Schwellenländer gewinnen dank demografischer Entwicklung an Relevanz für Investoren

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In ihrer neuen „Anlagestudie Demografie“ untersucht die Schweizer Bankengruppe Raiffeisen, welche Chancen der demografische Wandel eröffnet. Demnach führt die demografische Entwicklung global zu einem geringeren Potentialwachstum, höherer Inflation und steigenden Zinsen. Chancen auf Wachstum eröffnen sich für Investoren vor allem in der Gesundheitsbranche sowie im Technologie- und Finanzsektor.

Die Industrieländer sind überwiegend gesättigte Märkte und bieten perspektivisch immer weniger Aussicht auf Wachstum, während Schwellenländer Anlegern neue Chancen eröffnen. Die Studienautoren führen beide Entwicklungen auf das regional unterschiedliche Wachstum der Weltbevölkerung zurück. Weltweit steigt die Anzahl der Menschen aktuell auf über acht Milliarden. Die Vereinten Nationen schätzen, dass sie bis 2080 auf 10,4 Milliarden wachsen könnte. Gründe dafür sind zum einen die Geburtenrate, zum anderen die zunehmende Lebenserwartung. Gleichzeitig schwächt sich die Wachstumsrate ab: Sie ist im Jahr 2020 erstmals seit 1950 unter 1 Prozent gefallen.

Während die Bevölkerung in den Ländern Afrikas und Asiens dynamisch wächst, schrumpft die Bevölkerung in China, Japan und vielen europäischen Staaten. Am stärksten ist das Wachstum in Afrika, sie trägt bis 2050 die Hälfte des Weltbevölkerungswachstums bei. In diesem Zeitraum wird allein die Einwohnerzahl Nigerias um 47 Prozent steigen. Pakistan wird sich mit einem Plus von 37 Prozent ebenfalls stark entwickeln. Indien bleibt weiterhin das bevölkerungsreichste Land der Erde. Dagegen entwickelt sich das Wachstum in China – jahrelang das Land mit der größten Bevölkerung – rückläufig.

Der Grund für diese Veränderungen liegt in den unterschiedlichen Geburtenraten. In China liegt die Geburtenrate bei 1,2. Generell gilt die Faustformel: Um die Bevölkerung in einem Land langfristig zu erhalten, braucht es eine Geburtenrate von 2,1 Kindern pro Frau – so die Raiffeisen-Studie. Wachsende Bevölkerungen haben Nigeria unter anderem mit einer Geburtenrate von 5,3 Kindern und Pakistan mit 3,6 Kindern im Jahr 2020. Zugleich leben zwei Drittel der Menschen in einem Land, in dem die Geburtenrate unter diesem Wert liegt. Dazu zählt Europa. Die höchste Geburtenrate auf unserem Kontinent weist Frankreich mit 1,8 auf, die niedrigste Malta mit 1,1. Dabei ist eine junge und wachsende Bevölkerung Voraussetzung für eine prosperierende Wirtschaft.

Aus diesen demografischen Trends leiten die Studienautoren eine Empfehlung für Schwellenländeraktien ab. Die Relevanz der Schwellenländer als Wirtschaftsmotor dürfte in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Daraus resultieren ein schnelleres Wachstum als in den zunehmend gesättigten Industrieländern und perspektivisch ein steigender Anteil an der globalen Marktkapitalisierung. Diese Entwicklung wird sich laut der Studie auch an den Aktienmärkten widerspiegeln. Unternehmen mit einer starken Präsenz in den Schwellenländern gehören zu den Profiteuren. Zudem sollten Investoren einen Teil ihrer Aktienquote in sorgfältig ausgewählten Schwellenländern anlegen.

Dr. Guido Birkner ist Chefredakteur von dpn – Deutsche Pensions- und Investmentnachrichten. Seit dem Jahr 2000 ist er für die F.A.Z.-Gruppe tätig. Zunächst schrieb er für das Magazin „FINANCE“, wechselte dann als Studienautor 2002 innerhalb des F.A.Z.-Instituts zu den Branchen- und Managementdiensten, später zu Studien und Marktforschung. Von 2014 bis 2020 verantwortete er redaktionell den Bereich Human Resources in der F.A.Z. BUSINESS MEDIA GmbH. Seit Juli 2019 gehört er der dpn-Redaktion an.

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