Die durch staatliche Rettungspakete und niedrige Zinsen ausgelöste Aktienmarkt-Rally haben dem KENFO im Jahr 2021 Rückenwind verliehen. Der Wert der Finanzanlagen kletterte um 10,4 Prozent. 2020 Betrug das Plus noch 8,3 Prozent. Mit einem Stiftungsergebnis von 248 Millionen Euro konnte der Staatsfonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung zudem nicht nur den Gewinn mehr als verdoppeln, sondern übertraf auch die avisierte Zielspanne von 195-245 Millionen Euro.
Finanzchef Thomas Bley begründete den Erfolg bei der Vorstellung des Geschäftsberichts 2021 am 7. Juli 2022 aber auch mit verstärkter Kostendisziplin: Geringere Verwaltungskosten, aber auch niedrigere Negativzinsen ließen die Aufwendungen um etwa 46 Prozent sinken. Für 2022 zeigte sich Bley trotz des schwachen Kapitalmarktumfeldes zuversichtlich. Dank verbesserter Risikosysteme habe der KENFO schon vor Beginn des Ukraine-Kriegs einen Teil der Ernte einfahren können, weshalb Bley mit einem Zielergebnis von 250-275 Millionen Euro plant – vorausgesetzt, es komme nicht mehr zu stärkeren Marktverwerfungen.
Stärkere Investitionen in illiquide Assets
KENFO-Chefin Anja Mikus hat eine neue Phase bei der Portfolio-Allokation eingeläutet: „Wir wollen mehr direkt investieren.“ Dafür will die Stiftung, die Ende 2021 seit Gründung insgesamt 2,4 Milliarden Euro für Entsorgungszwecke ausgezahlt hat (allein 1,1 Milliarden Euro im Jahr 2021), das Personal kräftig von 40 auf 60 Mitarbeiter aufstocken. Besonders der Bereich illiquider Anlagen – also Private Equity und Debt, Infrastruktur oder Immobilien – rückt dabei in den Fokus. Zum 31. Mai 2022 machte dieses Segment 4,2 Prozent des Portfolios aus und lag damit noch deutlich unter dem Zielwert von 30 Prozent, der 2027 erreicht werden soll. Globale Aktien und REITs waren hingegen mit 43,8 Prozent ebenso übergewichtet wie Unternehmens- und Schwellenländer-Anleihen mit 27,8 Prozent sowie Geldmarktprodukte mit 15,4 Prozent.
Mit dieser Allokation komme der Fonds gut durch die Krise, so Mikus, die sich rückblickend froh darüber zeigte, mit Letzteren schon vor Kriegsbeginn einen wichtigen Puffer gebildet und nur wenig in illiquide Assets investiert zu haben. Denn bei diesen dürften sich nun günstigere Kaufgelegenheiten ergeben. In Infrastruktur werde derzeit zwar noch über Fonds investiert, sagte sie auf dpn-Nachfrage. Gespräche über Direkt- und Co-Investments würden aber bereits geführt. „Wir haben den Zug auf die Schiene gebracht.“ Nächstes Jahr im Juli – wenn der Geschäftsbericht für 2022 vorgestellt wird – werde sie mehr dazu sagen können.
In Sachen Nachhaltigkeit bleibt der KENFO auf Kurs: Der CO2-Fußabdruck des Aktien- und Unternehmensanleihen-Portfolios unterbot seine Benchmark 2021 um satte 48 Prozent. Durch vermehrte Direktinvestitionen wird er sich jedoch wieder vergrößern. Hier haben die Berliner aber genügend Spielraum, der gesteckte Zielwert von 20 Prozent unterhalb der Benchmark soll nicht überschritten werden. Jährlich soll der CO2-Fußabdruck um vier Prozent gegenüber dem Ausgangswert 2019 sinken, was für Ende dieses Jahres eine Gesamtreduktion von zwölf Prozent bedeute, so CFO Bley.