Die Analystenstimmung bleibt pessimistisch. Das reflektiert auch der CS CFA Society Switzerland Indikator; er ging im November 2022 erneut leicht zurück (-4.4 Punkte) und notiert mit -57.5 Zählern weiter in einem Bereich, aus dem er nicht mehr ausgebrochen ist, seit er im April 2022 infolge des Ukrainekriegs und der ersten Zinserhöhung durch die US-Notenbank drastisch abgerutscht war. Unverändert erwarten zwei Drittel der befragten Schweizer Finanzanalysten, dass sich die Konjunkturlage im kommenden halben Jahr eintrüben wird. Das zeigt die aktuelle Finanzmarkt-Umfrage Schweiz.
Arbeitsmarkt dürfte sich eintrüben
Zunehmend pessimistischer werden die Analysten bezüglich des Schweizer Arbeitsmarkts. Bisher waren ihre Einschätzungen trotz der prognostizierten wirtschaftlichen Schwäche robust, doch nun erwarten 54 Prozent der Befragten eine steigende Arbeitslosenquote. Dies ist ein deutlicher Anstieg von 24 Prozentpunkten im entsprechenden Subindikator.
Inflation dürfte zurückgehen, nicht aber die Zinsen
Die kurzfristigen Inflationserwartungen der Analysten fallen auch im November und führen damit ihren seit Juli 2022 deutlich sichtbaren Rückgang weiter fort. Wie stark die Inflationsraten nach Ansicht der Analysten sinken werden, lässt sich daraus aber nicht ablesen.
Immer noch unwahrscheinlich sind in den Augen der Analysten Zinssenkungen durch die Schweizerische Nationalbank (SNB), die Europäische Zentralbank (EZB) oder die US-Notenbank (Fed) in den nächsten sechs Monaten. Am langen Ende der Zinskurve fallen die Erwartungen der Analysten jedoch. Für die USA rechnet nicht einmal mehr die Hälfte der Befragten mit einem erneuten Anstieg der langfristigen Zinsen.
Wechselkurs dürfte unter Parität bleiben
Weitgehend unverändert bleiben die Einschätzungen zum fairen Euro-Franken-Wechselkurs. Ähnlich wie bei der letzten vierteljährlichen Umfrage zum Thema sehen die Analysten den Fair Value mit 57-prozentiger Wahrscheinlichkeit unter Parität. Vor dem starken Anstieg der Inflation lag der Fair Value in den Einschätzungen der Analysten in der Regel deutlich über 1.00, wenn nicht sogar 1.10. Dass der nominale Wechselkurs nochmals über die Parität steigt, halten die Analysten damit für eher unwahrscheinlich. Tatsächlich rechnen 40 Prozent der Befragten auch mit einer weiteren Aufwertung des Frankens, wenn auch die erwartete wachsende Zinsdifferenz zum Euroraum den Druck im Vergleich zum Vormonat etwas lindern sollte.
Analysten erwarten für Aktien weitere Kursverluste
Trotz der Entspannung bei den Inflationserwartungen und den langfristigen Zinsen bleiben die Analysten vorsichtig in ihrer Einschätzung zum Aktienmarkt. Der entsprechende Indikator deutet weiterhin auf fallende Kurse im nächsten halben Jahr hin, und nur rund ein Drittel der Befragten ist optimistisch in Bezug auf den Swiss Market Index, den EuroStoxx 50 oder den S&P 500 Index.
Bewertungsniveau von Anleihen und Immobilien verbessert sich
Die starke Kurskorrektur dieses Jahres macht sich in den Einschätzungen zum Bewertungsniveau von Aktien deutlich bemerkbar. Nachdem im letzten Jahr phasenweise mehr als die Hälfte der Finanzanalysten Schweizer Aktien als überbewertet angesehen haben, erachten nun14 Prozent der Analysten Aktien als unterbewertet. Auch die Preise von Immobilien und Unternehmensanleihen sind den aktuellen Einschätzungen zufolge fairer als noch im August, wenn in der Tendenz auch nach wie vor überbewertet. Gold ist zwar gemessen am Renditepotenzial laut Analysten leicht teurer geworden, bleibt aber weiterhin fair bewertet.
Die CFA Society Switzerland und die Credit Suisse führen seit Januar 2017 die Finanzmarkt-Umfrage Schweiz, eine monatliche Befragung von Finanzanalysten, durch. Die detaillierten Ergebnisse der zwischen dem 17.11.2022 und 24.11.2022 durchgeführten Umfrage, an der sich 40 Analysten aus der Schweizer Finanzbranche beteiligt haben, sind hier abgebildet.