Institutionelle Investoren sind wegen der Kursentwicklung ihrer Portfolios angespannt, insbesondere bei nachhaltigen Anlagen. Auslöser sind die sehr hohen Inflationserwartungen, steigende Zinsen und geopolitische Risiken.

Sieben Faktoren sollen die Wertentwicklung von Finanzmarktanlagen in den kommenden zwölf Monaten besonders bedrohen, wie die jüngste Schroders Institutional Investor Study zeigt. Dazu zählt Schroeders die steigende Inflation (diese wird mit 78 Prozent als grösste Sorge überhaupt gesehen), die Anhebung der Zinsen, die geopolitische Unsicherheit, die Verlangsamung der Weltwirtschaft, die steigenden Energiepreise, die weitere Straffung der Geldpolitik sowie die Lieferkettenunterbrüche. Risiken sehen die Vermögensverwalter auch im Klimawandel, bei Währungen und in Pandemien, wobei für sie die Covid-19-Pandemie einen Grossteil ihres Schreckens verloren hat. Das geht aus der Schroders Institutional Investor Study 2022 hervor. Die Zahl der Befragten umfasst 770 institutionelle Investoren, die insgesamt ein Vermögen von 27,5 Billionen US-Dollar verwalten.

Renditeerwartungen sind rückläufig

Die vielen Störfaktoren haben sich auch auf die Renditeerwartungen ausgewirkt. Aktuell gehen weniger Investoren (42 Prozent) weltweit davon aus, dass die Rendite ihres Gesamtportfolios in den kommenden fünf Jahren mehr als 6 Prozent pro Jahr beträgt. 2021 sagten das noch 47 Prozent. Gleichzeitig stieg die Zahl der Investoren, die eine Rendite von 4 Prozent pro Jahr oder weniger erwarten, von 17 auf 27 Prozent. «Die Märkte stehen nach wie vor im Spannungsfeld zwischen der Sorge um Zinserhöhungen und der Sorge um Rezessionsrisiken. Die Studie ergab, dass die Aktien-Allokation zurückging. Das spiegelt auch unsere eigene Positionierung», wie Johanna Kyrklund, Group CIO Schroders, erklärt.

Beinahe die Hälfte der Befragten (46 Prozent) sagt, dass sie dennoch zuversichtlich ist, die Renditeerwartungen zu erzielen. Davon sind die Investoren auf allen Kontinenten, ausser in Europa, überzeugt. Eine Ausnahme in Europa bildet die Schweiz: Hierzulande sind die Befragten genauso optimistisch wie im internationalen Durchschnitt. Besonders optimistisch sind die Nordamerikaner (48 Prozent). 2021 waren es 44 Prozent.

In der Schweiz sehen viele Greenwashing als grösstes Problem

Die Studie ergab weiter, dass in den letzten zwölf Monaten die Sorgen bezüglich der Performance nachhaltiger Investitionen gestiegen sind: 53 Prozent der Befragten gaben dies als Herausforderung an, vor einem Jahr waren es noch 38 Prozent. Das ist ein deutlicher Umschwung, den Schroeders auf das schwierige Marktumfeld zurückführt. Im asiatisch-pazifischen Raum und in Lateinamerika sind die Bedenken besonders gross. In der Schweiz sorgen sich 43 Prozent der Befragten um die Performance von nachhaltigen Anlagen. Und 75 Prozent sagen, dass ihrer Meinung nach Greenwashing das grösste Problem von nachhaltigen Anlagen ist. Es wird als Hindernis wahrgenommen, dass es keine allgemein gültige Definition gibt, was nachhaltige Anlagen überhaupt sind.

Fokus auf Impact Investing nimmt weiter zu

Gemäss der Studie wird Impact Investing neben ESG-Integration und Positive Screening weltweit als einer der wichtigsten Bausteine des nachhaltigen Investierens angesehen. Knapp die Hälfte (48 Prozent) der Befragten gibt an, dass Impact Investing ihr bevorzugter Ansatz zur Umsetzung von Nachhaltigkeit im Anlageprozess sei. Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Wert von vor einem Jahr (38 Prozent). Und mittlerweile sagen drei von vier institutionellen Investoren, dass die Bedeutung einer vollständigen ESG-Integration in den Anlageprozess zugenommen hat. In der Schweiz stehen ESG-Integration und Positive Screening zusammen mit thematischem Investieren (je 63 Prozent) auf Platz eins der beliebtesten Methoden zur Integration von Nachhaltigkeit in den Anlageprozess. «Der Trend hin zu Anlagen im Bereich Impact Investing verstetigt sich. Seit Jahren zeigt die Kurve nach oben», sagt Andreas Markwalder, CEO von Schroders Investment Management Schweiz.

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