Mit einer präsidentiellen Verfügung öffnet Donald Trump die private Altersvorsorge von US-Bürgern gegenüber Private Equity, Real Estate und Kryptowährungen. Damit sollen laut dem Weißen Haus Anleger an den „potenziellen Wachstums- und Diversifizierungsmöglichkeiten der alternativen Anlageklassen“ partizipieren können. Insgesamt 12,2 Billionen US-Dollar sind in sogenannten 401(k)-Plänen und ähnlichen Pensionsplänen der US-Amerikaner angelegt. Hierfür investieren sie meist über ihren Arbeitgeber im Laufe des Arbeitslebens einen Anteil des Bruttoeinkommens.
Trumps kritisiert bestehende Regulatorik
Für viele Bürger bildet der 401(k)-Plan den Hauptteil der individuellen Altersvorsorge. Bisher prägten risikoaverse Strategien in Staatsanleihen und Aktienindizes die Defined-Benefit-Pläne – auch weil Arbeitgeber und Anlageverwalter im Zweifel haften, wenn sie zu risikoreich vorgingen. Alternative Investments waren bisher nicht kategorisch von 401(k)-Plänen und ähnlichen DB-Plänen ausgeschlossen, doch wurden sie aus Sorge vor kostspieligen Gerichtsverfahren im Falle von Wertverlusten gemieden.
Im Dekret greift Donald Trump diesen Anlegerschutz und die Regulatorik direkt an: „Aufwändige Gerichtsverfahren […] und einschränkende Richtlinien des Arbeitsministeriums haben Millionen von Amerikanern die Möglichkeit genommen, von Investitionen in alternative Vermögenswerte zu profitieren.“ Er weist in Folge die Arbeitsministerin Lori Chavez-DeRemer an, zusammen mit dem Finanzministerium und der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC mögliche regulatorische Änderungen zugunsten des Zugangs zu alternativen Investments zu überprüfen.
Herausforderungen für Treuhänder und Finanzverwalter
Die private Altersvorsorge von 90 Millionen US-Amerikanern könnte durch den Einfluss von Private Equity, Crypto und Co. in Zukunft zwar potenziell ertragreicher, aber auch deutlich volatiler gestaltet werden. Angesichts eines steigenden Haftungsrisikos bleibt zunächst jedoch abzuwarten, ob Arbeitgeber überhaupt Interesse an einer Neujustierung des Risikoprofils haben. „Wenn diese neuen Investitionen nicht die erwarteten Ergebnisse bringen, könnten Vermögensverwalter mit Klagen und regulatorischen Sanktionen konfrontiert werden“, erklärte Marc Pinto, Global Head of Private Credit bei Moody’s Ratings, in einer Stellungnahme gegenüber der New York Times.
Ähnliche Fragen müssen sich auch für die Treuhänder stellen. „Wenn Treuhänder erwägen, solche Mittel in ihre Pläne aufzunehmen, müssen sie […] viel tiefer einsteigen und viel genauer untersuchen, um welche Private-Equity-Investitionen es sich handelt […]“, erklärt Edward Gottfried, Vizepräsident bei Betterment, gegenüber der New York Times. Betterment verwaltet Altersvorsorgevermögen in Höhe von 19 Milliarden Dollar. Auch bei Investitionen in Immobilien oder Private Credit, die naturgemäß deutlich illiquider und intransparenter sind als hochliquide Aktien- und Anleiheninvestments, steigt der Mehraufwand in der Due Diligence.
US-Amerikaner greifen vermehrt frühzeitig auf Pensionspläne zurück
Gegenüber der New York Times fügt Jeffrey Hooke, Lehrbeauftragter an der Johns Hopkins Carey Business School, außerdem an, dass das Hauptrisiko in der Unzuverlässigkeit der tatsächlichen Renditeaussichten liegt: „Das Hauptrisiko für den Einzelnen besteht darin, den Aktienmarkt nicht zu schlagen“, so Hooke. Hinzukommen höhere Gebühren, die für das Management von alternativen Investments anfallen und das Nettoergebnis beeinträchtigen.
Trumps Dekret ändert zunächst kaum etwas an den rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Kapitalanlage US-amerikanischer Pensionspläne. Vielmehr lässt sich darin ein Startschuss für eine längere Debatte erkennen, mit dem Ziel, alternative Investments in US-amerikanischen Altersvorsorgeplänen zu normalisieren.
Anfang des Jahres sorgte eine Meldung aus dem Wall Street Journal, basierend auf Zahlen von Vanguard, für Aufsehen. Demnach zapften aus finanzieller Not knapp 5 Prozent der 401(k)-Einzahler frühzeitig ihre Altersvorsorge an. Ein neuer Rekordwert und mehr als doppelt so viele wie noch vor der Pandemie. Grund hierfür waren vor allem steigende Lebensmittelpreise, fällige Kreditkartenrechnungen sowie ausstehende Autokredite.
Arrian Correns ist seit 2024 Redakteur bei dpn – Deutsche Pensions- und Investmentnachrichten. Seine ersten Schritte im Journalismus machte der studierte Staatswissenschaftler im Lokaljournalismus. 2023 wechselte er mit dem Volontariat im Fachverlag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in den Finanzjournalismus. In dieser Zeit schrieb Arrian Correns auch für die dpn-Schwesterpublikationen „FINANCE Magazin“ und „Die Stiftung“. Arrian Correns befasst sich heute vor allem mit Themen der institutionellen Kapitalanlage und der Digitalisierung der Investmentbranche.

