„Auf Produktebene will ich uns noch besser aufstellen“

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Frau Lammert, herzlichen Glückwunsch zur neuen Aufgabe. Bisher sind Sie als Chief Administration Officer bei der MEAG tätig. Ab dem 1. Juli 2023 werden Sie CIO Alternative Investments sein. Wie verändert sich Ihre Rolle?

Katja Lammert: Aktuell bin ich für Legal, Regulatory, Compliance, ESG, Operations und IT zuständig. Nun wird meine Rolle aktiver. Ich werde in die Investment-Entscheidungen involviert sein und sitze dem Investment-Komitee der MEAG für Alternatives vor. Es wird eine deutlich entscheidungsstärkere und sehr marktnahe Rolle, was den Alternatives-Bereich betrifft.

Gab es diese Position vorher schon bei der MEAG?

Katja Lammert: Derzeit hat Dr. Michael Bös die Rolle inne. Er verlässt uns entsprechend seiner persönlichen Lebensplanung zum Jahresende in den Ruhestand. Den Übergang gestalten wir gleitend. Ab dem 1. Juli sitze ich in den Investment-Komitees, aber er ist mit an Bord, was sehr hilfreich ist.

Seit wann sind Sie bei der MEAG und was haben Sie vorher gemacht?

Katja Lammert: Ich bin zum 1. Oktober 2021 zur MEAG gestoßen. Vorher hatte ich bei der Bayern Invest lange ähnliche Rollen inne, wie jetzt bei der MEAG. Ende 2018 habe ich dort aufgehört, war kurz bei einem Vermögensverwalter und habe mich anschließend als Beraterin für Fondsstrukturierungen selbständig gemacht. Da hatte ich viel mit Alternatives zu tun, weil ich sowohl Asset Manager als auch Investoren dabei unterstützt habe, Alternatives in ihr Investmentuniversum zu integrieren.

Wer übernimmt künftig Ihre Aufgaben als Chief Administration Officer?

Katja Lammert: Antonia Jobke. Sie hat bisher den Bereich Transformation & Strategy in der MEAG geleitet, der sich hauptverantwortlich um unser Strategieprojekt „MEAG 2025“ kümmert. Dort hatte sie über die verschiedenen Initiativen sehr viele Berührungspunkte mit Administration. Bei ihr weiß ich mein derzeitiges Team in sehr guten Händen.

Welche Ziele haben Sie sich für Ihre neue Aufgabe gesteckt?

Katja Lammert: Wir haben auf der einen Seite den Bereich illiquide Assets, der Infrastruktur Debt und Equity, Forst, Agrar sowie Private Equity umfasst, und auf der anderen Seite Real Estate. Zwischen den Bereichen gibt es Synergien, die wir uns anschauen werden. Das kann über das Thema ESG geschehen, aber auch über die gemeinsame Marktbeobachtung, Marktanalyse oder das Investorenverhalten. Der Markt hat sich sehr stark verändert im vergangenen Jahr. Hierauf werden wie in der Produktentwicklung Antworten finden müssen. In der Vergangenheit habe ich mich viel mit Strukturierungen beschäftigt und auch mit der Frage, warum Investoren manchmal gerade nicht in ein Produkt investieren, obwohl sie die Asset-Klasse mögen. Das hat häufig bilanzielle, aufsichtsrechtliche, steuerliche oder auch Know-how-Gründe. Da möchte ich mich einbringen und uns noch näher mit unserem Angebot an die Kunden rücken. Zudem werden wir beobachten, ob es neue Asset-Klassen gibt, die wir im Zuge des sich verändernden Umfelds in unser Kundenangebot aufnehmen sollten. Ich gehe davon aus, dass es in der Bankenwelt in den nächsten Jahren noch strengere Regulierungen geben wird. Das kann für einen Asset Manager Opportunitäten auf der Finanzierungsseite bedeuten.

