Im Bereich der alternativen Investments haben institutionelle Anleger verschiedene Möglichkeiten, Kapital gezielt einzusetzen. Besonders zwei Fondstypen stehen in letzter Zeit im Vordergrund: Evergreen-Fonds und Drawdown-Fonds. Während Evergreen-Fonds kontinuierliche Kapitalzu- und -abflüsse ermöglichen, locken Drawdown-Fonds mit der Aussicht auf höhere Renditen. Dabei können sich die beiden Konzepte vielmehr ergänzen, als dass Sie in Konkurrenz zueinanderstehen.
Evergreen-Fonds: Flexibilität im Fokus
Evergreen-Fonds ermöglichen Investoren einen unmittelbaren und flexiblen Einstieg ohne vorher festgelegte Kapitalabrufe. Mit einer Einstiegsschwelle von rund 250.000 Euro gelten sie als leicht zugänglich für institutionelle Anleger. Die Fondsstruktur erlaubt eine kontinuierliche Rückführung des Kapitals, abhängig von den Erträgen und der jeweiligen Fondskonzeption. Dies gewährleistet den Investoren eine gewisse Liquidität, ohne dass das Kapital langfristig gebunden ist.
„Evergreen-Fonds sind besonders attraktiv, weil sie monatlich erwerbbar sind und damit unabhängig von festgelegten Zeichnungsfristen im Vergleich zu Drawdown-Fonds“, erklärt Martina Schliemann, Managing Director bei Harbour Vest im Gespräch mit dpn. Ein weiterer Vorteil liegt in der geringeren Komplexität für Investoren. Bei Evergreen-Fonds sind keine gesonderten Maßnahmen zur Kapitalabrufplanung erforderlich, und ein Ausstieg ist in der Regel jederzeit möglich.
Einschränkungen ergeben sich aber durch die statische Zusammensetzung des Portfolios und die begrenzten Einflussmöglichkeiten auf die Anlageentscheidungen. Zudem bleibt die Auswahl an verfügbaren Fonds im Vergleich zu Drawdowns überschaubar, da Evergreen-Fonds laut Schliemann noch nicht so lange etabliert sind.
Drawdown-Fonds: Langfristigkeit und Gestaltungsweg
Drawdown-Fonds richten sich vornehmlich an institutionelle Anleger mit langfristigem Anlagehorizont. Das Kapital wird hier über einen festgelegten Zeitraum von 12 bis 14 Jahren abgerufen. Ein Einstieg erfordert zudem laut Schliemann eine höhere Mindestanlage, da diese für den institutionellen Markt aufgelegt werden. Evergreen-Fonds sind unter anderem für die Zielgruppe der vermögenden Privatkunden aufgesetzt.
Beim Drawdown-Ansatz ruft der Fondsmanager im Laufe der Fondslaufzeit gestaffelt Kapital ab. Investoren verpflichten sich zur Bereitstellung eines bestimmten Kapitalbetrags, der jedoch nicht sofort eingezahlt wird. Stattdessen erfolgt die Einzahlung in Tranchen, je nach Bedarf des Fonds für Investitionen. Dadurch kann das Fondsmanagement flexibel am Markt agieren. Gleichzeitig gibt es jedoch auch Anforderungen an die Liquiditätsplanung der Investoren, da Kapitalabrufe nicht exakt prognostizierbar sind.
„Institutionelle Investoren schätzen die Möglichkeit, Drawdown-Fonds nach ihren spezifischen Bedürfnissen auszuwählen. Der langfristige Kapitalfluss über die Laufzeit und die reduzierte Volatilität ermöglichen es, Renditen zu erzielen, die über vergleichbaren Renditen im Liquiden Aktienmarkt sind“, erläutert Schliemann.
Allerdings setzt das Modell eine enge Koordination zwischen Kapitalzusagen und dem Liquiditätsmanagement voraus. Das geht mit einem erhöhten administrativen Aufwand einher. Ferner werden vorzeitige Ausstiegsmöglichkeiten standardgemäß durch Haltefristen und spezifische Regelungen zusätzlich eingeschränkt.
Zwei Modelle, ein strategischer Rahmen
In der Praxis lassen sich Evergreen- und Drawdown-Fonds im Rahmen einer übergreifenden Allokationsstrategie sinnvoll kombinieren. Während Evergreen-Fonds sich für Strategien mit erhöhter Liquiditätsanforderung und geringerer Einstiegshürde eignen, bieten Drawdown-Fonds Möglichkeiten zur Umsetzung langfristiger, individueller Anlagekonzepte mit größeren Volumina.
„Beide Modelle haben aus meiner Sicht ihre Daseinsberechtigung. Investoren müssen je nach ihrer Liquiditätsstrategie, Kapitalgröße und den spezifischen Bedürfnissen entscheiden, welches Modell für sie am besten geeignet ist“, sagt Schliemann.
