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Redaktioneller Hinweis:
Bei diesem Artikel handelt es sich um eine Online-Veröffentlichung aus der DPN-Printausgabe Oktober/November 2025.
Redaktionsschluss war der 29. September 2025.
Diliana Deltcheva, Head of Emerging Market Debt, Robeco

- Disruptive US-Zollpolitik, nervöse Märkte, schwacher Dollar – ist das die Chance für Emerging-Markets-Anleihen?
Hartwährungs-EMD entwickeln sich in einer US-Konjunkturbelebung tendenziell gut, während Lokalwährungs-EMD auch von einem schwächeren Dollar profitieren. Obwohl kurzfristig Risiken bestehen, verbessern sich die mittelfristigen Aussichten, da sich z.B. die Inflation stabilisiert. Jede Korrektur kann ein interessanter Einstiegspunkt sein.
2. Welche Regionen und Rentensegmente in Emerging Markets sind unterschätzt und eröffnen Chancen?
Lokale Zinsen bleiben attraktiv, speziell in Kolumbien, Südafrika und Ungarn. Frontier Markets Währungen bieten selektiv hohe Renditechancen. Bei Hartwährungen sind die Bewertungen für höher geratete Emittenten absolut und relativ gesehen hoch, doch Emittenten mit höheren Renditen liefern weiter Wertpotenzial verglichen mit Anleihen aus Industrieländern.
3. Wie lassen sich Lokalwährungsanleihen aus Emerging Markets am besten selektieren – über Indizes oder aktive Manager?
Das aktive Management lokaler Schwellenländeranleihen übertrifft ETFs, die über kurze Zeiträume hinaus hinter ihren Peers bleiben. Lokale Zinsen und Devisenkurse werden von Politik, Krisen und Streuung beeinflusst, was Chancen öffnet. Aktive Manager können absichern, Frontier-Märkte erschließen und Wendepunkte nutzen, die von Indizes übersehen werden.
Gillian Edgeworth, Portfolio Manager mit Schwerpunkt Emerging Market Debt, Wellington Management
- Disruptive US-Zollpolitik, nervöse Märkte, schwacher Dollar – ist das die Chance für Emerging-Markets-Anleihen?
Ein schwächerer US-Dollar stützt Kursgewinne der Schwellenländerwährungen, stärkt Reserven und verbessert die Schuldenquoten – speziell für Länder mit hoher Auslandsverschuldung. Die US-Zölle machen eine Disinflation außerhalb der USA wahrscheinlicher und schaffen Zinssenkungsspielraum: zusammen mit starken EM-Fundamentaldaten gut für EM-Anleihen.

2. Welche Regionen und Rentensegmente in Emerging Markets sind unterschätzt und eröffnen Chancen?
Bei lokalen Märkten bevorzugen wir aktuell Lateinamerika, Südafrika und Indien wegen der hohen Realzinsen und der sich verbessernden Inflation. Bei Anleihen in Fremdwährung favorisieren wir Länder mit IWF-Programmen, Upgrade-Kandidaten mit Reform-Vorhaben sowie Länder mit höherer Qualität, in denen Anreize für eine Haushaltskonsolidierung bestehen.
3. Wie lassen sich Lokalwährungsanleihen aus Emerging Markets am besten selektieren – über Indizes oder aktive Manager?
Wir ziehen aktives Management einem passiven Ansatz vor, da Indizes oft konzentriert sind und einen Schwerpunkt in Bezug auf die am stärksten verschuldeten Länder aufweisen. Aktive Manager können dagegen Portfolios besser diversifizieren, indexbedingte Risiken vermeiden und interessante Anlagechancen in den Schwellenländern erkennen und nutzen.
Anupam Damani, Co-Head of Global Emerging Market Debt, Goldman Sachs AM

