Die Steuerbelastung für Unternehmen in den Schweizer Kantonen hat durch die Steuerreform und AHV-Finanzierung STAF deutlich abgenommen. Die Belastung an den internationalen Konkurrenzstandorten blieb derweil stabil.

Die per Anfang 2020 in Kraft getretene Steuerreform und AHV-Finanzierung (STAF) hat die ordentliche Steuerbelastung in der Schweiz erheblich gesenkt. Denn eine grosse Mehrheit der Kantone hat im Zuge der STAF in den letzten zwei Jahren Gewinn- beziehungsweise Kapitalsteuern reduziert. Die effektive Steuerbelastung (EATR) für Unternehmen hat dadurch vielerorts signifikant abgenommen, wie der BAK Taxation Index zeigt.

Der Bruttoinlandprodukt-gewichtete Durchschnitt aller 26 Kantone sank zwischen 2019 und 2021 um 1,9 Prozentpunkte von 15,8 auf 13,9 Prozent. Zieht man als vor-STAF Zeitpunkt 2017 heran, um zu berücksichtigen, dass die Kantone Basel-Stadt und Waadt ihre Senkungen vorzogen, so beträgt die Abnahme des Schnitts sogar 3,0 Prozentpunkte (von 16,9 auf 13,9 Prozent).

Streuung bei Besteuerung in der Schweiz hat sich reduziert

Die Veränderungen der effektiven Steuerbelastung zwischen 2019 und 2021 variieren in den Kantonen von 0 Prozentpunkten (keine Änderung) bis knapp -10 Prozentpunkte. Starke Rückgänge zeigen insbesondere jene Kantone, in denen die Steuerbelastung bisher (für Schweizer Verhältnisse) hoch war. Eine Folge davon ist, dass sich im Schweizer Vergleich die Streuung der Kantone reduziert hat. Trotzt zahlreicher Rangveränderungen blieb das regionale Muster jedoch relativ stabil: Die Zentralschweiz besteuert im Vergleich zu den anderen Regionen tendenziell tief, die Ostschweiz mittel, und die anderen Grossregionen eher hoch.

Unternehmenssteuerbelastung sinkt tendenziell weltweit

Der Trend zur Senkung der effektiven Unternehmenssteuerbelastung ist international gesehen seit 2003 zu beobachten. Die Schweiz hat mit diesem Trend Schritt gehalten und lag stets unter dem internationalen Durchschnitt des BAK Taxation Index. Dies gilt nicht nur für das Schweizer Mittel, sondern selbst für den Maximalwert der 26 Kantone.

Grafik BAK Taxation Index für Unternehmen 2021; Quelle: BAK Economics, ZEW

Während die Schweizer Kantone die Steuerbelastung am aktuellen Rand deutlich reduziert haben, hielten die internationalen Konkurrenzstandorte die Belastung in den letzten zwei Jahren vergleichsweise stabil. Der BIP-gewichtete internationale Durchschnitt des BAK Taxation Index sank zwischen 2019 (26,4 Prozent) und 2021 (26,2 Prozent) um nur -0,2 Prozentpunkte. Grössere Reduktionen verzeichneten vor allem Frankreich (-5,2 Prozentpunkte) und Belgien (-2,0 Prozentpunkte).

Schweiz führt internationales Ranking neuerdings an

Im internationalen Vergleich hat die Attraktivität der Schweizer Kantone bei der ordentlichen Besteuerung von Unternehmen durch die STAF nochmals zugenommen. Nidwalden hat 2021 den bisherigen Leader Hongkong (9,9 Prozent) an der Spitze des internationalen Rankings abgelöst, eine grössere Gruppe von Kantonen wie beispielsweise Uri, Obwalden und Appenzell A.Rh. folgen sehr dicht darauf. Der BIP-gewichtete Schweizer Durchschnitt liegt nun unterhalb der Steuerbelastung in Singapur. Ebenso besteuert die Schweiz erheblich attraktiver als die Nachbarländer, bei denen die Belastungen zwischen 8,6 Prozentpunkten (Österreich) und 15,4 Prozentpunkten (Deutschland) über dem Schweizer Schnitt liegen.

OECD-Steuerreform bringt auch für die Schweiz Veränderungen

Mir der geplanten OECD-Steuerreform, zu welcher auch die Schweiz zugestimmt hat, stehen für die Schweizer Kantone nach der STAF bereits neue Veränderungen an. Die Steuerreform sieht unter anderem für multinationale Konzerne mit 750 Millionen Euro Umsatz eine Mindestbesteuerung vor. Wie sich dies auf den internationalen Steuerwettbewerb auswirken wird, insbesondere im Bereich der zahlreichen Unternehmen, die unterhalb die Umsatzschwelle fallen, bleibt abzuwarten.

Der BAK Taxation Index misst regelmässig die ordentliche Steuerbelastung für Unternehmen in den Schweizer Kantonen und an ihren wichtigsten internationalen Konkurrenzstandorten. In der aktuellen Ausgabe wurde untersucht, wie die per Anfang 2020 in Kraft getretene Steuerreform und AHV-Finanzierung (STAF) die Attraktivität der Kantone im internationalen Steuerwettbewerb verändert hat. Die vorliegende Analyse ist auf die ordentliche Steuerbelastung fokussiert. Die Situation der bisher von den kantonalen Steuerprivilegien profitierenden Unternehmen wird hier nicht betrachtet. Ebenso fliessen die spezifischen steuerermässigenden Effekte der STAF F&E-Instrumente (Patentbox und F&E-Abzüge) nicht ein.

 

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