Ambulante Gesundheitsversorgung als Anlageopportunität

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Der deutsche Gesundheitsmarkt boomt. Gleichzeitig ist er massiv reguliert. Die Herausforderungen sind in diesem komplexen Wirtschaftszweig enorm. Wer als Arzt eine eigene Praxis eröffnet, steht oftmals vor großen Problemen. Die eigene Praxis ist daher längst nicht mehr das Ziel aller Mediziner. Im Gegenteil: die große Verantwortung schreckt viele ab. Zudem stellt sich die Politik derzeit die berechtigte Frage: Kann das, was heute stationär erfolgt auch ambulant durchgeführt werden? Freilich stecken dahinter Aspekte wie Kostenoptimierung und Gewinnmaximierung. Hinzu kommt: ein immenser Bedarf trifft auf eine veränderte Ärzteschaft. Die Versorgungsstruktur ist im Wandel. Der Gesundheitssektor steht vor einer Strukturveränderung. Dabei stehen Praxen, Gesundheitseinrichtungen und Dienstleistern massive Veränderungen ins Haus. Betroffen ist ihre komplette Logistik. „Hier hatten wir schon in den letzten Dekaden wenig Langeweile“, sagte Alexander Bechtler in seinem Vortrag auf dem dpn ALTERNATIVES Campus in München. Bechtler ist Rechtsanwalt und Notar der Kanzlei HFBP sowie Sprecher des MEDZENTRUMS-Netzwerks, einer Beteiligungsgesellschaft an Ärzte- und Gesundheitszentren in Deutschland.

Alexander Bechtler

Der große Vorteil im Vergleich zu den Vorjahren liegt heute darin, dass es nunmehr die Möglichkeit gibt, institutionelles Kapital zu bündeln und in verschiedene Strukturen im Gesundheitssektor einzubringen. Die Medizin hat heute völlig andere Anforderungen als früher. Aufgrund der Ambulantisierung der Versorgungsstrukturen muss auch die ambulante Versorgung interdisziplinär gestaltet werden. Gemeint ist eine fachübergreifende Behandlung der Patienten. Derzeit entstehen Medizinzentren, die nicht eine Fachrichtung beheimaten, sondern den kompletten Behandlungspfad um bestimmte Krankheitsbilder herum abbilden. Hinzu kommt, dass sich immer mehr (junge) Ärzte nicht selbstständig machen wollen, sondern das Angestelltenverhältnis bevorzugen. Hier braucht es künftig neue Arbeitgeber in der Gesundheitswirtschaft. Um auch künftig eine wohnortnahe Behandlung zu ermöglichen, braucht es neben digitalen Lösungen auch die besondere Schulung nichtärztlichen Personals, um vor Ort Dienst am Patienten verrichten zu können, ohne dass die ärztliche Begleitung dieser Behandlung abreißt.

Den Weg einer leistungsorientierten Neuausrichtung des Gesundheitssystems verfolgt die IWG-Unternehmensgruppe mit derzeit etwa 20 bundesweit realisierten MEDZENTRUM-Standorten. 15 weitere sind in der Pipeline. Die IWG-Gruppe vereint Ressourcen und versucht, Innovation in die Fläche zu bringen: von der ersten Idee bis zum Betrieb eines Ärzte- und Gesundheitszentrums. „Nachgefragt werden wir als Projektentwickler hauptsächlich von Landkreisen, Städten und Gemeinden“, sagt Uwe Natter, Vorstand der IWG Holding AG, welche sich seit über 20 Jahren mit der Schaffung und dem Erhalt von medizinischen Versorgungsstrukturen in Deutschland befasst. Im nächsten Schritt will das Unternehmen sogar vom Betreiber/Entwickler zum Versorger werden, indem es Ärzten auf dem Land hilft, ihre Praxis weiterzugeben. Viele Ärzte hören auf, und die Jungen wollen nicht mehr selbstständig sein.

Schwerpunkt der IWG-Gruppe sind die Assets in Real Estate. Dabei ist das MEDZENTRUM lediglich als Gesundheitsimmobilie und Marke zu sehen. Es ist keine Betriebsform. Die darin beheimateten medizinischen Versorgungszentren (MVZ) sind stets eigenständige Leistungserbringer, in denen mehrere ambulant tätige Ärzte zusammenarbeiten. MVZs können unter anderem von Ärzten, Krankenhäusern und Kommunen gegründet werden und kennzeichnen die organisatorische Trennung der Inhaberschaft von der ärztlichen Behandlungstätigkeit. Die Mietkosten sind im Vergleich zu den Gesamtkosten einer Praxis sehr gering. Kostentreiber sind hier vielmehr das Personal und die Geräte. Ärztehäuser sind einer der einzigen wachsenden Assets im Gesundheitsbereich in den vergangenen zwei Jahren. Konjunkturunabhängige Mieter und langfristige Mietverhältnisse mit Inflationsanpassung (10 Jahre indexiert) sichern durchaus hohe Mieteinnahmen.

Investoren können sich über vier verschiedene Wege an der Immobilie beteiligen. 1. Direktbeteiligung: ein Haus direkt erwerben oder über Hereingabe von Mezzanine-Kapital gegen Absicherung der Kommanditanteile. 2. UNUA Fonds Spezial-AIF: Geschlossener inländischer Immobilien-Spezial-AIF mit 7 deutschlandweit breit gestreuten Projekte. Beteiligung als (semi-)professioneller Anleger ab 200.000 Euro an einer geschlossenen Investment-KG. 4 Prozent werden ausgeschüttet + 3 Prozent Seitwärtsrendite sowie 5 Prozent einmaliger Zinsbonus. 3. Unternehmensbeteiligung: direkte Beteiligung an der Immobilientochter MRE AG oder IWG AG in Form von Aktien. Möglich ist auch eine Beteiligung an der Versorgungsbausteine GmbH mit Mezzanine-Kapital. 4. Investment Club: Wenn sich zwei und mehr Investoren zusammenschließen und ein Haus von Anfang an gemeinsam entwickeln und es anschließend behalten oder über den Abverkauf die Rendite realisieren.

Als kleiner Mittelständler ist die IWG-Gruppe bei den Investitionsmöglichkeiten flexibel, da das Unternehmen für institutionelle Anleger die Immobilien auch verwaltet. In dieser Nische hat die IWG die Anforderung von Großanlegern auf ihrer Watchlist.

Info

Beim dpn ALTERNATIVES Campus, einem neuen dpn-Format, geht es um eine elegante und zugleich präzise Verknüpfung von Fachvortrag und Diskurs. So haben erstmals unter dpn-Regie Investoren und Experten den Investmentprozess, die Implementierung, die Performance-Messung, das Risikomanagement sowie die steuer- und aufsichtsrechtlichen Aspekte aus ihren Themenschwerpunkten in drei spannenden und lebhaften Gesprächsrunden unter die Lupe genommen.

 

Goran Culjak ist Redakteur bei dpn – Deutsche Pensions- & Investmentnachrichten. Davor arbeitete er bei PLATOW als Fachredakteur für Versicherung und Altersvorsorge und etablierte die Risikomanagementkonferenz. Der Diplom-Betriebswirt (FH) startete 2004 als Pressereferent bei Union Investment seine berufliche Laufbahn.

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