- Disruptive US-Zollpolitik, nervöse Märkte, schwacher Dollar – ist das die Chance für Emerging-Markets-Anleihen?
Schwellenländer bieten aktuell interessante Diversifizierungsmöglichkeiten. Wir sehen ein günstiges makroökonomisches Umfeld angesichts divergierender Konjunkturzyklen im Vergleich zu Industrieländern, einer gemäßigten Fed, einem schwächeren US-Dollar, abnehmender Handelsunsicherheit und einer Lockerung der globalen Finanzlage.
2. Welche Regionen und Rentensegmente in Emerging Markets sind unterschätzt und eröffnen Chancen?
Interessant sind Staatsanleihen von Ländern mit Reformdynamik über Qualitätskohorten hinweg, mit moderater Präferenz für Hochzinsanleihen. Bei Währungen priorisieren wir thematische und Relative-Value-Strategien, bei Unternehmensanleihen Emittenten mit BBB- und BB-Rating, die die besten risikoadjustierten Renditen bieten.
3. Wie lassen sich Lokalwährungsanleihen aus Emerging Markets am besten selektieren – über Indizes oder aktive Manager?
Schwellenländer bieten Alpha-Potenzial für aktive Anleger. Bei Anleihen in lokaler Währung sind Investitionen im breiteren Anlageuniversum außerhalb der Benchmark interessant. Es gilt außerdem, den relativen Wert verschiedener Instrumente zu ermitteln und idiosynkratische Strategien und langfristige thematische Trends zu identifizieren.
Bradford Godfrey, Co-Head of Emerging Markets, Morgan Stanley IM
- Disruptive US-Zollpolitik, nervöse Märkte, schwacher Dollar – ist das die Chance für Emerging-Markets-Anleihen?
Das aktuelle Marktumfeld bietet weiterhin Chancen für Schwellenländeranleihen. Viele Investoren ziehen aufgrund der volatilen US-Politik ihre Gelder aus den USA ab. Angesichts spürbarer Reformen und guter Bewertungen dürften Schwellenländeranleihen nach vielen Jahren des Schattendaseins auf absehbare Zeit eine attraktive Anlagemöglichkeit bleiben.

2. Welche Regionen und Rentensegmente in Emerging Markets sind unterschätzt und eröffnen Chancen?
Investitionen in Schwellenländer hängen stark davon ab, positive Policy Shifts zu erkennen, unabhängig von Region oder Segment. Schlechte Politik kann zu hohen Diskontsätzen führen. Verbessert sich der Policy-Mix, sollte der Wert aller Assets steigen. Indien, Usbekistan und Paraguay sind Beispiele für interessante Lokalwährungsmärkte.
3. Wie lassen sich Lokalwährungsanleihen aus Emerging Markets am besten selektieren – über Indizes oder aktive Manager?
Aktives Management ist unerlässlich. Der Primärindex umfasst nur 19 Länder und fokussiert sich auf die volatilsten Märkte. Als aktive Manager nutzen wir das gesamte Spektrum an Möglichkeiten von über 100 Ländern. Durch Fundamentalanalyse erkennen wir Fehlbewertungen und verbessern mit spezialisierter Handelsexpertise die Ergebnisse für Investoren.
Alaa Busheri, Head of Emerging Market Debt, BNP Paribas AM

