Institutionelle Investoren erwarten mehrheitlich eine Verbesserung des wirtschaftlichen Umfelds im kommenden Jahr. Die Aussichten für China bewerten sie besser als für die Weltwirtschaft insgesamt. Das geht aus der aktuellen Studie „The China Position“ von Invesco in Zusammenarbeit mit der Economist Intelligence Unit (EIU) hervor, für die weltweit 411 Großinvestoren befragt wurden.

Rund zwei Drittel der befragten Vermögensberater, institutionellen Investoren und Großbanken sind der Meinung, dass sich die globalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den nächsten zwölf Monaten verbessern werden. Fast drei Viertel rechnen mit einem noch besseren wirtschaftlichen Umfeld in China, so das Umfrageergebnis.

Investoren aus Nordamerika haben einen mehrheitlich sehr positiven Ausblick für praktisch alle Märkte: Mehr als 80 Prozent von ihnen rechnen in den nächsten zwölf Monaten sowohl weltweit als auch in China mit einer Verbesserung des wirtschaftlichen Umfelds.

Investoren aus den Regionen EMEA und APAC dagegen sind deutlich optimistischer für China als für die Weltwirtschaft: 65 Prozent der Befragten aus der Region EMEA glauben, dass sich die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessern werden, während 73,5 Prozent mit einer Verbesserung des Wirtschaftsumfelds in China rechnen. Investoren aus der Region APAC sind jeweils etwas verhaltener: Von ihnen rechnen 53 Prozent mit einer Verbesserung der globalen Wirtschaft und 66 Prozent mit einer besseren Verfassung der chinesischen Wirtschaft.

Anleger favorisieren neue Technologien

Im Einklang mit Chinas Aufstieg an die Weltspitze in der Entwicklung neuer Technologien bezeichneten 58 Prozent der befragten Organisationen das Thema technologische Innovation, beispielsweise in den Bereichen künstliche Intelligenz oder Robotik, als potenziell attraktives Anlagethema in China. An zweiter Stelle standen Finanzdienstleistungen, die von 51 Prozent der Befragten genannt wurden, gefolgt von „New Economy“-Dienstleistungen wie Gesundheit, IT und Bildung mit einem Anteil von 41 Prozent. Erneuerbare Energien sind ein weiteres bedeutendes Anlagethema für ausländische Investoren – vor allem für Anleger aus Nordamerika, für die dieses mit einem Anteil von 39 Prozent der Nennungen genauso interessant ist wie „New Economy“-Dienstleistungen.

Handelskonflikte haben kaum Auswirkungen auf Investitionspläne

Die Frage nach den Auswirkungen des US-chinesischen Handelsstreits auf die Anlageentscheidungen ergab ein gemischtes Bild. Mit 43 Prozent beziehungsweise 42 Prozent der Befragten ist der Anteil der Investoren, die negative Auswirkungen auf ihre Anlageentscheidungen erwarten, nur leicht höher als der derjenigen, die mit positiven Auswirkungen rechnen. Am optimistischsten zeigten sich die Investoren aus Nordamerika, von denen 53 Prozent mit „gewissen“ oder „bedeutenden“ positiven Auswirkungen rechnen. Am pessimistischsten waren dagegen die Investoren aus der Region APAC, von denen fast 50 Prozent „moderat negative Auswirkungen“ erwarten, weitere 8 Prozent sogar „deutlich negative Auswirkungen“.

Trotz der Unterschiede in Bezug auf die erwarteten Auswirkungen gaben die Organisationen auf die Frage nach den Folgen ihrer Prognosen für den US-chinesischen Handelsstreit an, dass sie ihr China-Engagement vermutlich entweder „deutlich“ oder „moderat“ ausweiten werden. Sowohl in APAC als auch in EMEA planen mehr als 67 Prozent der Befragten, ihre China-Investments in den nächsten zwölf Monaten auszubauen. In Nordamerika sind es sogar 71 Prozent.

Weiter im Fokus: Onshore-Aktien

Wie die Befragung zeigt, investieren institutionelle Investoren in China vor allem in Aktien: Mehr als zwei Drittel sind direkt am chinesischen A-Aktienmarkt investiert – in Nordamerika liegt der Anteil der Investoren mit einer direkten Allokation in A-Aktien sogar bei 82 Prozent -, und mehr als die Hälfte hat eine direkte Allokation in chinesische Offshore-Aktien (H-Aktien), in APAC sogar 80 Prozent.

Rund 52 Prozent der Befragten wollen ihre Allokationen in chinesische Onshore-Aktien in den nächsten zwölf Monaten ausbauen – mehr als bei allen anderen chinesischen Anlageklassen. Weitere 34 Prozent rechnen mit einer unveränderten Allokation in Aktien aus Festlandchina, 12 Prozent wollen ihr Engagement in dieser Anlageklasse reduzieren. An Stelle einer unveränderten oder geringeren Allokation planen die meisten Befragten eher eine Ausweitung ihres Engagements in den meisten Anlageklassen. Das gilt insbesondere für außerbörsliche Anlagen wie Immobilien oder Direktbeteiligungen an Unternehmen. Die Hälfte der Befragten will ihr Engagement in diesen Bereichen ausbauen.

Die einzige Anlageklasse, in der die meisten Befragten ihr Engagement stabil halten wollen und keine Ausweitung planen, sind an Offshore-Börsen gehandelte Staatsanleihen: 38 Prozent der Befragten wollen ihre Positionen in diesen Papieren aufstocken; 40 Prozent wollen sie stabil halten.

„Dass sich die für diese Studie befragten Investoren nicht nur aus Diversifikations- und Performancegründen am chinesischen Markt engagieren, sondern auch, um die China-Expertise ihrer Organisation zu stärken, ist ermutigend“, sagt Andrew Lo, Senior Managing Director und Head of Asia Pacific bei Invesco. Dadurch entwickele sich eine institutionelle Wissensbasis unter globalen Investoren, die diesen die nötige Sicherheit und das nötige Vertrauen gibt, um am chinesischen Markt zu investieren. „Mit der weiteren Öffnung dieses Marktes und dem weiteren Abbau von Anlagebeschränkungen wird diese Entwicklung sicherlich noch weiter an Dynamik gewinnen. Gleichzeitig sollten etwaige künftige Fortschritte auf dem Weg zu einer Einigung im US-chinesischen Handelskonflikt hier zu einem noch größeren Marktvertrauen beitragen,“ fasst Lo zusammen.

Weitere Informationen zu der Studie lesen Sie in der kommenden Printausgabe der dpn.

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