2022 war kein einfaches Jahr an den Kapitalmärkten, das spürte auch die Fondsbranche, wie die abschließenden Berichte des Deutschen Fondsverbands (BVI) bestätigen. Dem Verband zufolge, verwalteten deutsche Fonds nach einem starken Abwärtstrend, der bis ins dritte Quartal anhielt, Ende 2022 rund 12 Prozent weniger Vermögen als noch ein Jahr zuvor. Lediglich Spezialfonds erwiesen sich im Multikrisenjahr als stabilisierender Teil der Szene.

Trend zu Immobilienfonds hält an
Mit einem Volumen von rund 1.943 Milliarden Euro machten sie in ihrer offenen Variante den größten Anteil unter den Fonds aus. Zusammen mit dem Volumen geschlossener Spezialfonds von rund 48 Milliarden Euro summiert sich das für institutionelle Investoren angelegte Vermögen auf fast zwei Billionen Euro. Zum Vergleich: Ende 2021 betrug das allein von offenen Spezialfonds verwaltete Vermögen rund 2,2 Billionen Euro. Der Trend beständig zunehmender Investitionen in Immobilienfonds hielt währenddessen weiter an. Hatten Immobilienspezialfonds 2021 noch ein Volumen von 147.932,4 Milliarden Euro, waren es Ende 2022 bereits 170.892,3 Milliarden Euro.
Die größten Neuzuflüsse in offene Spezialfonds stammten mit 56 Milliarden Euro aus Altersvorsorgeeinrichtungen. Eine deutlich Steigerung zum Vorjahr, in dem es noch 37 Milliarden Euro aus diesem Bereich waren. Altersvorsorgeeinrichtungen sind mit 669 Milliarden Euro auch insgesamt die größte Anlegergruppe in Spezialfonds, es folgen Versicherungsgesellschaften mit 528 Milliarden Euro.

Spezialfonds sind risikoabsichernder als EU-Anleihen
Dabei zeigten sich die Spezialfonds deutlich weniger volatil als viele Aktienindizes. In 83 Prozent der Fälle betrug das monatliche Wachstum der Spezialfonds zwischen minus 1 Prozent bis plus 2 Prozent. Dies unterstreicht den Aspekt der Risikominimierung von Spezialfonds, den viele Investoren schätzen. Laut BVI schneiden risikoadjustierte Spezialfonds sogar besser ab als europäische Aktien und sogar als europäische Staatsanleihen. Denn sie brachten zuletzt 4,1 Prozent jährliche Rendite und damit 1,9 Prozentpunkte mehr als EU-Staatsanleihen.
Die abgesetzten Netto-Mittelaufkommen offener Spezialfonds betrugen 2022 62,2 Milliarden Euro, wobei 80 Prozent davon aus offenen Wertpapier- und Beteiligungsfonds stammten. Bei den geschlossenen Spezialfonds waren es 2022 7,5 Milliarden Euro Netto-Mittelaufkommen, auch hier machten Sachwertfonds mit rund zwei Milliarden Euro den deutlich geringsten Anteil aus.
Netto-Mittelaufkommen von Fonds in Milliarden Euro

Laut BVI verteidigte der deutsche Fondsmarkt ein weiteres Mal seine Spitzenposition in Europa. Der EZB zufolge hat die Bundesrepublik einen Marktanteil von 28 Prozent am gesamten europäischen Fondsmarkt. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Wachstum, denn durchschnittlich wuchs das Vermögen in Deutschland in den vergangenen fünf Jahren um 6,1 Prozent und lag damit deutlich vor dem Wachstum anderer Länder wie Frankreich (1,4 Prozent im Jahr) oder Italien (2,5 Prozent im Jahr).
Arrian Correns ist seit 2024 Redakteur bei dpn – Deutsche Pensions- und Investmentnachrichten. Seine ersten Schritte im Journalismus machte der studierte Staatswissenschaftler im Lokaljournalismus. 2023 wechselte er mit dem Volontariat im Fachverlag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in den Finanzjournalismus. In dieser Zeit schrieb Arrian Correns auch für die dpn-Schwesterpublikationen „FINANCE Magazin“ und „Die Stiftung“. Arrian Correns befasst sich heute vor allem mit Themen der institutionellen Kapitalanlage und der Digitalisierung der Investmentbranche.

