Immer mehr Schweizer Unternehmen legen ihre Steuern offen. Sie wollen das Vertrauen ihrer Stakeholder gewinnen. Auch werden die öffentliche, länderbezogene Berichterstattung sowie ESG-Initiativen zunehmend verpflichtend.

Mehr und mehr Schweizer Unternehmen entscheiden sich für eine nachhaltige Offenlegung ihrer Steuern. So ist der Anteil der Unternehmen, die nur minimale Angaben zu ihren Steuerzahlungen machen, seit 2019 von 66 auf 58 Prozent gesunken. Das verdeutlicht der aktuelle «Public Tax Transparency Benchmark Report» 2021 von PwC Schweiz. Der Bericht untersucht die Offenlegung der Steuerzahlungen von 50 führenden Schweizer Unternehmen seit dem Geschäftsjahr 2018. «Mit der Offenlegung möchten die Unternehmen das Vertrauen ihrer Stakeholder gewinnen», so die Autoren. Auch werden die öffentliche, länderbezogene Berichterstattung und ESG-Initiativen zunehmend verpflichtend. «Immer mehr Unternehmen sehen sich deshalb veranlasst, ihre Steuerzahlungen transparent zu veröffentlichen. Dieser Trend dürfte sich noch deutlich verstärken», sind die Autoren überzeugt. Und sie fahren fort: «Je höher die ESG-Anforderungen werden, desto mehr Unternehmen erkennen, dass die Offenlegung ihres Steuerverhaltens eine klare Botschaft mit Blick auf ihre Nachhaltigkeit vermittelt.»

Trend zur Steuertransparenz hält an

Die Benchmark bewertet die Angaben der Unternehmen in drei Bereichen ‒ «Total Tax Contribution», «Country-by-Country Reporting», sowie Steuerstrategie und Risikomanagement. Der Umfang ihrer Offenlegung wird als «weitgehend», «mittel» und «minimal» quantifiziert. Jedes Unternehmen erhält ein Gesamt-Rating, das aus den einzelnen Punktzahlen gebildet wird.

Der Anteil der Unternehmen, deren Angaben als weitgehend eingestuft wurden, verdoppelte sich laut dem Bericht gegenüber 2020 von 2 auf 4 Prozent. Der Prozentsatz der Unternehmen mit mittleren Angaben stieg von 36 auf 38 Prozent. Gleichzeitig war ein Rückgang der Unternehmen mit nur minimalen Angaben in den Jahren 2019, 2020 und 2021 von 66 auf 62 Prozent, beziehungsweise 58 Prozent zu beobachten. «Obwohl diese Kurve noch relativ flach ausfällt, lässt sie doch ein stetiger Trend erkennen», so die Autoren.

Es gibt noch Spielraum für detailliertere Angaben

Die Zahlen zu den einzelnen Bereichen reflektieren jedoch grössere Änderungen und Nuancen. So erhöhte sich 2021 beispielsweise der Anteil der Unternehmen mit weitgehenden Angaben in Bezug auf Steuerstrategie und Risikomanagement gegenüber dem Vorjahr von 30 auf 36 Prozent. Der Anstieg der weitgehenden Angaben in Bezug auf die länderbezogene Berichterstattung gegenüber der letzten Studie stieg von 14 auf 18 Prozent und fiel somit weniger deutlich aus. «Es mögen zwar mehr Unternehmen bereit sein, Angaben zu ihrer Steuerstrategie zu machen, doch zögern offensichtlich noch viele, genauere Zahlen preiszugeben. Dies ist insofern nicht verwunderlich, als solche Offenlegungen Wettbewerbs-, Reputations- und Fehlinterpretationsrisiken bergen können», fassen die Autoren zusammen.

Covid-19-Pandemie hat Offenlegungen gefördert

Die Covid-19-Pandemie hat die Einführung umfassenderer Offenlegungen beeinflusst und dürfte sie auch weiter fördern: «Covid-19 schuf sozusagen Nachholbedarf bei der Steuertransparenz. Während die Notwendigkeit, die akuten Herausforderungen anzugehen, die Umsetzung der Pläne für eine umfassendere Berichterstattung verlangsamte, beschleunigte die Pandemie die zugrunde liegenden Trends, insbesondere im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung, die schon in naher Zukunft zu mehr und detaillierteren Offenlegungen führen dürften», erklärt Charalambos Antoniou, Tax Function Design und Tax Transparency Leader von PwC Schweiz sowie Mitautor des Berichts.

Rückhalt geben auch neue regulatorische Vorschriften

Rückhalt geben nach seiner Meinung auch die neuen regulatorischen Vorschriften, die der Forderung nach steuerlicher Offenlegung mehr Nachdruck verleihen. Dazu zählen die EU-Richtlinie zur Veröffentlichung länderbezogener Berichterstattung (Public Country-by-Country Reporting, CbCR) und der GRI-Standard 207: Tax 2019. Laut Antoniou werden immer mehr Anforderungen nicht mehr freiwillig, sondern verpflichtend. Dennoch würden Regulierungen nicht unbedingt zu Einschränkungen: «Unternehmen erkennen, dass Steuertransparenz eine überzeugende Botschaft zu ihrem sozialen und ökologischen Engagement vermitteln. Zudem verstehen sie, dass sorgfältig durchdachte, mit dem entsprechenden Kontext unterlegte Steuertransparenz eher eine Chance als ein Risiko oder eine Unannehmlichkeit darstellt.»

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