt und der von unseren Investoren (Pensionskassen, Versicherungsunternehmen und Staatsfonds) sehr geschätzt wird. Actis investiert seit über 20 Jahren in diese Regionen, mit lokal verankerten Teams und einem bilateralen Ansatz, der Zugang zu besonders attraktiven Transaktionen ermöglicht. Unsere Investments vereinen die Stabilität von Core-Infrastruktur mit dem Potential für Mehrrendite – und das unter konsequenter Berücksichtigung von ESG-Kriterien.
Warum ist Actis besonders gut aufgestellt, um Chancen in Wachstumsmärkten zu nutzen?
Mit über 20 Jahren Erfahrung in Wachstumsmärkten zählt Actis zu den etabliertesten Investoren in diesem Segment. Das global aufgestellte Team mit 17 Büros vor Ort verbindet strategische Perspektive mit lokaler Marktkenntnis – ein entscheidender Vorteil in unterversorgten Regionen, in denen rund 70 Prozent der Transaktionen bilateral angebahnt werden. Was Actis zudem unterscheidet, ist der operative Ansatz: Ingenieure und Finanzspezialisten arbeiten eng zusammen, um Projekte nicht nur zu finanzieren, sondern aktiv zu entwickeln und zu betreiben. Nachhaltigkeit ist dabei integraler Bestandteil der Strategie – nicht nur zur Risikominderung, sondern auch als gezielter Werttreiber in der Plattformentwicklung.
Was genau meint Actis mit „Infrastruktur“ – und worin investiert das Unternehmen konkret?
Actis konzentriert sich auf kritische Energieinfrastruktur, insbesondere auf den Ausbau erneuerbarer Energien und deren Übertragungsnetze in Wachstumsmärkten. Im Fokus stehen Projekte mit stabilen, vorhersehbaren Cashflows – und einem defensiven, antizyklischen Profil. Ein aktuellesBeispiel ist BluPine Energy in Indien: Die von Actis 2021 gegründete Plattform entwickelt Wind-, Solar- und Batteriespeicheranlagen. Mit einem Investment von 800 Millionen US-Dollar hat sie bereits rund 3 GW Kapazität aufgebaut und liegt im Plan, das Ziel von 4 GW zu erreichen. BluPine leistet somit einen wesentlichen Beitrag zu Indiens ehrgeizigen Dekarbonisierungszielen. Frühere Plattformen wurden erfolgreich an ReNew und Shell veräußert – ein Beleg für Actis’ Fähigkeit, nachhaltige, skalierbare, wertsteigernde Infrastrukturlösungen zu entwickeln.
Wie geht Actis mit Risiken in Wachstumsmärkten um?
Actis investiert ausschließlich in Länder, die ihre Stabilität über mehrere wirtschaftliche und politische Zyklen hinweg nachgewiesen haben. Grundlage jeder Investition ist eine detaillierte makroökonomische Analyse. Zum Risikomanagement gehört ein ganzes Set an Absicherungsinstrumenten – darunter langfristige Abnahmeverträge (PPAs), Währungs- und Inflationsschutz, staatliche Garantien sowie politische Risikoversicherungen. Als Mehrheitsinvestor behält Actis zudem die Kontrolle und setzt eigene ESG- und Governance-Standards konsequent um. Der zentrale Schutzmechanismus liegt jedoch im Fokus auf essentielle Infrastruktur mit hoher Grundnachfrage – also Strom, Energieübertragung und ähnliche Dienstleistungen, die auch in volatilen Phasen genutzt werden. So entstehen widerstandsfähige Plattformen mit stabilen Cashflows und historisch niedrigen Ausfallraten.
Patrick Daum ist Chef vom Dienst bei dpn-online. Er berichtet über alle Themen rund um das institutionelle Asset Management.