Wie ist die MEAG im Bereich Alternatives aus Ihrer Sicht derzeit aufgestellt und wo sehen Sie Verbesserungsmöglichkeiten?

Katja Lammert: Die MEAG ist deutlich besser aufgestellt als manch einer ohne unsere Innensicht meint. Wir investieren schon sehr lange in Alternatives, sowohl in Infrastruktur als auch in Forst. Letzteres ist sehr neu im deutschen Markt und wir sind dort in einer sehr guten Position, die wir noch stärker zur Geltung bringen wollen. Forst ist eine Asset-Klasse, für die ich durchaus noch Potenzial zur Weiterentwicklung sehe.

Wie läuft die Zusammenarbeit innerhalb der Geschäftsführung mit Ihrem Kollegen Frank Becker, der für die institutionellen Kunden verantwortlich ist, wenn es um die Anlage in Alternatives für diesen Investorenkreis geht?

Katja Lammert: Frank Becker leitet den Bereich Institutional Clients, der umfasst sowohl Vertrieb als auch Betreuung. Er und sein Team sind das Gesicht zum Kunden. Wir von der Portfoliomanagement-Seite sind die Fachleute. Und wenn es um tiefere inhaltliche Aspekte geht, dann sind wir gefragt. Interessiert sich ein Kunde zum Beispiel für Forst, sitzt auch ein Portfoliomanager mit am Tisch, der deutlich detaillierter mit dem Kunden über die Asset-Klasse sprechen kann. Gerade die Asset-Klasse Forst ist am deutschen Markt noch nicht so stark verbreitet, und Kunden haben im Erstkontakt damit gewisse Berührungsängste. Es schafft Vertrauen und stärkt die Glaubwürdigkeit eines Asset Managers, wenn die Fachleute am Tisch sitzen. Also zusammengefasst: Das Gesicht zum Kunden ist Team Becker, die Asset-Management-Seite ist Team Lammert.

Wie hat sich die Asset-Klasse Forst in den vergangenen Monaten entwickelt? Steigt die Nachfrage durch institutionelle Kunden?

Katja Lammert: Die Nachfrage verstärkt sich. Das hat einen klaren Hintergrund, denn der Wald spielt eine entscheidende Rolle beim Thema Klimawandel und Biodiversität. Er hat das ESG-Label, nach dem Investoren suchen. Da steigt die Nachfrage, allerdings mit Hürden, die nach wie vor da sind: Neue Asset-Klasse, Neuprodukteprozess und Investitionen in US-Dollar.

Ist Wald tatsächlich so grün? Gerade die Waldbewirtschaftung, besonders die Nutzung von Holz, wird zunehmend kritisch gesehen. Auch aus energetischer Sicht: Holz als Energieträger – sei es als Scheit oder in Form von Pellets – erzeugt eine Menge CO2. Ist es da nicht besser, nicht in Wald zu investieren?

Katja Lammert: Es kommt darauf an. Wenn der Wald geerntet und nicht wieder aufgeforstet wird, dann ist das sicherlich nicht grün, sondern eine Zerstörung der Natur. Wenn man sich den Wald aber genau anschaut, bei der Holzernte mit Maß und Ziel im Sinne der Nachhaltigkeit vorgeht, dann ist es durchaus ein grünes Investment. In unserem Team sind erfahrene Forstwissenschaftler, die wissen, was sie tun. Sie sind im engen Austausch mit den Förstern auf der Fläche und machen sich viele Gedanken darüber, wie die Wälder zum Beispiel mit Blick auf den Klimawandel bewirtschaftet werden sollten. Entsprechend sollten auch Investoren stärker draufschauen, in was für einen Waldfonds sie eigentlich investieren.

Frau Lammert, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg in Ihrer neuen Rolle.

Patrick Daum ist Chef vom Dienst bei dpn-online. Er berichtet über alle Themen rund um das institutionelle Asset Management.

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