Die Krise in der Immobilienbranche ist der IWG Holding zum Verhängnis geworden. Zu Monatsbeginn informierten die Gießener, die mit der Marke MEDZENTRUM Ärztehäuser betreiben, über die Einleitung eines vorläufigen Insolvenzverfahrens: „Massive Zinserhöhungen, Bauverzögerungen, eine hohe Eigenkapitalbindung und rapide gestiegene Bau- und Energiekosten sowie eine eingebrochene Nachfrage bei institutionellen Anlegern in Folge des Krieges in der Ukraine haben das Projektentwicklungsgeschäft der Gruppe stark beeinträchtigt“, heißt es in der entsprechenden Meldung.
Das Problem der IWG: Die Gruppe geht bei der Finanzierung ihrer Projekte selbst in Vorleistung und muss das Geld durch Investoren wieder reinholen. Das ist angesichts des schwierigen Marktumfelds aber gar nicht so einfach. Und so konnte die IWG die Vorfinanzierungen nicht mehr bedienen. Das vorläufige Insolvenzverfahren läuft noch bis Anfang Dezember, dann beginnt ein reguläres Verfahren. Derzeit wird ein Sanierungskonzept erstellt, die Insolvenz erfolgt in Eigenverantwortung.
Fondsinvestoren sind abgesichert, neuer Fonds liegt auf Eis
Wichtig für institutionelle Investoren: Die einzelnen Objektgesellschaften, also die Ärztehäuser, befinden sich nicht in der Insolvenz. An diesen ist die IWG mit 10,1 Prozent beteiligt. Diese Beteiligung wiederum ist Teil der Insolvenzmasse. Wer aktuell im Fonds investiert ist, hat nichts zu befürchten, da es sich hierbei um ein Sondervermögen handelt. Ob der Fonds aber weiterhin investierbar ist, konnte dpn auf Nachfrage nicht in Erfahrung bringen. Dazu gebe es derzeit noch keine Informationen.
Relativ sicher erscheint aber, dass es nicht zu der eigentlich geplanten Auflegung eines nach Artikel 8 oder 9 klassifizierten Fonds kommen wird. Dies sei derzeit keine Option heißt es aus der Gruppe. Und ob es in Zukunft wieder eine Option wird, hänge vom Geschäftsmodell ab. Dieses müsse zunächst verschlankt und die Probleme mit der Vorfinanzierung behoben werden. Von Letzterer wollen sich die Mittelhessen künftig komplett lösen und dafür einen Investor als Partner finden. Die Suche danach hat bereits begonnen. Die IWG möchte bei der Projektentwicklung künftig nur noch beraterisch bzw. konzeptionell agieren. Anstelle eines neuen Fonds seien künftig eher Share- oder Asset-Deals mit institutionellen Investoren eine mögliche Lösung.
Patrick Daum ist Chef vom Dienst bei dpn-online. Er berichtet über alle Themen rund um das institutionelle Asset Management.

