Der Schweizer Fondsmarkt hat durch die Marktverwerfungen im 1. Halbjahr 2022 einen deutlichen Volumenrückgang erlitten. Einzelne Anlageklassen verzeichneten zwar Geldzuflüsse, doch blieben diese schwach.

Die Fondsmarktbilanz der Asset Management Association Switzerland (AMAS) fürs erste Halbjahr 2022 zeigt es deutlich auf: Ukraine-Krieg, Inflation und eine straffere Geldpolitik haben Investoren zu Geldrücknahmen veranlasst. So ist der Schweizer Fondsmarkt von 1.516.884 Millionen Franken Ende 2021 auf 1.333.862 Millionen Franken Ende des zweiten Quartals geschrumpft. Das entspricht einem Rückgang um 12 Prozent. Dabei zogen Anlegerinnen und Anleger bis Ende Juni netto rund 4 Milliarden Franken aus Anlagefonds ab, wobei sich die Rücknahmen im zweiten Quartal beschleunigt haben. «Wie an den globalen Finanzmärkten haben der Krieg in der Ukraine sowie die geldpolitischen Zäsuren im Zuge der steigenden Inflationsraten auch im Schweizer Fondsmarkt deutliche Spuren hinterlassen», sagt Adrian Schatzmann, CEO von AMAS. «Gleichzeitig bewies der Schweizer Fondsmarkt auch in Phasen höchster Unsicherheit seine grundsätzliche Stabilität.»

Obligationenfonds erlitten die grössten Abflüsse

Die grössten Abflüsse erlitten Obligationenfonds, mit 5.9 Milliarden Franken, sowie Geldmarktfonds, mit 2.2 Milliarden Franken. Netto-Zuflüsse erfuhren vor allem Anlagestrategiefonds mit 4.4 Milliarden Franken, sowie Aktienfonds (643 Millionen Franken) und Immobilienfonds (176 Millionen Franken).

Die Einbrüche an den Aktienmärkten wirkten sich deutlich stärker auf den Volumenrückgang von gesamthaft 183 Milliarden Franken aus. Entsprechend konzentrierte sich der Rückgang auf die Aktienfonds, die über die Berichtsperiode 132 Milliarden Franken oder 18,3 Prozent verloren. Aber auch Obligationenfonds verzeichneten einen Rückgang von 10 Prozent oder 43 Milliarden Franken.

Netto-Neugeldentwicklung: Nachhaltige Fonds bleiben gefragt

Vor allem zwei Fondskategorien standen im ersten Halbjahr 2022 in der Gunst der Anlegerinnen und Anleger: Anlagestrategiefonds verloren zwar performancebedingt auch an Volumen, doch zog diese Fondskategorie mit über 4.4 Milliarden Franken den grössten Neugeldanteil an. Auch Immobilienfonds blieben gefragt; gleichzeitig hielt diese Fondskategorie zusammen mit Rohstofffonds als einzige den Marktturbulenzen stand und zeigte eine positive Performance.

Auffällig ist der Neugeldzufluss von 10.8 Milliarden Franken in ESG- und Nachhaltigkeitsfonds. Deren Volumen belief sich per Ende Juni 2022 auf 355.065 Millionen Franken. Der Performancerückgang des nachhaltigen Marktes belief sich auf 6,7 Prozent, deutlich weniger als der Schweizer Gesamtmarkt und die führenden Aktienindizes.

Weitere Daten zum Fondsmarkt

Die Hierarchie der grössten Schweizer Fondsanbieter blieb im ersten Halbjahr mit UBS, Credit Suisse und Swisscanto an der Spitze unverändert.

Entwicklungen ausgewählter Indizes und Währungen im ersten Halbjahr: Dow Jones -11,25 Prozent, S&P 500 -16,45 Prozent, EURO STOXX 50 -11,47 Prozent und SMI -11,68 Prozent sowie SBI -4,41 Prozent, und Bloomberg Barclays US-Aggregate Bond Index -10,35 Prozent. Der Euro verlor gegenüber dem Schweizer Franken 3,35 Prozent, der US-Dollar gewann hingegen 3,5 Prozent.

Über die AMAS Fondsmarktbilanz

Die Statistik von Swiss Fund Data AG und Morningstar basiert auf der FINMA-Genehmigungsliste und umfasst alle Fonds schweizerischen Rechts sowie alle ausländischen Fonds, die in der Schweiz zum öffentlichen Vertrieb zugelassen sind, inklusive ihrer institutionellen Anteilsklassen. Ausländische Fonds, welche ausschliesslich qualifizierten Investoren vorbehalten sind, erfasst die Statistik nicht, weil diese Produkte nur privat platziert werden und keine FINMA-Genehmigung erhalten können.

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