- Disruptive US-Zollpolitik, nervöse Märkte, schwacher Dollar – ist das die Chance für Emerging-Markets-Anleihen?
Während die Bewegungen sowohl beim US-Treasury-Yield als auch beim US-Dollar in diesem Jahr aufgrund der politischen Kurswechsel in den USA wohl zu einer Veränderung der Anlegerstimmung geführt haben, verzeichneten die Schwellenmärkte stabile Kapitalströme, robuste lokale Renditen und begrenzte Spreads. Dies spiegelt die solide Umsetzung der Politik und die Fundamentaldaten in den Schwellenländern wider, die Anlegern weiterhin Möglichkeiten bieten, ihre Portfolios zu diversifizieren und ihre Alpha-Chancen zu erweitern.
2. Welche Regionen und Rentensegmente in Emerging Markets sind unterschätzt und eröffnen Chancen?
Wir sind der Ansicht, dass sowohl Hartwährungs- als auch Lokalwährungsmärkte attraktive Chancen bieten, wobei aktives Management und Selektivität entscheidend sind, um diese Chancen in Schwellenländern zu nutzen. Wir sehen in den Spreads von Schwellenländern einen besseren Wert als in denen von Industrieländern, wobei wir uns auf selektive, spezifische Chancen in Lateinamerika, den Schwellenländern Europas und ausgewählten Grenzmärkten konzentrieren, unterstützt durch unseren fundamentalen Bottom-up-Ansatz.
3. Wie lassen sich Lokalwährungsanleihen aus Emerging Markets am besten selektieren – über Indizes oder aktive Manager?
In lokaler Währung erwarten wir, dass eine Reihe von Zentralbanken in Schwellenländern zu einer akkommodierenderen Haltung übergehen werden, wobei wir die Bewertungen in ausgewählten Regionen Lateinamerikas und in Grenzmärkten attraktiv finden. Wir rechnen außerdem mit einer kurzfristigen Schwäche des US-Dollars, von der die Währungen der Schwellenländer aufgrund der robusteren Wachstumsaussichten und der mittelfristig größer werdenden Wachstumsdifferenz zwischen Schwellen- und Industrieländern profitieren dürften. Schwellenländer sind per Definition von hoher Überzeugung und eigenwillig. Wir setzen auf aktives Management, um von allen Chancen zu profitieren, und verfolgen einen aktiven Ansatz, der sowohl Top-down- als auch Bottom-up-Ansichten kombiniert, damit Anleger ein selektives und ausgewogenes Engagement in Schwellenländern erzielen können.
Shamaila Khan, Head of Fixed Income Emerging Markets, UBS AM
- Disruptive US-Zollpolitik, nervöse Märkte, schwacher Dollar – ist das die Chance für Emerging-Markets-Anleihen?
Schwellenländeranleihen sind weiterhin attraktiv, denn ihre Renditen liegen im obersten Viertel der Handelsspanne der letzten 15 Jahre und bieten somit eine überzeugende relative Bewertung. Negative Nettoemissionen, verbesserte Fundamentaldaten und ein schwacher Dollar könnten zusätzliche Kapitalzuflüsse begünstigen.

2. Welche Regionen und Rentensegmente in Emerging Markets sind unterschätzt und eröffnen Chancen?
Wir sehen derzeit vor allem bei hochverzinslichen Staats- und Unternehmensanleihen in US-Dollar aussichtsreiche Chancen. Darüber hinaus bieten ausgewählte Lokalwährungsanleihen, insbesondere in dynamischen Wachstumsregionen wie Asien, Afrika und Lateinamerika, spannende Perspektiven, da sie von langfristigen Trends profitieren.
3. Wie lassen sich Lokalwährungsanleihen aus Emerging Markets am besten selektieren – über Indizes oder aktive Manager?
In diesem Marktumfeld ist aktives Management unverzichtbar. Die hohe Komplexität der Schwellenländer, veränderte Risiken und globale Dynamik erfordern flexible Strategien. Aktive Manager können schnell auf makroökonomische Trends, politische Weichenstellungen und technische Faktoren reagieren, um Chancen zu nutzen und Unsicherheiten zu steuern.
Arrian Correns ist seit 2024 Redakteur bei dpn – Deutsche Pensions- und Investmentnachrichten. Seine ersten Schritte im Journalismus machte der studierte Staatswissenschaftler im Lokaljournalismus. 2023 wechselte er mit dem Volontariat im Fachverlag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in den Finanzjournalismus. In dieser Zeit schrieb Arrian Correns auch für die dpn-Schwesterpublikationen „FINANCE Magazin“ und „Die Stiftung“. Arrian Correns befasst sich heute vor allem mit Themen der institutionellen Kapitalanlage und der Digitalisierung der Investmentbranche.

